Julia Extra 360
hinzu. Da meine Mutter ohnehin früh gestorben ist, hatte er das Gefühl, als seien all seine Anstrengungen umsonst gewesen.“
„Dein Vater hat eben auf seine Art versucht, seiner Frau zu helfen. Und später hast du dann für ihn gesorgt. Bei all der Verantwortung konnte keiner von euch beiden weit über den Tellerrand schauen. Meinst du, ich verstehe das nicht?“
Zärtlich schaute sie ihn an. „Das tust du, oder?“
Er küsste sie sanft und lange auf den Mund. „Warum willst du das jetzt alles besprechen?“
„Weil ich es wichtig finde, dass es keine Geheimnisse oder Missverständnisse zwischen uns gibt.“ Sie schluckte. „Wir bekommen ein Baby, Diego.“
Ruckartig setzte er sich im Bett auf. „Was? Bist du sicher?“
„Ganz sicher“, entgegnete sie leise und biss sich auf die Unterlippe.
In Sekundenschnelle rauschten die unterschiedlichsten Glücksgefühle durch seinen Verstand. „Können wir es allen sagen?“, wollte er wissen.
„Nein, dafür ist es noch zu früh. Außerdem wäre der Zeitpunkt schlecht gewählt. Bei einer Hochzeit sollte immer die Braut im Mittelpunkt stehen. Deshalb sollen ja auch andere Frauen kein Weiß tragen. Das ist der Braut vorbehalten.“
Diego stöhnte enttäuscht auf. „Ach, na gut! Ich werde den Mund halten, zumindest heute. Mann, ich kann es gar nicht fassen! Du wirst Mutter!“
„Und du wirst Vater“, bemerkte sie trocken. „Wie fühlst du dich?“
„Wie fühle ich mich?“, überlegte er laut. „Als wenn die ganze Welt und alles darin nur mir allein gehört.“
Übermütig wälzte er sich auf sie und zeigte ihr, wie tief seine Liebe zu ihr war. Es war vollkommener als jede emotionale Erfahrung, die Maxie bisher gemacht hatte. Das war Liebe – einzigartig.
Sein ganzes Leben lang wollte er Maxie lieben und auf Händen tragen, das nahm Diego sich felsenfest vor. Prüfend betrachtete er sein frisch rasiertes Gesicht im Spiegel und trug zur Feier des Tages noch etwas mehr Rasierwasser auf als sonst.
Immer noch hörte er ihre leisen Lustseufzer in seinem Ohr. Diese süße, ungewöhnliche Frau bekam sein Kind, und sie hatten ein ganzes Leben vor sich, um ihre Liebe einander zu zeigen.
„Du siehst umwerfend aus, Diego.“ Sie stand hinter ihm im Türrahmen, mit zerwühlten Haaren und einem höchst zufriedenen Ausdruck in ihrem hübschen Gesicht. Um ihren nackten Körper hatte sie eine dünne Tagesdecke geschlungen.
„Du machst dich besser fertig“, drängte er sie lachend und drückte ihr im Vorbeigehen einen Kuss auf die Stirn. „Ich will keinen Ärger mit Holly riskieren, weil ich ihre Freundin zu lange von der Feier fernhalte.“
Maxie würde sich heute diskret im Hintergrund halten, um den Ablauf der Dinge zu überwachen. Als Outfit hatte sie sich für ein schlichtes, cremefarbenes Kleid entschieden, und ihr einziger Schmuck war ein unauffälliges Headset, mit dem sie telefonieren konnte und das von ihrer Frisur geschickt kaschiert wurde.
„Ich dusche noch schnell, und dann sehen wir uns gleich unten“, versprach sie lachend und verschwand im Bad.
„Bis gleich!“, rief er ihr nach und klopfte sich auf die Jackentasche, um sicherzugehen, dass er den Ring bei sich hatte. „Ich liebe dich!“
12. KAPITEL
Sogar Maxie war von der Szenerie beeindruckt, die sie selbst mit erschaffen hatte. Tausende Sommerblüten schmückten den Vorplatz des Haupthauses, die teilweise aus den gepflegten Beeten quollen, an den bestehenden Büschen und Ranken wuchsen oder auch extra für die Hochzeit herangeschafft worden waren. Sie verströmten einen Duft, der die gesamte Gästeschar einhüllte, während das Jubelpaar später unter einem mit weißen Blumen dekorierten Pavillon getraut werden sollte.
Endlose Stuhlreihen waren aufgestellt worden, und in der Mitte lag ein langer Teppich, der vom Haus zum Altar führte. Spannung lag in der Luft, und ein kleines Orchester spielte Bach, während die zahlreichen Gespräche allmählich verstummten. Diesen Moment mochte Maxie am meisten: Der Höhepunkt der ganzen Veranstaltung stand kurz bevor, und alles wartete nur noch auf die Hauptpersonen dieses besonderen Tages.
Endlich kündigte eine Fanfare die Ankunft von Ruiz an, der von seinem Bruder Diego, dem Trauzeugen, begleitet wurde. Aufgeregtes Getuschel erfüllte die Reihen, während die beiden eindrucksvollen Männer über den Teppich schritten und von Zeit zu Zeit eine kleine Pause einlegten, um einzelne Gäste zu begrüßen.
Alles sah aus wie im Märchen, und
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