Julia Extra 360
Maxie ging regelrecht das Herz auf. Vor allem, als Diego ihr ein warmes Lächeln schenkte, kurz bevor er seine Position unter dem Pavillon einnahm.
Doch dann spürte Maxie plötzlich, dass Ärger in der Luft lag. Alle Blicke waren nach vorn gerichtet, nur eine kleine, ältere Frau mit grauen Haaren starrte Maxie wie gebannt und fast ein wenig feindselig an. Sie wirkte allerdings nicht wie der typische Besucher, von dem man eine etwaige Störung erwartete – zum Beispiel, weil sie zu viel getrunken hatte oder dergleichen –, aber der Mann neben ihr wirkte dagegen eindeutig bedrohlich. Er funkelte Maxie an und sprang auf, während die alte Dame sich hilflos an seinen Arm klammerte.
„Haltet die Braut kurz auf“, zischte Maxie in ihr Mikrofon. „Ich brauche hier noch zehn, fünfzehn Minuten!“
Der zweite Anruf galt dem Orchester, das angewiesen wurde, noch ein fröhlicheres Stück zu spielen und dieses Mal etwas lauter als zuvor. Den Gästen schien allerdings nichts aufzufallen, wie Maxie erleichtert feststellte. Diego gab sie schnell ein Zeichen, dass er sich noch etwas gedulden musste, dann meldete sie sich kurz bei Lucia.
„Ich bin sowieso noch gar nicht fertig!“, rief Holly im Hintergrund. „Habt ihr denn noch nie etwas davon gehört, dass die Braut ihren Bräutigam ruhig warten lassen soll?“
„Nein, das höre ich zum ersten Mal“, antwortete Maxie trocken.
„Tja, das gehört zur Tradition. Frauen brauchen doch ohnehin länger, um sich fertig zu machen. Also mach dir keine Gedanken, Maxie, das gehört alles mit zum großen Plan.“
„Na ja, wenn du es sagst“, schloss Maxie zweifelnd, war aber andererseits froh über den unproblematischen Aufschub.
Nachdem die Verbindung wieder unterbrochen war, eilte sie zu den beiden Gästen, die sich immer noch ziemlich auffällig verhielten. An den Mann wandte sie sich zuerst.
„Kann ich Ihnen helfen?“
Sie wich zurück, als er buchstäblich auf sie zustürzte, und lockte den Mann und die Frau außer Hörweite. Hinter der Hausecke blieb sie stehen und erkundigte sich höflich noch einmal, ob es ein Problem gäbe.
„Sie kennen mich nicht“, begann der Mann erbost. „Aber ich kenne Sie!“
„Mein Name ist Maxie Parrish“, stellte sie sich vor. „Ich bin Hollys Hochzeitsplanerin. Wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann?“ Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
„Ich heiße Alessandro Fernandez“, verkündete der Mann schneidend, so, als müsse ihr der Name irgendetwas sagen. „Und das hier ist meine Mutter, Señora Fernandez.“
„Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen, Señora Fernandez.“ Höflich reichte Maxie ihr die Hand.
Doch anstatt den Gruß zu erwidern, brach die ältere Frau in Tränen aus.
„Ihrer Mutter geht es nicht gut“, sagte Maxie erschrocken und sah sich nach einem Stuhl für die Dame um.
Gerade als Alessandro sich auf Maxie stürzen wollte, tauchte Diego auf und hielt den jungen Mann auf. Sofort griffen auch seine Brüder ein, und es kostete sie alle Kraft, den jungen Fremden zurückzuhalten.
Schützend stellte sich Maxie vor die andere Frau. „Sehen Sie denn nicht, dass Sie Ihrer Mutter Angst einjagen?“, fuhr sie Alessandro an.
„Ich?“ Er spuckte auf den Boden. „Sie, Señorita Parrish, beleidigen meine Mutter mit Ihrer Anwesenheit bei dieser Hochzeit!“
„Aber ich richte diese Feier aus“, verteidigte Maxie sich. „Warum sollte ich denn nicht hier sein? Was habe ich getan, um Sie zu verärgern?“
Bevor jemand etwas sagen konnte, schaltete sich Alessandros Mutter ein. „Dein Verhalten ist unangebracht, Alessandro. Es bringt dir deinen Bruder nicht wieder.“ Ihr schien die Stimme versagen zu wollen, als sie sich zu Maxie umdrehte. „Warum verstehen immer nur die Frauen?“
Ihre Traurigkeit ging Maxie unter die Haut, und ihr wurde kalt. Hilflos blickte sie zu Diego, der Alessandro warnend anstarrte.
„Deine Mutter hat recht“, knurrte Diego. „Das hier bringt nichts.“
„Was weißt du denn schon?“, fauchte der andere Mann. „Du hast kein Herz. Keine Emotionen. Du bist gar nicht in der Lage dazu, irgendetwas zu fühlen, Diego. Weiß dieses Weib überhaupt davon?“
„Alessandro!“ Seine Mutter klang mittlerweile streng. „Du vergisst dich! Entschuldige dich augenblicklich bei Señorita Parrish! Und spare dir dein Temperament für das Polospiel auf!“
Diego trat vor. „Darf ich eine Erfrischung bringen lassen, bevor wir uns wieder zu unseren Plätzen begeben?“
Aber noch war
Weitere Kostenlose Bücher