Julia Extra Band 0193
Moment auf den anderen, fielen Joel die Lider zu, und er lehnte sein Köpfchen an Haleys Schulter.
Na ja, wahrscheinlich war es das Beste so. Es war ein anstrengender Morgen für Joel gewesen, und die unterschwellige Spannung zwischen ihr und Sam half dem Kind bestimmt auch nicht. Sie legte Joel in das Bettchen und deckte ihn zärtlich zu. Das kleine Lamm setzte sie an die Seite, damit Joel es sofort fand, wenn er aufwachte.
“Träum schön.” Sie hauchte einen Kuss auf ihre Fingerspitzen und drückte sie Joel sanft auf die Stirn. Dann schlich sie zur Tür, um Sam zu suchen. Sie würde mit dem Auspacken warten, bis sie das Haus für sich allein hatte.
Sam war nicht im Bücherzimmer, als sie dort ankam. Dafür hörte sie durch die offen stehende Tür des Arbeitszimmers unterdrücktes Fluchen. Neugierig näherte sie sich.
Sam saß an seinem Computer und sah aus wie der Inbegriff eines Schriftstellers. Das Haar wirr in alle Richtungen stehend – offensichtlich war er sich immer wieder mit den Fingern hindurchgefahren –, die Stirn in tiefe Falten gelegt, starrte er mit düsterem Blick auf den Bildschirm.
“Probleme?”, fragte Haley von der Tür her.
Er zuckte zusammen - er war so konzentriert gewesen, dass er sie nicht hatte kommen hören. “Ein neues Programm. Um Manuskripte zu schreiben. Aber ich krieg dieses verflixte Ding nicht geladen. Von
Cosmic Panda
soll eine Fernsehserie gemacht werden, und ich brauche das Programm, um das Drehbuch zu schreiben. Übrigens”, fügte er an, “das ist noch nicht öffentlich bekannt. Mein Agent will bis nach meiner Tour mit der Bekanntgabe warten.”
Zu erfahren, dass die Figur, die er Ellen weggenommen hatte, noch mehr Profit und Erfolg einheimsen würde, ließ immerhin das Bedürfnis, zu ihm zu gehen und ihm die Sorgenfalten von der Stirn zu streichen, wie eine Seifenblase zerplatzen. “Brauchen Sie das Programm vor Ihrer Abreise?”, fragte sie. Als er den Kopf schüttelte, fuhr sie fort: “Dann lassen Sie es hier, ich werde es für Sie laden.”
“Ich wusste doch, dass Sie genau die Richtige für mich sind.”
Die Worte und sein strahlendes Lächeln untergruben ihren Entschluss, kühl zu bleiben. Ihr Puls beschleunigte sich, als er sie weiterhin ansah. “Was ist denn?”
“Sie haben Babypuder auf der Nase.”
Sie fuhr mit dem Handrücken über ihr Gesicht und zog eine schmerzhafte Grimasse. “Uh”, stöhnte sie auf, “jetzt habe ich es im Auge!”
Eilig kam er hinter dem Schreibtisch hervor. “Lassen Sie mal sehen.” Mit der Geschmeidigkeit eines Pumas legte er den Arm um ihre Schultern und zog sie zum Fenster. Er bog ihren Kopf zurück und untersuchte ihr Auge. “Ja, es ist ein bisschen gerötet, aber das Puder hat sich wohl aufgelöst. Sie sollten eine Spülung machen, damit es klar wird.”
“Es geht schon wieder.” Die Worte waren kaum mehr als ein gehauchtes Flüstern, seine Berührung hatte ihr alle Kraft genommen. Sie wollte sich losmachen, sich aus diesem Bann befreien, aber ihre Beine wollten ihr nicht gehorchen. Dafür summte es in ihrem Kopf auf Hochtouren. Sie konnte nur daran denken, wie sehr sie seine Nähe und seine Berührung genoss.
Als er seinen Kopf beugte und sie küsste, wehrte sie sich nicht. Warum auch, es fühlte sich so gut und so richtig an. Mit einem leisen Seufzer schloss sie die Augen und ergab sich seinem zärtlichen Spiel. Sie wusste, wenn sie auch nur den kleinsten Protest äußerte, würde er sie sofort freigeben. Also warum sagte sie dann nicht endlich etwas?
Seine Finger streichelten über ihren Hals und kamen an ihrem Puls zu ruhen. Sie wusste, dass ihm das wilde Pochen unmöglich entgehen konnte, aber sie konnte auch nichts gegen dieses verräterische Indiz tun, genauso wenig wie sie ihre Lippen von den seinen lösen konnte.
Im Gegenteil. Schauer durchfuhren sie, als sie die Arme um seinen Nacken schlang, um ihn noch näher an sich zu ziehen und den Kuss zu vertiefen. Sie hatte genügend Erfahrung mit dem Küssen, um zu wissen, dass dies die Art Kuss war, die zu mehr führen würde. Und zu ihrer Scham musste sie sich eingestehen, dass sie mehr wollte. Sie wollte alles, was er ihr geben konnte.
Bei diesem Gedanken schrillte eine Alarmsirene los. Was tat sie hier nur? Nein, sie wollte gar nichts von diesem Mann, zumindest nicht in dieser Hinsicht. Alles, was sie wollte, war Rache für ihre Schwester und Gerechtigkeit für Joel.
Lügner, schalt eine kleine Stimme in ihrem Kopf. Vom ersten Augenblick an,
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