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Julia Extra 360

Julia Extra 360

Titel: Julia Extra 360 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Jump , Carol Marinelli , Susan Stephens
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Nachmittag“, sagte Charlotte. Mit Zander zusammen zu sein war wirklich nett, weil nicht er es war, der sie ausfragte. Stattdessen stellte sie die Fragen, denn er faszinierte sie so.
    Und er erzählte ihr von seiner Hotelkette, von den Spielkasinos, die er besaß, von seinem Leben in Australien.
    „Aber das hier müssen Sie vermisst haben.“ Charlotte beobachtete, wie Zander hinaus aufs Mittelmeer blickte.
    „In Australien fehlt es kaum an Stränden. Ich habe ein Büro und ein Haus in Sydney mit Blick auf den wohl schönsten Hafen der Welt.“ Dass es wie Prahlerei klang, war nicht beabsichtigt gewesen. Vielmehr versuchte Zander, sich selbst zu überzeugen. Denn wie könnte er einen Ort vermissen, der ihm nichts als Qual gebracht hatte – diese Aussicht, die er vor sich gehabt hatte, wenn er als Kind und Teenager geweint hatte.
    Wenn Zander aufs Meer blickte, zu dem Felsen hundert Meter weit draußen, waren zwanzig Jahre wie ausgelöscht, und er spürte die Angst und die Prellungen auf dem Rücken und den Beinen von den Schlägen seines Vaters. Den ziehenden Schmerz, den echter Hunger verursachte. Die Verwirrung, in die es ihn gestürzt hatte, dass seine Mutter ihn zurückgelassen, es ihm überlassen hatte, damit fertig zu werden. Sich daran zu erinnern tat selbst jetzt noch weh.
    Jede Minute, die verging, brachte ihn dem Treffen mit seinem Zwillingsbruder näher, den seine Mutter ausgewählt und mitgenommen hatte, der ein Leben im Luxus geführt hatte, während er aus Mülltonnen essen musste.
    „Aber dieser Strand kommt mir vor wie ein Stück vom Paradies“, sagte Charlotte.
    Oder von der Hölle. „Es war keine reine Freude.“ Verblüfft hörte Zander seine eigenen Worte. Er gab niemals etwas von sich preis, und mit Sicherheit sollte er es nicht gegenüber der persönlichen Assistentin seines Zwillingsbruders tun. Und dennoch, als Charlotte ihm das Gesicht zuwandte und ihm ihre ganze Aufmerksamkeit schenkte, wollte sich Zander ein Mal nicht in sich selbst zurückziehen. „Ich habe nicht nur angenehme Erinnerungen an mein Leben auf Xanos.“
    „Einige gute werden Sie doch haben?“
    Wieder blickte er zu dem Felsen und erinnerte sich an Jungs im Teenageralter, er in der Mitte, die sich gegenseitig anstachelten und ins Meer sprangen. Ja, ihm fielen glücklichere Momente ein aus der Zeit, bevor er auf sein Aussehen gebaut und ältere, betrunkene Touristinnen geküsst hatte, um sich ein Bett für die Nacht und das Frühstück am nächsten Morgen zu sichern. Er dachte daran, wie er und seine Freunde auf dem Markt im Norden der Insel Obst geklaut und es lachend gegessen hatten, wenn sie ihren Verfolgern entwischt waren.
    „Wir sind auf den Markt gegangen …“ Von Neuem war Zander verblüfft, dass er mit Charlotte darüber sprach. „Wir waren ungefähr zwölf Jahre alt.“ Er erzählte ihr von dem geklauten Obst, und sie lachte. Und er erzählte ihr von der Taverne, die abends immer voller Touristen gewesen war. Die Frauen erwähnte er nicht, auch nicht, dass er im Hinterhof der Taverne die Mülltonnen nach etwas zu essen durchwühlt hatte.
    Dann überraschte er sich noch einmal selbst.
    „Ich zeige Ihnen Xanos“, bot er an. „Das echte Xanos.“ Er holte sein Handy heraus und rief das Hotel an.
    Charlotte glaubte, der milliardenschwere Zander würde ihr die Insel durch die Panzerglasscheiben einer Luxuslimousine zeigen, aber als sie zum Hotel zurückkamen, hatte man zwei Motorroller vor dem Eingang bereitgestellt.
    „Ich bin noch nie auf so einem Ding gefahren …“, sagte Charlotte nervös und begeistert zugleich.
    „Sie werden es schnell lernen.“
    Tatsächlich genoss sie es nach ein paar unsicheren ersten Versuchen, ihren kleinen Motorroller zu fahren. Dass sie keinen Helm trugen, war nicht die einzige Vorschrift, die sie verletzten. Mit Zander fühlte sie sich wie eine Trapezkünstlerin ohne Netz. Sie spielten ein wildes, gefährliches Katz-und-Maus-Spiel, wenn er vor ihr beschleunigte, darauf wartete, dass sie aufholte, und dann lachend davonbrauste.
    Dass ihr Handy noch immer nicht geklingelt hatte, war das Einzige, was Charlottes Glück trübte.
    Kurz vor Mittag parkten sie die Motorroller auf dem Marktplatz und gingen in eine Taverne. Zander beobachtete, wie Charlotte ihr Telefon überprüfte.
    „Es ist Ihre Sache, ob Sie es Nico mitteilen oder nicht. Ich möchte Sie nicht unter Druck setzen. Ich hatte nur gehofft, meinen Bruder zu überraschen. Schon seit Langem denke ich an den Tag, an

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