Julia Extra Band 0193
Ja,
perfekt
ist das passende Wort, beschloss er nach einigem Überlegen.
Und als Baby Joel jetzt zutraulich die Hand auf eine dieser Brüste legte, um sich an dem eng anliegenden T-Shirt festzuhalten, hätte Sam fast laut aufgestöhnt.
Jetzt kam Dougal auf die Treppe gelaufen und bellte, um ebenfalls beachtet zu werden. Joel riss die Augen auf, aber Haley beugte sich vor und ließ Dougal an dem Baby schnuppern. “Freund, Dougal, Freund”, sagte sie bestimmt, und Dougal wedelte wild mit dem Schwanz und leckte Joel vorsichtig die Hand. Joel lachte begeistert auf. Mit der kleinen Hand griff er sich ein Bündel der struppigen Haare und zog kräftig, aber Dougal schien zu wissen, dass er nichts tun durfte. Er stand still wie eine Statue und wartete geduldig, bis Haley die kleinen Fingerchen aus seinem Fell gelöst hatte. Und von da an schien Dougal die Absicht zu haben, zwei Wochen lang nicht mehr von Haleys Seite zu weichen.
“Wenn das so weitergeht, wird er mich überhaupt nicht mehr erkennen”, brummte Sam. Natürlich machte es ihm nichts aus, dass sein Hund so offensichtlich Fahnenflucht beging. Nein, ganz und gar nicht. Genauso wenig wie ihn dieses Madonna-mit-Kind-Bild vor ihm berührte. Oder wie leer sich seine Arme anfühlten, seit Haley Joel wieder genommen hatte.
Haley. Jetzt sah sie ihn an und lächelte. Und eine strahlende Sonne trat hinter den dunklen Wolken hervor. “Keine Sorge, Hunde haben so viel Liebe, da können sie sie auch auf mehrere Menschen verteilen. Ich bin nur froh, dass Joel keine Angst hat.”
Sam hatte sich geschworen, sich nicht mit Haley und ihrem Kind einzulassen. Er wollte sie nur in ihren Zimmern unterbringen, Haley die entsprechenden Anweisungen geben und dann zusehen, dass er sich so schnell wie möglich auf den Weg machte. Doch jetzt hatte er viel mehr Lust, noch ein Weilchen zu bleiben.
“Joel sieht aus, als hätte er vor nichts Angst”, sagte er.
“Doch, Gewitter.” Sie gab dem Kleinen einen zärtlichen Nasenstüber. “Nicht wahr, Mäuschen, du magst keinen Donner.”
“Aha, Gewitter also.” Sam drückte die Haustür mit den beiden großen Koffern auf und hielt sie offen, damit Haley mit dem Kind hineingehen konnte. Als sie sich durch den engen Durchlass schob, berührten sich ihre Beine. Es war eine unabsichtliche Berührung, Sekundenbruchteile nur, aber diese Berührung raubte Haley den Atem. Das musste aufhören! Wohin sollte das denn führen?!
Sam stellte die beiden Koffer auf dem glänzenden Parkettboden ab und schloss die Tür. “Da ist Joel nicht der Einzige. Als ich klein war, hatte ich auch Angst vor Gewittern.”
Sie schaute ihn erstaunt an. Er wirkte so selbstsicher, so männlich, sie konnte sich gar nicht vorstellen, dass er das Gefühl Angst überhaupt kannte. “Wirklich?”
Er nickte. “Als ich vier war, ist ein Blitz in den Baum vor dem Fenster meines Zimmers eingeschlagen. Ich habe Jahre gebraucht, um darüber hinwegzukommen.”
Das Bild eines kleinen verängstigten Jungen stieg vor ihr auf. Sosehr sie sich auch dagegen wehrte, das Mitleid mit diesem Jungen ließ sich nicht unterdrücken. “Das würde jedem so ergehen”, meinte sie mitfühlend.
“Aber ich bin darüber hinweggekommen. Joel wird es auch schaffen.”
Plötzlich wurde ihr bewusst, wie nahe sie beieinander standen – nah genug, um sich zu küssen. Wie würde es wohl sein, seinen sinnlichen Mund auf ihrem zu spüren …?
Sie schüttelte sich leicht, um den angenehmen Schauer, der ihr bei der Vorstellung über den Rücken gerieselt war, zu verscheuchen. Das wurde ja immer schlimmer! Jetzt fantasierte sie schon davon, Sam Winton zu küssen. Sie war froh, dass das Baby in ihren Armen ein solches Unterfangen sowieso unmöglich gemacht hätte. Und dann hörte sie seine Stimme, die in ihre Gedanken drang.
“Ich habe Sie in meinem Zimmer untergebracht.”
“Wie bitte?!”
“Es ist Ihr Zimmer während meiner Abwesenheit”, tat er ihren empörten Ausruf ab. “Es verfügt über einen angrenzenden Ankleideraum, der groß genug ist, um ein Kinderzimmer für Joel daraus zu machen.”
“Oh … Danke.” Himmel, wie viel mehr konnte sich eine Frau überhaupt blamieren? Für einen Moment hatte sie doch wirklich gedacht … Sie ermahnte sich, immer daran zu denken, dass sie nur hier war, um einen Auftrag zu erfüllen. Vielleicht nicht gerade ein Auftrag, wie Sam es sich dachte, aber nichtsdestotrotz ein Auftrag.
Wenn Sam von ihren Plänen wüsste, würde er sicherlich nicht so
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