Julia Extra Band 0193
zweifelnd das Chaos an Papieren und Notizzetteln überall. “Ich bin Organisator, aber ich kann keine Wunder vollbringen.”
Er seufzte theatralisch. “Und dabei hatte ich Miranda ausdrücklich gebeten, mir einen Engel zu schicken.”
Sie warf das Haar zurück. “Tja, mehr kann ich Ihnen nicht bieten.”
So, wie sie da vor ihm stand, reichte ihm das auch völlig. Der süße Geschmack ihrer Lippen haftete noch immer an seinem Mund. Was würde er nicht dafür geben, sie noch einmal zu schmecken. Selbst bei dem ersten Kuss hatte er sich sehr zusammennehmen müssen, um sie nicht völlig zu verschrecken.
Als er gesagt hatte, dass der Kuss nicht geplant gewesen sei, war es die Wahrheit gewesen. Sicher, er hatte gewusst, dass er sie küssen würde, schon in dem Moment, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Aber dass es so schnell passieren würde …? Das sollte übrigens keine Beschwerde sein, im Gegenteil. Immerhin bewies dieser Kuss ihm, dass er recht gehabt hatte. Es gab diese unglaublich starke Anziehungskraft zwischen ihnen, kein Zweifel.
Sie hatte es auch gefühlt, da war er sicher. Aber sie hielt sich zurück, schien ihm nicht zu trauen. Warum, konnte er sich nicht erklären. Schließlich waren sie sich nie zuvor begegnet. Und genau deshalb wollte er nichts tun, zu dem sie noch nicht bereit war.
Leider war er generell kein sehr geduldiger Mann. Das Leben war zu kurz für ein Zaudern und Zögern bei den wichtigen Dingen im Leben. Und obwohl sie es noch nicht wusste – Haley war ihm wichtig. Sie würden hervorragend zusammenpassen, ohne Frage. Sie hatte bereits ein Kind, also würde sein Problem ihr nichts ausmachen. Und da sie offensichtlich schlechte Erfahrungen mit dem Vater des Kindes gemacht hatte, war sie wahrscheinlich auch nicht auf eine Ehe aus, genauso wenig wie er. Alle Voraussetzungen waren also perfekt.
Während sie zusammen das Haus besichtigten, lag seine Hand an ihrem Rücken, und das verräterische Ziehen in seinen Lenden bestätigte ihm nur, dass es gar nicht so schlecht war, wenn er erst einmal für zwei Wochen verreiste und nicht etwa mit ihr unter einem Dach wohnte. So würde es ihm erheblich leichterfallen, seine Selbstbeherrschung zu wahren.
Zumindest, bis sie so weit war. Bis sie bereit war, zu akzeptieren, dass sie früher oder später ihm gehören würde. Rein egoistisch gesehen, hoffte er natürlich früher. Sollte er sie allerdings erst umwerben müssen, dann eben später. Aber auch das würde ihm Spaß machen, und er würde darauf achten, dass es ihr auch Spaß machen würde.
Solange am Ende dasselbe Resultat herauskam: Haley Glen in seinem Bett, die wunderbaren Locken wirr, mit verhangenem Blick und erhitzter Haut, zufrieden ausgestreckt, nachdem sie sich geliebt hatten.
3. KAPITEL
Ein äußerst ausgefallener Tag, dachte Haley, während sie in Sams breitem Bett lag, todmüde, aber zu aufgedreht, um einzuschlafen.
Nachdem er ihr alles im Haus gezeigt, ihr seine Vorstellungen hinsichtlich seines Arbeitszimmers erklärt und sie in die Benutzung des Alarmsystems eingewiesen hatte, war er davongefahren. Nur unwillig, wie Haley zu bemerken glaubte, und auch sie hatte das Gefühl gehabt, etwas sehr Wichtiges verloren zu haben.
Absolut verrückt. Sie kannte den Mann doch kaum, und was sie von ihm wusste, war nicht gerade schmeichelhaft. “Dass du dich von ihm hast küssen lassen, war nicht besonders clever”, murmelte sie vor sich hin.
Dieser Kuss hatte die Dinge eindeutig verkompliziert. Sie wollte wütend auf ihn sein, doch stattdessen gerieten ihre Sinne bei der leichtesten Berührung in Aufruhr. Nie zuvor hatte ein Kuss solche Dinge in ihr bewirkt. Hätte sie Sam davon abhalten müssen, sie zu küssen? Auf jeden Fall! Aber hatte sie ihn aufhalten wollen? Keine zehn Pferde hätte sie dazu gebracht.
Sie redete sich ein, erleichtert zu sein, dass er fort war. So kam sie wenigstens gar nicht erst in Versuchung. Und das war gut so.
Allein die Arbeit in Sams Büro würde genug Zeit in Anspruch nehmen. Erst einmal musste sie sich durch die Papiere wühlen und überhaupt eine Andeutung von System finden. Und sie musste aufpassen, dass sie darüber nicht ihre eigentliche Mission aus den Augen verlor. Denn das war das Mindeste, was sie für Ellen und Joel tun konnte.
Sie war froh, dass der Kleine sich ohne große Probleme eingelebt hatte und so schnell eingeschlafen war. Allerdings hatte sie ihn auch müde gemacht. Nach dem Abendessen hatten sie im Garten gespielt, zusammen
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