Julia Extra 360
wegen eines Herzinfarkts, wurde gemunkelt. Es hieß auch, dass er nicht mehr ins Unternehmen zurückkehren würde.
Finn ging im Kopf noch einmal durch, was er über Eleanor Winston wusste. Sie wurde allgemein Ellie genannt, war neunundzwanzig Jahre alt und hatte an einem renommierten College ein Diplom in Architektur gemacht. Danach hatte sie drei Jahre für eine Firma in Atlanta gearbeitet und hauptsächlich Wohnhäuser entworfen.
Wie er gehört hatte, behagte es ihr nicht sehr, dass sie nun Bürohochhäuser und riesige Kliniken konzipieren sollte.
Ein Grund mehr für sie, mein Angebot dankbar anzunehmen, dachte er. Eine brandneue und noch ungeübte Chefin, die plötzlich ein Unternehmen mit mehreren gleichzeitig laufenden Projekten managen musste, konnte bestimmt Unterstützung brauchen.
Ja, er würde Ellie Winston seine Hilfe anbieten, und davon würden beide Seiten gleichermaßen profitieren.
„Dein großer Plan besteht also darin, mit Ellie Winston hier und heute zu reden?“, erkundigte Riley sich.
„Ja. Sie ist entspannt, hat vielleicht ein, zwei Gläser Wein getrunken, und was das Beste ist: Sie ahnt nichts von dem Angebot, das ich ihr machen werde.“
„Damit hast du garantiert recht“, stimmte Riley ihm zu.
Finn blickte zu Ellie. Sie lachte über eine Bemerkung, die der Mann neben ihr gemacht hatte. Es war ein herzliches Lachen, und ihre Augen funkelten vor Vergnügen. Sie wirkte offen und begeisterungsfähig, sogar aus der Entfernung.
Kurz beneidete er den Mann neben ihr und fragte sich, wie es wäre, an dessen Stelle zu sein und Ellie zum Lachen zu bringen.
Sie war wirklich wunderschön. Und faszinierend.
Aber er durfte sich dadurch nicht von seinem Plan ablenken lassen.
„Bei einer solchen Frau muss man feinfühlig vorgehen, Hawk“, meinte Riley.
„Ich hasse es, wenn du mich so nennst“, beschwerte Finn sich.
„Wieso? Du stürzt dich doch wirklich wie ein Habicht auf deine Opfer und rupfst sie. Auf die nette Art natürlich. Also passt der Spitzname Hawk genau zu dir.“
Ein Wirtschaftsmagazin hatte Finn vor einigen Jahren den Namen angehängt, als er seinen schärfsten Konkurrenten aufgekauft hatte und nur sechs Monate später den nächsten. Dadurch war seine Firma eines der größten Architekturunternehmen im Nordosten der USA geworden.
Zumindest für eine Weile. Dann hatte der Verrat seiner Freundin Lucy seine Firma auf die Hälfte reduziert – und ihn, Finn McKenna, um seinen guten Namen gebracht.
Mittlerweile wurde seine Firma in Bestenlisten nicht mehr erwähnt, und als Spitznamen verdiente er höchstens noch „Versager“.
Aber nicht mehr lang!
Eine Kellnerin kam zu ihnen und bot ihnen appetitlich angerichtete Häppchen an. Finn winkte ab, doch Riley nahm sich Räucherlachs mit Gurke und fragte die junge Frau: „Sind die Häppchen so lecker, wie Sie hübsch sind?“
„Da müssen Sie schon eines probieren und dann selber entscheiden“, erwiderte sie und lächelte.
Riley aß einen Bissen und nickte. „Dieses Kanapee jedenfalls ist delikat.“
„Vielleicht bin ich das ja auch“, meinte sie schlagfertig und ging weiter, wobei sie verführerisch die Hüften schwenkte.
„Denkst du jemals an etwas anderes als an Frauen?“, fragte Finn kritisch.
„Denkst du jemals an etwas anderes als ans Geschäft?“, gab der Jüngere zurück.
„Als Boss habe ich keine andere Wahl, als immer am Ball zu bleiben“, erklärte Finn ruhig.
Das eine Mal, als er sich auf eine Beziehung fokussiert hatte, war ihn teuer zu stehen gekommen. Nie wieder, hatte er sich geschworen.
„Man hat immer eine Wahl“, hielt Riley dagegen. „Meine fällt meistens auf ein attraktive Frau in meinem Bett und ein Lächeln auf meinen Lippen.“
„Du bist ja auch ein richtiger Windhund!“
Dass ihn die Medien als Playboy titulierten, war Riley sichtlich egal. Als jüngster Spross der Familie McKenna hatte er sich schon immer viel erlauben dürfen und war ungeschoren davongekommen.
Wir drei Brüder sind echt typisch, dachte Finn. Er selbst war als Ältester derjenige mit Verantwortungsbewusstsein und arbeitete seit seinem vierzehnten Lebensjahr. Brody, der Mittlere, war der klassische Friedensstifter, mittlerweile hatte er den Beruf des praktischen Arztes ergriffen. Und Riley, der Kleine, war zuerst von der Mutter und dann von der Großmutter verwöhnt und verzogen worden. Er war ein wildes Kind gewesen und schaffte es immer noch, sich jeder Verantwortung zu entziehen.
Finn fühlte sich
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