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Julia Extra Band 0193

Julia Extra Band 0193

Titel: Julia Extra Band 0193 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moyra Tarling Kathryn Ross Alison Fraser Valerie Parv
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das Flussufer, wo Drayton Carlisle eine leblose kleine Gestalt an Land trug. Cass erhob sich und legte die Fingerspitzen an den Hals des Jungen. Ein schwacher Puls.
    „Was muss man jetzt tun?“, fragte Simon Carlisle hilflos.
    Cass wusste es. Sie hatte bereits mit den Wiederbelebungsversuchen begonnen. Die Männer standen um sie herum und sahen stumm zu, wie sie den Jungen beatmete. Und ein allgemeines erleichtertes Raunen war zu vernehmen, als der Junge anfing zu husten.
    „Können wir ihn ins Haus bringen?“, wandte sich Drayton an Cass, da sie offensichtlich für Erste Hilfe zuständig war.
    „Ich denke, ja.“ Sie stotterte, weil sie vor Kälte und Schock mit den Zähnen klapperte.
    „Ich nehme ihn.“ Simon Carlisle hatte sich bereits wieder angezogen.
    Beide Männer waren überlegt genug gewesen, Hose und Hemd auszuziehen, bevor sie ins Wasser gesprungen waren. Cass nicht. Jetzt zitterte sie in ihrem zerrissenen, nassen Kleid.
    „Hier. Ziehen Sie sich das Kleid aus und nehmen Sie das.“ Drayton hielt ihr sein weißes Hemd hin, während Simon bereits mit dem Jungen zum Haus unterwegs war.
    Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt für Scham oder Verlegenheit. Sie ließ den schlammverschmutzten, nassen Stoff, der einst ein Kleid gewesen war, zu Boden fallen und zog auch noch die Seidenstrumpfhose aus. In Spitzenunterwäsche stand sie da und zog das Hemd über ihre feuchte Haut. Während sie barfuß neben Drayton in Richtung Haus zurückging, nestelte sie an den Knöpfen.
    „Sie humpeln“, bemerkte er.
    „Es ist nicht Schlimmes“, tat sie ab. Eine glatte Lüge. In ihrer Fußsohle brannte und pochte es höllisch.
    „Und Sie bluten.“ Er stützte sie und führte sie zu einem umgekippten Baumstamm, um sich ihren Fuß anzuschauen. Sie zuckte zusammen, als er ihren Fuß nur leicht berührte.
    „Da sitzt etwas im Fleisch“, erklärte er und richtete sich wieder auf. „So können Sie unmöglich laufen.“
    Natürlich konnte sie laufen! Um zu beweisen, wie sehr er sich irrte, stand sie auf – und musste sich auf die Lippen beißen, um nicht laut aufzuschreien.
    „Hundert Punkte für Sturheit“, bemerkte Drayton, „aber völliges Versagen bei der Vernunft.“ Bevor sie weiter protestieren konnte, hob er sie auf seine Arme. Ihr blieb nichts anderes übrig, als die Arme um seinen Nacken zu legen und sich an ihm festzuhalten.
    Sie spürte das Muskelspiel seines bloßen Oberkörpers, und auch wenn er ihr Gewicht ohne Mühe trug, so kam sie sich doch vor wie eine Last. Schließlich war er es gewesen, der den Jungen und auch sie gerettet hatte.
    „Ich … ich möchte mich bei Ihnen bedanken für das, was Sie getan haben, Drayton“, murmelte sie befangen. „Wenn Sie nicht gekommen wären …“
    „Dann wäre jemand anders gekommen. Außerdem werde ich Dray genannt. Sie waren wirklich sehr mutig.“
    „Ich?“ Cass sah das anders. „Kaum. Dumm vielleicht. Ich schaffe schon im Schwimmbad kaum eine Bahn.“
    „Genau das meine ich. Obwohl Sie eine schlechte Schwimmerin sind, haben Sie nur daran gedacht, den Jungen zu retten. Durch Sie wusste ich, wo ich den Jungen finden konnte. Ohne Sie hätte ich wahrscheinlich da nach ihm getaucht, wohin das Dingi abgetrieben war, weiter unten am Fluss, und hätte ihn nie gefunden.“
    Ja, vielleicht. Trotzdem kam Cass sich dumm vor. Er war der Held, der starke Mann. Und sehr beeindruckend. Sie sah auf sein Profil. Ja, es war Stärke, die in den männlichen Zügen zu erkennen war, weniger Arroganz. Und Intelligenz, vor allem als er jetzt den Kopf drehte und sie bei der Musterung ertappte.
    „Halte ich Ihrer Prüfung stand? Bekomme ich eine zweite Chance?“, fragte er mit beunruhigendem Scharfsinn.
    Eine zweite Chance? Um was zu tun? Doch sie verlegte sich darauf, die Frage mit einem Lachen zu entschärfen. „Ich bin mir nicht bewusst, dass Sie überhaupt eine erste Chance hatten.“
    Er lachte. Ein tiefes, warmes Lachen, das ihr plötzlich klarmachte, dass ihre Finger sich in den feinen dunklen Härchen auf seiner breiten Brust verfangen hatten. Hastig zog sie die Hand zurück.
    „Und ich dachte, ich hatte sie schon vertan. Nachdem Sie mich einfach auf der Tanzfläche haben stehen lassen. Deshalb bin ich Ihnen ja nachgegangen.“
    „Tatsächlich?“
    Er nickte. „Nachdem ich mich endlich losgeeist hatte. Von Ihnen keine Spur, aber dafür stand Simons Sohn im nassen Anzug da und kämpfte gegen eine Asthma-Attacke.“
    „Deswegen hatte er also solche Schwierigkeiten,

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