Julia Extra 360
laut, und er blickte erschrocken auf.
Na, prima, jetzt würde sie auch noch seine schrecklichen Narben sehen!
Aber Maxie schenkte ihnen keine Beachtung, als er aus dem Wasser stieg und tropfend vor ihr stand. „Tut dir dein Bein wieder weh?“, erkundigte sie sich. „Bestimmt, weil sich das Adrenalin von unserem kleinen Ausflug verflüchtigt hat.“ Sie lachte kurz. „Vielleicht hast du es aber auch beim Schwimmen ein wenig übertrieben.“
Ihre unbekümmerte Art verschlug ihm ein weiteres Mal die Sprache. Er beugte sich vor und versuchte, ein Handtuch von der Liege zu angeln, aber Maxie kam ihm zuvor und reichte ihm eines. „Danke, ich kann das schon selbst“, blaffte er sie an.
„Herrgott noch mal, Diego!“ Sie warf ihm das Handtuch an den Kopf und brachte ihn damit leicht aus dem Gleichgewicht. „Jetzt sei nicht so empfindlich!“
Selbstverständlich hatte sie die Narben an seinem Bein bemerkt, und sie konnte sich gut vorstellen, wie unangenehm ihm das war. Dennoch, ihr war aufgefallen, dass ein Großteil des frischen Narbengewebes verschwinden würde, solange es nur mit der richtigen Salbe und leichten Massagen behandelt werden würde. Bestimmt hatte Diego alles dafür getan, seine Muskeln wieder aufzubauen und an seiner Beweglichkeit zu arbeiten, aber die Regeneration seiner Haut vernachlässigte er offensichtlich.
Andererseits war sie nicht hergekommen, um Laiendiagnosen zu stellen. Im Augenblick wollte sie einfach nur schwimmen gehen. Außerdem musste sie sich auf ihren Auftrag besinnen. Nicht einfach, vor allem nicht unter Diegos neugierigen Blicken. Warum hatte sie sich überhaupt die Mühe gemacht, einen Badeanzug überzustreifen?
Angriff war die beste Verteidigung. „Habe ich irgendetwas getan, was dich verärgert? Dann tut es mir aufrichtig leid. Oder geht es um deine Narben?“, fragte sie direkt. „Meinst du, ich ertrage den Anblick nicht? Dass ich sie abstoßend finden würde? Hältst du mich tatsächlich für so oberflächlich?“
„Dazu habe ich überhaupt keine Meinung.“
„Wie außerordentlich diplomatisch von dir“, sagte sie sarkastisch. „Du bist so ein tapferer Mann. Hartes Training, um wieder mobil zu werden. Dann hast du nach dem Unfall dein verletztes Pferd gerettet, obwohl die Tierärzte es einschläfern wollten. Ja, Holly hat mir eine Menge über dich verraten.“ Sie hob die Hand, als er sie unterbrechen wollte. „Aber wenn du so tapfer bist, macht es dir doch sicher nichts aus, wenn ich deine Narben berühre? Sie massiere und einsalbe, damit sich die Haut erholen kann, oder?“
Ungläubig schüttelte Diego den Kopf. „Du hast vielleicht Nerven.“
„Die habe ich“, erwiderte sie, nicht ohne einen gewissen Stolz in der Stimme. „Also gib nicht ständig den mürrischen Einzelgänger! Ich habe keine Angst vor dir. Aber mich würde interessieren, wovor du eigentlich Angst hast? Zu versagen? Nie wieder in den Polo-Olymp aufzusteigen? In diesem Fall könnte ich dir helfen. Sollten die Dinge aber anders liegen, bist du einfach nur der unausstehlichste Mann, den ich jemals getroffen habe.“
Er konnte nicht fassen, was sie ihm gerade an den Kopf geworfen hatte.
Aber einer muss es tun, dachte Maxie. Es ließ sich sowieso nicht rückgängig machen, dass sie ihn in seinem Schmerz beobachtet hatte. Man konnte ebenso gut offensiv damit umgehen, anstatt so zu tun, als hätte man nichts bemerkt.
„Ich kann dir wirklich helfen“, wiederholte sie zuversichtlich. „Ich beherrsche verschiedene Massagetechniken, die meiner Mutter sehr geholfen haben. Was hast du zu verlieren, Diego?“
„Du sollst schaffen, was meine eigenen Physiotherapeuten nicht hinbekommen haben?“
„Ich könnte es zumindest versuchen.“
Doch außer einem weiteren fassungslosen Kopfschütteln blieb Diego ihr eine Antwort schuldig.
Gerade als sie ihr impulsives Angebot zu bereuen begann, verlagerte er das Gewicht auf sein gesundes Bein und wies mit dem Kopf zum Regal. „Da drüben steht Öl“, murmelte er. „Fang an, bevor ich es mir anders überlege!“
Eigentlich brauchte sie ein spezielles Mittel für diese Behandlung, aber um das Eis zu brechen, musste einfaches Entspannungsöl vorerst reichen.
Er streckte sich auf einer Liege aus, deckte sich halb mit seinem Handtuch zu und schloss die Augen, um sich den Anblick von Maxies Händen auf seinem entstellten Bein zu ersparen.
Mit vorsichtigen Bewegungen tastete sie zuerst die betroffenen Stellen ab, um die schlimmsten Verhärtungen
Weitere Kostenlose Bücher