Julia Extra 360
Ja gesagt, nur musste sie zuerst mit Nico sprechen. „Es war ein anstrengender Tag, und ich bestelle mir einfach etwas aufs Zimmer.“
Zander kannte sich gut genug mit Frauen aus, um nicht zu drängen.
Als vollendeter Gentleman begleitete er Charlotte in die Hotelhalle. Sogar windzerzaust und mit dem Saum seiner Hosenbeine feucht vom Meerwasser und voller Sand, war er der bestangezogene Mann dort. Er strahlte eine unangestrengte Eleganz aus, die weder Hemd noch Krawatte brauchte.
„Nico wird völlig verblüfft sein, wenn er Sie sieht.“
„Dann lassen Sie uns morgen zusammen überlegen, wie wir ihn am angenehmsten überraschen.“ Zander spürte, dass Charlotte hin- und hergerissen war, und beruhigte sie. „Am Telefon wollte ich es ihm nicht sagen. Ich möchte ihm ins Gesicht blicken, wenn ihm klar wird, dass wir uns gefunden haben. Vielleicht essen Sie morgen mit mir zu Abend?“
In der Bar herrschte reger Betrieb, überall hielten sich gut aussehende Pärchen und attraktive Singles auf, leise Klaviermusik spielte im Hintergrund. Ihm entging nicht, dass Charlotte in die Richtung schaute, und Zander wusste, dass er einen Drink erreichen konnte, danach Abendessen und wer weiß was noch. Aber dafür war er viel zu clever. Und seit sie das Hotel betreten hatten, war sie furchtbar vorsichtig.
Als er ihr einen Handkuss gab, fuhr sie erst zusammen und erschauerte dann heftig.
Es wirkte förmlich und fühlte sich ganz und gar nicht so an. Zanders weiche Lippen auf ihrer Hand machten Charlotte schwach, verwirrten sie total, weil sie noch nie so stark auf einen Mann reagiert hatte.
Zu ihrer großen Erleichterung fand sie ihren Chef nicht umwerfend trotz seines verheerend guten Aussehens. Und er sie nicht. Selbst vor seiner Hochzeit war nichts zwischen ihnen gewesen, nicht einmal ein kleiner Flirt. Aber hier stand ein Mann, der Nicos Ebenbild war, und sie wollte auf die Knie sinken. Zander blickte auf, sein Mund berührte nicht mehr ihre Hand, doch Charlotte spürte seine Wärme noch auf der Haut. Wenn Zander sie erneut zum Abendessen einladen würde, könnte sie nur Ja sagen.
Er wünschte ihr eine gute Nacht und sah ihr an, dass sie einerseits froh und andererseits enttäuscht war. Wenn ich warte, wird es morgen umso schöner sein, tröstete er sich.
Ob sie es Nico verraten würde?
Nachdenklich beobachtete Zander, wie Charlotte davonging. Er hatte sein Möglichstes getan, um es zu verhindern. Außer sie an einem Bett festzubinden …
Bei dem Gedanken lächelte er sinnlich und widerstand dem Drang, ihr zu folgen und sie noch einmal einzuladen. Zander fragte nie zweimal. Stattdessen steuerte er auf die Bar zu.
Auf dem Weg durch die Hotelhalle zwang sich Charlotte, sich nicht umzudrehen, aber der Wunsch war stärker. Als sie es bis zu den Fahrstühlen geschafft hatte, gestattete sie sich einen Blick. Und bekam gerade mit, wie die partnerlosen Frauen auflebten, sobald Zander die Bar betrat. Er sprach mit einem Kellner, wandte sich kurz um und ertappte Charlotte.
Sie wollte zu ihm laufen, in die Bar gehen und Anspruch auf ihren Traummann erheben.
Es war sicherer, ihm fernzubleiben.
Nachdem sie ihre Zimmertür geschlossen hatte, hängte Charlotte die Sicherheitskette ein. Nicht, damit Zander draußen blieb, sondern damit sie drinnen blieb.
Wenn sie nicht in seiner Nähe war, konnte sie denken, duschen, ihren Morgenmantel überziehen, beim Zimmerservice etwas bestellen und sich daran erinnern, wer ihr Chef war.
Loyalität bedeutete ihr alles. Sie musste ihn anrufen und ihm berichten, was sie inzwischen erfahren hatte.
„Nico …“ Frustriert seufzte sie beim Klang seiner Voicemail. „Hier Charlotte. Ich bin auf Xanos, und etwas Unerwartetes ist passiert. Könnten Sie mich bitte zurückrufen?“
Er tat es nicht.
In ihren Morgenmantel gekuschelt, setzte sie sich auf den Balkon und versuchte es noch einmal. Wieder erreichte sie nur Nicos Voicemail. Als Charlotte hochblickte, sah sie Zander, ein Glas in der Hand, auf einem riesengroßen Balkon im obersten Stock stehen. Seine Augen waren auf sie gerichtet, und Charlotte saß einen Moment lang wie erstarrt da.
Dann zog sie sich ins Zimmer zurück, schob die Glastür zu und verriegelte sie. Vor Zander hatte sie keine Angst, aber vor sich selbst, vor der Frau in ihr, die sich danach sehnte, sich entfalten zu können.
„Nico, bitte …“ Kurz bevor sie ins Bett ging, rief sie wieder an.
Um sieben klingelte ihr Telefon, und sie wollte durch Willenskraft
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