Julia Extra 360
dem wir uns wiedersehen.“
„Er ist mein Chef …“
„Ich habe Sie in eine unmögliche Situation gebracht.“ Verständnisvoll nickte Zander. „Wirklich, ich hätte in meiner Suite bleiben sollen.“ Er blickte Charlotte tief in die Augen, und die Welt schien stillzustehen. „Aber dann hätten wir unseren Ausflug nicht unternommen, deshalb kann ich es nicht bereuen.“
Sie auch nicht. Zwar warnte sie sich, dass Zander sie nur so stark beeindruckte, weil ihr das Zusammensein mit einem Mann gefehlt hatte – dass sie vor zwei Jahren mühelos mit ihm fertig geworden wäre –, doch natürlich machte sie sich etwas vor. Ganz gleich, unter welchen Umständen sie sich kennengelernt hätten, von Zander wäre sie sofort hingerissen gewesen.
„Bald sind Sie zurück in London“, sagte er. „Und ich bin wieder in Australien.“
Seine Worte waren eine bittere Erinnerung daran, dass sich alles, was sie hatten, nach Tagen messen ließ. Als würde er sie ermahnen oder ihr erlauben, die gemeinsame Zeit einfach zu genießen und das Partygirl zu sein, für das er sie hielt.
„Auf unseren Tag.“ Zander hob sein Glas.
Wie köstlich das Mineralwasser schmeckte, wie berauschend es war, mit diesem Mann zusammen zu sein. In diesem Moment klingelte ihr Telefon, und Charlotte sah, dass Nico endlich zurückrief. „Entschuldigen Sie mich bitte kurz.“ Sie stand auf.
Zander wollte wissen, was gesprochen wurde. Deshalb redete er kurz mit dem Kellner, gab ihm ein sehr nettes Trinkgeld und bat ihn, diskret zu sein. Der Kellner ging nach draußen, um die Tische abzuräumen.
Vor der Taverne setzte sich Charlotte an einen Tisch, holte tief Atem und meldete sich. Egal, was Zander von ihr denken mochte, egal, dass sie die Überraschung verdarb, sie musste es Nico erzählen. Er war ihr Chef. Das durfte sie nicht vergessen, selbst wenn es sie verwirrte, Zander in ihrer Nähe zu haben.
„Charlotte, hier ist Constantine.“
Dass sie statt Nicos Stimme die seiner Ehefrau hörte, überrumpelte Charlotte.
„Nico weiß, dass Sie ständig versucht haben, ihn zu erreichen. Er hat mich gebeten, Sie zurückzurufen.“
„Ich muss wirklich mit ihm sprechen.“
„Sein Vater ist krank geworden“, erklärte Constantine. „Sein Adoptivvater. Sie wissen, dass die beiden ein gespanntes Verhältnis zueinander haben …“
Das war die Untertreibung des Jahres. Seit Nico vermutet hatte, adoptiert worden zu sein, war die ohnehin schwierige Beziehung noch schwieriger geworden. Seine Adoptiveltern waren nicht einmal auf seiner Hochzeit. Mitfühlend schloss Charlotte einen Moment lang die Augen, als Constantine klarmachte, wie es stand.
„Er liegt in dem kleinen Krankenhaus auf Lathira, aber Nico lässt ihn jetzt aufs Festland fliegen, da es etwas sehr Ernstes ist. Nico will natürlich zu dem Treffen morgen kommen und bittet Sie, einen Flug um sieben Uhr morgens von Athen zu organisieren. Danach wird er sofort zurückfliegen.“
„Die Sache ist die, dass …“ Mitten im Satz hielt Charlotte inne. Sie hörte die Krankenhausgeräusche im Hintergrund, sie hörte das Baby von Nico und Constantine weinen, und es war nicht der richtige Zeitpunkt.
Jetzt Constantine verraten, dass Nico einen Bruder hatte, und nicht einmal ihm selbst? Vielleicht hatte Zander recht. Für die Überraschung sollte er sorgen, dann war sie bedeutungsvoller. Noch mehr Stress konnte Nico heute ohnehin nicht gebrauchen.
„Richten Sie ihm aus, dass gute Neuigkeiten auf ihn warten, wenn er nach Xanos kommt. Und grüßen Sie ihn herzlich von mir.“
„Tue ich. Ich muss los, Charlotte.“
Sie blieb noch ein paar Minuten sitzen. Ein netter Kellner bot an, ihr Glas nach draußen zu bringen. „Nein, danke, ich gehe gleich wieder rein.“
Also war sie allein mit dem Geheimnis. Sie warf einen Blick in die Taverne und fand es anerkennenswert, dass Zander nicht herüberschaute und versuchte, zu ergründen, ob sie die Überraschung verdorben hatte. Stattdessen plauderte er mit dem Kellner, der ihm gerade nachschenkte.
„Möchten Sie hier zu Mittag essen?“, fragte Zander lächelnd, als Charlotte zurück in die Taverne kam.
Charlotte war dankbar, dass er sie nicht fragte, was sie zu Nico gesagt hatte. Sie erwiderte das Lächeln mit ganzem Herzen, weil sie Zander jetzt vertraute.
„Das wäre großartig.“
Sie verließ sich darauf, dass er sich ihrem Chef und ihr gegenüber richtig verhielt.
Schließlich hatte sie keinen Grund, etwas anderes zu denken.
Zander bestellte
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