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Julia Extra Band 0193

Julia Extra Band 0193

Titel: Julia Extra Band 0193 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moyra Tarling Kathryn Ross Alison Fraser Valerie Parv
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Schwester.“
    Sie fühlte, wie die Wut ihr das Blut in die Wangen trieb. Und sie? Trauerte sie etwa nicht um ihre Schwester?
    Sie plante bereits ihren nächsten Fluchtversuch, doch dann fiel ihr Blick auf Tom, und sie war so schockiert, dass sie alles vergaß. Tom schien um Jahr gealtert, tiefe Furchen hatten sich in seinem Gesicht eingegraben.
    Für einen Moment sah er sie mit leeren Augen an, dann erkannte er sie und kam sofort auf sie zugeeilt.
    „Cass! Ich bin so froh, dass du da bist. Ich muss mit dir reden, ich habe so viele Fragen. Du kommst doch mit uns nach Haus?“
    Er sah sie so flehentlich an, dass ihr keine andere Wahl blieb. „Ja natürlich, wenn du es wünschst.“
    „Danke.“ Er ergriff mit beiden Händen ihre Hand. „Und du wirst sie mitnehmen, nicht wahr?“
    Bevor Cass noch etwas auf diese seltsame Frage erwidern konnte, trat Drayton zu ihnen. „Darüber sollten wir nicht hier reden, Tom. Lass uns nach Hause fahren.“ Er drehte sich zu einem älteren Herrn um. „Onkel Charles, nimmst du Cassandra in deinem Wagen mit?“
    „Aber sicher“, willigte der Angesprochene sofort ein.
    Cass hatte den netten alten Herrn auf Pens Hochzeit kennengelernt, so war die Atmosphäre während Fahrt zum Herrenhaus den Umständen entsprechend gesetzt, aber nicht angespannt. Als sie auf die breite Auffahrt fuhren, parkten bereits mehrere Autos vor dem Haus.
    „Dray hat eine Nachfeier arrangiert, nur für die engsten Freunde und die Familie“, erwähnte Onkel Charles, als sie aus dem Wagen stiegen.
    Cass zeigte wenig Begeisterung. Ihr stand der Sinn jetzt nicht nach höflicher Konversation und gegenseitigen Beileidsbekundungen. „Ich würde lieber nur mit Tom reden und dann wieder gehen“, meinte sie.
    „Sicher, wenn du willst …“ Zuversichtlich hörte Onkel Charles sich jedoch nicht an. „Ich werde sehen, was Dray dazu sagt.“
    Cass war es völlig gleichgültig, was Drayton dazu sagen würde. Sie hatte keine Lust, an diesem Leichenschmaus teilzunehmen. Es gab einen Ausweg. „Ich werde im Sommerhaus warten“, sagte sie und war schon weg, bevor irgendjemand sie aufhalten konnte.
    Das Sommerhaus stand auf einer Anhöhe, von wo aus man einen wunderbaren Ausblick auf den Fluss hatte. Auf der Veranda standen Korbstühle und ein Tisch, aber Cass setzte sich auf die Stufen, die zum Flussufer hinunterführten.
    Die Sonne brannte ungewöhnlich warm für die Jahreszeit, und so zog Cass ihre Kostümjacke aus und schob die Ärmel ihrer Bluse hoch. Die selten getragenen Pumps drückten, aber Cass streifte sie nicht ab. Diese physische Unbequemlichkeit passte zur Stimmung des Tages.
    Das Wetter allerdings nicht. Cass schloss die Augen und hob ihr Gesicht in die Sonne. Die Erinnerungen kamen zurück, an ihren ersten Besuch auf North Dean Hall. An Pens Hochzeitstag.
    Ein sonniger Tag wie heute, und Pen in ihrem weißen Hochzeitskleid war strahlend schön wie eine Märchenfee gewesen. War es wirklich der glücklichste Tag in ihrem Leben? Cass wusste es nicht, aber sie entschied sich bewusst, sich für ihre bezaubernde Schwester zu freuen.
    Während des Festmahls hatte sie sich zu Tode gelangweilt, eingekeilt zwischen einem steifen Bankier und einem ungehobelt lauten Klotz als Tischnachbarn. Sie hätte sich liebend gern nach den Reden und dem Toast auf das Brautpaar unauffällig davongemacht, aber plötzlich tauchte Onkel Charles an ihrer Seite auf und bestand darauf, ihr die in der großen Halle aufgestellten Hochzeitsgeschenke zu zeigen. Offensichtlich hatte Onkel Charles den Auftrag erhalten, sich um sie zu kümmern. Als sie zurückkamen, hatte der Tanz begonnen, und Onkel Charles stellte sie der Familie vor, die um einen Tisch herum saß. Schließlich trat Drayton hinzu. Er hatte für jedes Familienmitglied ein charmantes Wort und schaffte es ohne Probleme, zwei jüngere Cousinen mit seinem Charme in perlendes Lachen ausbrechen zu lassen. Offensichtlich war er bei jedem beliebt, vor allem beim weiblichen Geschlecht.
    Und dann bestand er auf einem Tanz mit seiner neuen Schwägerin. Cass dachte an ihre Schwester, doch da forderte er sie schon auf, und ihr Herz setzte einen Schlag lang aus, als er sie zur Tanzfläche führte und die Arme um sie legte.
    „Ich dachte mir, Sie hätten nichts dagegen, wenn ich Sie erlöse“, meinte er leise an ihrem Ohr.
    „Von Ihrem Onkel Charles?“, fragte sie zurück. „Ist er etwa auch ein Schürzenjäger?“
    Die feine Ironie war Dray völlig entgangen. „Möglich“,

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