Julia Extra 360
sich heiße Lust in ihrem Schoß ausbreitete. „Im Dunkeln sind alle Katzen grau.“
„Ich kenne eine Menge Katzen, aber keine schnurrt so wie du.“
„Vielleicht fauche und kratze ich ja auch.“ Sie schlug die Beine übereinander, verzweifelt bemüht, das Pochen tief in ihrem Inneren zu ignorieren. „Oder vielleicht gebe ich ja auch nur vor zu schnurren, um es hinter mich zu bringen. Frauen sollen das ja angeblich tun.“
Er lächelte überlegen. „Glaubst du wirklich, ich würde nicht merken, wenn du nur schauspielerst?“
Gisele wandte das Gesicht ab. Er hatte ihren Körper genau gekannt, jeden Zentimeter, jede empfindliche Stelle, und genau gewusst, wie er ihr Vergnügen bereiten konnte. Noch Stunden nach dem Liebesspiel hatte das Summen in ihr angehalten. Seine Liebkosungen hatten sich in ihre Haut eingebrannt, in ihren Körper. Sie spürte doch auch jetzt die Sehnsucht in sich. Sie hätte keine Chance gegen ihn, sosehr es ihren Stolz auch verletzen würde. Hatte der gestrige Abend nicht schon den Beweis geliefert? Emilio hatte den Kuss abgebrochen, nicht sie. „Könnten wir bitte über etwas anderes reden?“
„Warum sollte es dir peinlich sein, dass ich deinen Körper fast so gut kenne wie meinen eigenen?“
„Du kennst ihn nicht mehr“, beharrte sie.
Er zog ihre Hand an seine Lippen, schaute sie hypnotisierend an. „Dann sollten wir die Bekanntschaft schnellstmöglich wieder auffrischen, meinst du nicht auch? Dein Körper ist da längst einer Meinung mit mir, nur dein Kopf muss noch nachkommen. Und bis dahin bin ich bereit zu warten.“
Gisele entzog ihm ihre Hand, ihre Finger prickelten. Sie steckte die Nase tief in die Speisekarte und bestellte schließlich ein Gericht, auf das sie keinen wirklichen Appetit hatte, einfach nur, damit sie seinem bohrenden Blick nicht begegnen musste. Es rieb sie auf, wie gut er sie kannte. Allerdings frustrierte es sie noch mehr, wie sehr es sie anrührte, dass er die Situation gestern Abend nicht ausgenutzt hatte. Die meisten Männer hätten sich ihre Verletzlichkeit zunutze gemacht, Emilio nicht. Wie sollte sie ihn hassen, wenn er lauter nicht hassenswerte Dinge tat?
„Es scheint dir nicht zu schmecken.“ Er beobachtete sie, wie sie mit dem Essen nur spielte und es auf dem Teller hin und her schob.
Sie legte die Gabel ab. „Tut mir leid, aber ich habe einfach keinen Hunger.“
Lange sah er sie mit düsterem Blick an, dann: „Ist es meine Gesellschaft, die dir den Appetit verdirbt?“
Sie zog die Mundwinkel nach unten. „Es liegt nicht nur an dir … es ist die ganze Situation. Wir beide … es fühlt sich irgendwie … Ich weiß nicht, was du von mir willst.“
„Ich will dich“, sagte er schlicht.
Seine Bemerkung strich ihr wie eine Liebkosung über den Rücken. „Ich meinte, außer dem Offensichtlichen.“
„Du meinst, langfristig gesehen?“
Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die trockenen Lippen. „Ich bin mir nicht sicher, ob wir beide noch dasselbe wollen.“
„Ist es nicht viel zu früh, sich eine solche Frage zu stellen? Wir sollten jeden Tag nehmen, wie er kommt, und es zumindest versuchen. Siehst du das nicht auch so?“
Sie schaute ihm direkt in die Augen. „Wie viel davon ist allein als Show für die Öffentlichkeit gedacht?“
Eine tiefe Falte erschien auf seiner Stirn. „Ist es das, was du denkst?“
Sie holte bebend Luft. „Woher soll ich das wissen? Du schenkst mir einen wunderschönen Ring, sagst aber kein Wort über deine Gefühle. Heute genauso wenig wie damals.“
„Was soll ich denn sagen?“, stellte er die Gegenfrage. „Du betonst immer wieder, dass du mich hasst. Und da soll ich über meine Gefühle reden? Was hätte das für einen Sinn? Es würde doch nichts ändern, oder?“
„Hast du mich je geliebt?“, wagte sie den Sprung ins kalte Wasser.
Seine Züge wurden Schritt für Schritt zu einer starren Maske. „Ich wollte dich heiraten, oder etwa nicht?“
Abfällig sah sie ihn an. „Heißt das jetzt, ich sollte dankbar sein, weil du mich aus der endlosen Reihe von Kandidatinnen ausgewählt hast?“
„Warum bringst du das Thema jetzt auf?“
„Weil ich wissen möchte, was du damals für mich gefühlt hast. Ich muss wissen, auf welcher Basis unsere damalige Beziehung aufgebaut war.“
Er strich sich mit den Fingern durchs Haar. „Auf dem beidseitigen Wunsch, eine gemeinsame Zukunft zu schaffen. Wir wollten dieselben Dinge – Kinder, eine stabile Familie, ein solides Heim. Alles Dinge,
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