Julia Extra 360
Alessandro nicht fertig. „Wie kannst du dieser Frau erlauben herzukommen?“, wollte er wissen.
„Nicht jetzt!“, warnte Diego und bemerkte Maxies vorwurfsvollen Blick.
„Möchten Sie nun bitte Ihre Plätze einnehmen?“, bat sie steif und richtete das Wort an den Bräutigam. „Ruiz? Du möchtest Holly doch nicht warten lassen, oder?“
„Natürlich nicht“, rief er über die Schulter und eilte davon.
„Diego, Nacho, Kruz“, fuhr sie fort, „bitte geht mit eurem Bruder!“
„Wir sollen dich allein lassen?“, fragte Diego unschlüssig.
„Besinne dich darauf, dass dies ein offizieller Anlass ist“, sagte Señora Fernandez zu ihrem Sohn. „Wenn dir die Würde unserer Familie etwas bedeutet, hast du genau jetzt Gelegenheit, das zu beweisen.“
„Gracias, señora“ , bedankte sich Maxie. „Mir ist nicht klar, wo das Problem liegt, aber vielleicht könnten wir das nach der Trauung besprechen?“
„Sehr gern“, stimmte die andere Frau zu. „Sie haben offensichtlich Talent, schwierige Situationen zu meistern. Dann wollen wir mal! Schließlich ist dies ein Freudentag.“
Das bleibt abzuwarten, dachte Maxie bestürzt, während sie ihren rätselhaften Gästen hinterhersah.
Leider ergab sich keine Gelegenheit, Diego zu diesem merkwürdigen Zwischenfall zu befragen. Maxie war den ganzen Tag damit beschäftigt, sich darum zu kümmern, dass die Feier reibungslos verlief.
Erst am Abend suchte Diego, den das schlechte Gewissen plagte, nach ihr, um sie daran zu erinnern, dass sie es als Schwangere ruhiger angehen lassen sollte.
„Vorher möchte ich noch mit Señora Fernandez reden“, widersprach Maxie und warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Es war spät geworden.
„Sie wird schon tief und fest schlafen“, behauptete Diego, „und das solltest du auch tun.“
„Was hatte das alles zu bedeuten, Diego?“
„Habe ich dir eigentlich schon erzählt, dass ich in Argentinien unserer Mannschaft zum Sieg verholfen habe?“, versuchte er sie abzulenken.
„Du weißt genau, dass Lucia mir alles darüber brühwarm berichtet hat.“ So leicht ließ sie sich nicht beirren. „Warum hasst Alessandro mich dermaßen? Ich kenne ihn doch nicht einmal.“
Sie waren bei den Ställen angekommen, und Diego öffnete die Tür zur Scheune. „Hier komme ich her, wenn mir etwas auf der Seele brennt“, sagte er leise. „Die Pferde sind dann die einzige Gesellschaft, die ich ertragen kann.“
„Weil sie dir keine Widerworte geben?“, mutmaßte sie trocken.
Sein Lachen war ohne jede Freude. Achtlos warf er seine Jacke ins Heu und setzte sich darauf. Dann zog er Maxie sanft an sich. „Señora Fernandez und Alessandro sind Mutter und Bruder von meinem besten Freund Oresto“, erklärte er und seufzte schwer. „Vor vielen Jahren stellte ich Oresto einem Mann vor, der behauptete, er könne sein Leben verändern. Und dieser Mann war dein Vater.“
Sie schnappte nach Luft. „Diego?“
„Ich habe die beiden zusammengebracht, und wir alle glaubten, wir könnten eine Menge Geld machen. Nur leider hatte diese Geschichte kein Happy End. Ich denke, du weißt, was ich meine.“
„Oresto war der junge Mann, der sich umgebracht hat?“ Ihr wurde schlecht. „Das erklärt natürlich alles. Diese reizende Frau … Diego, das halte ich nicht aus. Kein Wunder, dass Alessandro ausgerastet ist, als er mich sah.“
„Wir können die Vergangenheit nicht ändern, aber wir können daraus lernen. Ich habe die Dämonen verbannt, Maxie. Du solltest dasselbe tun.“
„Ich kann gar nicht fassen, dass du vor all den Jahren mit meinem Vater zu tun hattest!“
„Unsere Leben waren miteinander verknüpft worden, bevor wir beide uns überhaupt kannten.“ Behutsam streifte er mit den Lippen ihre Augenbraue.
„Was für eine Tragödie“, flüsterte Maxie und sank tiefer in seine Arme. „Ich verstehe, warum er mich so hasst.“
„Alessandro hasst dich nicht. Er wird sich wieder beruhigen, das tut er immer.“
„Aber Señora Fernandez …?“
„Sie ist eine außergewöhnliche Frau und hat mir schon vor vielen Jahren vergeben. Sie vertritt die Meinung, dass die Gier nach Geld schon zu viele Leben zerstört hat. Außerdem habe ich den Eindruck, sie mag dich.“
„Hoffentlich.“ Ein Teil der Anspannung fiel von Maxie ab.
„Ich habe ihr alles zurückgezahlt, was Oresto verloren hat. Mit Zinsen.“
„Und mein Vater?“
Ihm lag nicht daran, schlecht über Verstorbene zu sprechen. „Ich habe viel von deinem Vater
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