Julia Extra 360
überstanden habe?“
„Überstanden?“ Er verzog die Lippen. „Bei dir hört sich das an, als müsstest du eine Gefängnisstrafe absitzen. Oder eine Folter ertragen.“
Sie schürzte die Lippen und betrachtete nachdenklich wieder den Ring. „Ich weiß nicht … vielleicht habe ich eine kleine Kompensation ja verdient.“
„Zwei Millionen sind bereits eine beachtliche Kompensation. Und was würdest du überhaupt mit ihm anfangen? Willst du ihn wieder in den Brunnen werfen oder verkaufen?“
Sein spöttischer Blick lag auf ihr, während sie nach der Karte griff. Sie verstand nicht, weshalb er die Mühe und Kosten auf sich genommen hatte, einen so wunderschönen Ring für sie zu besorgen. Machte sie sich selbst etwas vor, wenn sie glaubte, dass er mehr für sie empfand, als er sehen ließ? Sie hatte sich nie vorstellen können, dass die Trennung ihn irgendwie belastet oder gar verletzt hätte, schließlich war er es gewesen, der die Beziehung beendet hatte. Und diese „Versöhnung“ hatte sie immer nur als befristete Show erachtet.
Aber was, wenn er wirklich einen Neuanfang suchte und der neue Ring seine Art war, es ihr zu zeigen? War es dumm von ihr, nach Liebe zu suchen, wo so lange Hass regiert hatte? Was, wenn der Ring nur ein Köder war, mit dem er sie in sein Bett zurücklocken wollte?
Es war noch viel zu früh, um irgendwelche Schlüsse über seine Motive zu ziehen. Sie würde auf der Hut sein müssen, wollte sie keine Wiederholung der alten Geschichte riskieren. „Ich denke, ich werde ihn als Souvenir behalten. Eine Frau kann schließlich nie genug Diamanten haben, nicht wahr?“, meinte sie schnippisch.
Seine Züge wurden hart. „Wundert mich, dass du den anderen Ring nicht behalten hast. Von dem Verkaufserlös hättest du sicher ein oder zwei Jahre leben können.“
„Unter den damaligen Umständen war es viel befriedigender, ihn wegzuwerfen.“
Mit schmalen Lippen sah er sie durchdringend an. „Du wirst nie einlenken, oder?“
„Hast du deshalb den Ring gekauft? Weil du glaubst, mich mit einem glitzernden Steinchen in dein Bett zu bekommen? Da wirst du dich schon mehr anstrengen müssen, Emilio. So leicht kriegt man mich nicht herum.“
Er zog eine Augenbraue hoch. „Da hatte ich gestern Abend aber einen ganz anderen Eindruck.“
Gisele lief rot an. Abrupt stand sie auf. „Entschuldige mich, ich muss zur Toilette.“ Sie war keine zwei Schritte weit gekommen, als sie seine Stimme hinter sich hörte.
„Vergiss es.“
„Wie bitte?!“ Entrüstet schwang sie zu ihm herum.
„Ich weiß genau, was in deinem Kopf vorgeht, Gisele. Weglaufen hilft nicht.“
Wütend funkelte sie ihn an. „Ich laufe nicht weg. Ich sehe nur zu, dass ich mich aus deiner unangenehmen Gesellschaft entferne.“
Seine Miene wirkte kalt und starr wie aus Marmor gemeißelt, und seine Stimme klang eisig. „Solltest du dieses Restaurant ohne mich verlassen, werde ich meine sämtlichen Kontakte nutzen und jeden warnen, nichts mit dir zu tun zu haben. Kannst du dir ausmalen, was die Presse daraus machen wird?“
Gisele hatte das Gefühl, als hätte er sie mit Eiswasser übergossen. Bluffte er nur? Was, wenn die Presse tiefer grub und mehr aus ihrem Privatleben aufwühlte? Bisher wusste die Öffentlichkeit weder von Lilys Geburt noch von ihrem Tod. Sie würde es nicht ertragen, ihre Trauer und ihren Schmerz vor den Augen aller breitgetreten zu sehen.
Sosehr es auch an ihrem Stolz fraß … sie setzte sich wieder. „Zufrieden?“, fragte sie beißend.
„Du bist ein richtiger Hitzkopf geworden, cara . Dich zu zähmen entpuppt sich als höchstinteressante Aufgabe.“
„Soll ich Männchen machen und Pfötchen geben?“
„Nein.“ Mit glühenden Augen sah er sie an. „Ich will viel lieber sehen, wie du dich auf den Rücken rollst und im Bett mit mir spielst.“
Sein Wortspiel trieb ihr die Hitze in die Wangen. Wie gelang es ihm bloß immer wieder, sie allein mit einem Blick oder einer spöttelnden Bemerkung auf ein zitterndes Bündel voller Verlangen zu reduzieren? „Stell dich auf eine Enttäuschung ein“, gab sie bemüht kühl zurück. „Vielleicht kann ich deine hohen Erwartungen ja nicht erfüllen.“
Er lehnte sich zurück und musterte sie ausgiebig, dann blieb sein Blick auf ihrem Mund haften. „Ich bin sicher, du hast deine Finesse nicht verloren. Ich kann mich noch sehr gut an das Gefühl erinnern, wie es ist, wenn du dich an mich klammerst.“
Sie lächelte zynisch, um zu kaschieren, dass
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