Julia Extra 360
ruhig frei.“
„Signor Andreoni hat darauf bestanden, dass ich Sie fahre. Er feuert mich, wenn ich es nicht tue.“
„Das wird er nicht tun“, meinte sie entschieden, „dafür sorge ich schon. Also … ciao .“
Emilio wartete bereits, als Gisele im Restaurant ankam. Viel eingekauft hatte sie nicht, nur ein Kleid und dazu passende Schuhe für den Abend. Und Emilios Karte hatte sie auch nicht benutzt. Sie war schließlich kein verwöhntes Kind, das zum Shopping geschickt wurde, wenn die Eltern keine Zeit hatten.
Sie schlängelte sich an den besetzten Tischen vorbei und hielt Emilio demonstrativ die Wange zum Begrüßungskuss hin, damit auch jeder es sehen würde. „Hallo, Darling.“
Emilio jedoch fasste ihr Gesicht mit beiden Händen und drückte einen fordernden Kuss auf ihre Lippen, bis alles in ihrem Kopf sich zu drehen begann. Sie musste sich an seiner Brust abstützen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Als er sie endlich losließ, war sie so rot wie die einzelne Rose in der Vase auf dem Tisch.
„Sieht nicht aus, als wäre dein Einkaufsbummel sehr erfolgreich gewesen“, meinte er, als er ihr den Stuhl zurechtrückte.
„Ich gebe nicht gern das Geld anderer Leute aus“, erwiderte sie über die Schulter zurück. „Meine Kleidung kaufe ich mir selbst.“
„Du scheinst entschlossen zu sein, meine Anweisungen zu missachten.“ Er nahm wieder Platz.
„Und du scheinst nicht akzeptieren zu wollen, dass ich mir nicht vorschreiben lasse, was ich zu tun habe“, fauchte sie leise zurück.
„Vorsicht, cara “, kam es warnend von ihm. „Wir befinden uns in der Öffentlichkeit. Halte deine Krallen eingezogen, bis wir wieder allein sind.“
Angelegentlich studierte Gisele die Karte. „Wie ist es bei deinem Termin gelaufen?“
„Gut.“
Mehr nicht. Gisele fragte sich, ob es sich wohl um eine Kundin gehandelt hatte, da der Termin so dringend gewesen war. Ein Stein lag ihr plötzlich im Magen. Sie hasste die Vorstellung, dass er mit einer anderen Frau zusammen war. Zwei Jahre lang hatte sie versucht, nicht daran zu denken. Doch jetzt fragte sie sich, ob es irgendwo im Hintergrund eine Geliebte gab. Schließlich lebten viele reiche Männer ein Doppelleben. Gehörte er auch dazu?
„Ich habe etwas für dich.“ Er holte ein kleines Kästchen hervor und hielt es ihr hin. „Ich hoffe, er passt.“
Gisele hob den Deckel und starrte auf den faszinierenden Diamantring, der ihr entgegenfunkelte. Er sah schrecklich teuer aus und doch schlichter als der, den Emilio ihr zuvor geschenkt hatte. „Ich verstehe nicht …“ Sie hob den Blick. „Sagtest du nicht, du wolltest den alten Ring enger machen lassen?“
„Ich dachte, der würde dir besser gefallen. Falls nicht, kannst du dir selbst einen anderen aussuchen. Mir ist das gleich.“
Gisele nahm den Ring aus dem Samtbett und steckte ihn an den Finger. Er passte perfekt, und vor allem passte er auch besser zu ihrer Hand als der andere. Den ersten Ring hatte sie nie wirklich gemocht, er war viel zu groß und protzig für ihren Geschmack gewesen, und mit der Einfassung war sie öfter an ihrer Kleidung hängen geblieben und hatte sich Fäden gezogen. Dieses Design dagegen wirkte an ihrem Finger, als wäre der Ring allein für sie entworfen worden. „Er ist wunderschön, Emilio, der schönste Ring, den ich je gesehen habe.“
Er brummte etwas Unverständliches und nahm die Speisekarte zur Hand. „Was möchtest du essen?“
Der Knoten von Bitterkeit und Verärgerung in ihrer Brust löste sich auf. „War das hier das Dringende, das du zu erledigen hattest?“ Sie hielt die Hand mit dem Ring hoch.
Emilio legte die Karte wieder ab. „Können wir jetzt etwas zu essen bestellen, oder bist du noch immer im Hungerstreik?“
„War es das?“, beharrte sie.
„Ich musste mich um mehrere Sachen kümmern.“ Rastlos rutschte er auf seinem Sitz hin und her. „Das war eine davon.“
„Das ist sehr aufmerksam von dir“, sagte sie leise.
„Keine Ursache.“ Er setzte eine betont gelangweilte Miene auf. „Ist nur Requisite. Die Leute sollen sich nicht die Mäuler zerreißen, weshalb du keinen Ring trägst.“
Sie kaute an ihrer Lippe und begutachtete den funkelnden Diamanten ausgiebig. „Ziemlich teure Requisite.“
Die Speisekarte wurde mit einem dumpfen Laut zugeklappt. „Geld, mehr ist es nicht.“
Über den Tisch hinweg hielt sie seinen Blick fest. „Kann ich ihn behalten, wenn ich das hier … du weißt schon … wenn ich das hier
Weitere Kostenlose Bücher