Julia Extra Band 0193
die dagegen sprachen. Allein die Tatsache, dass er nicht ehrlich zu ihr war und zusammen mit ihrem Vater ein Spiel mit ihr trieb, ließ ihn zögern. Aber sie war so schön und so nahe …
Callum neigte sich zu ihr herab und küsste sie. Er musste es einfach tun. Nur einen kurzen Augenblick wollte er ihre Lippen spüren, nur einen Hauch von Intimität, doch dann konnte er nicht aufhören. Zu einladend, zu verführerisch bot sie ihm ihren weichen Mund. Sie hob die Arme, legte die Hände auf seine Schultern und erwiderte hungrig seine leidenschaftlichen Küsse.
Als sie sich schließlich voneinander trennten, starrten sie sich an wie betäubt.
“Ich hätte das nicht tun sollen, nicht wahr?”, fragte Callum schuldbewusst.
“Ich glaube nicht.”
Er trat einen Schritt zurück und sagte, dass es ihm leidtat. “Es war allein meine Schuld”, beteuerte er.
War es das? fragte sich Zoë. Hatte sie nicht gewollt, dass er sie berührte, als ihr Körper in Flammen stand? Doch wie konnte sie sich so nach einem Mann sehnen, den sie kaum kannte? Noch dazu nach einem Mann, der an einer anderen Frau interessiert war?
“Sollen wir nicht so tun, als wäre es ein Augenblick der Verwirrung gewesen und alles vergessen?”, fragte Callum.
“Das wäre wohl das Beste.” Sie sah ihn an und fragte sich, ob sie diesen Kuss jemals vergessen könnte.
7. KAPITEL
“Du siehst sehr hübsch aus”, sagte Alice bewundernd. “Du wirst die schönste Frau auf der Party sein. Wird denn Daddy mit dir tanzen?”
“Das weiß ich nicht”, antwortete Zoë lachend. Aber zum Lachen war ihr eigentlich gar nicht zumute. Zwei Tage war es her, dass Callum sie geküsst hatte, seitdem jedoch verhielten sie sich wie Fremde. Wenn sie sich zufällig über den Weg liefen, waren sie höflich miteinander, sprachen über das Wetter und andere Belanglosigkeiten, aber keinem von beiden gelang es, die Spannung zwischen ihnen abzubauen.
Als Alice verkündete, dass Mark da war und auf sie wartete, warf Zoë einen letzten kritischen Blick in den Spiegel. Da sie keine eleganten Kleider mitgebracht hatte, war sie Millies Rat gefolgt und hatte eine Boutique in Kendal aufgesucht. Dort hatte sie ein zartblaues Kleid mit Spaghettiträgern aus schimmernder Seide erstanden, das die Blicke unwillkürlich auf ihre nackten schmalen Schultern und die samtene Haut des Nackens lenkte, zumal sie das lange Haar kunstvoll aufgesteckt hatte. Was sie ein wenig störte, war der lange Schlitz an einer Seite, der, wenn sie sich setzte, einen provozierenden Blick auf die Beine erlaubte.
Als sie den Korridor entlangging, blieb sie zögernd an Kyles Tür stehen. Beim Abendbrot hatte es eine kleine Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn gegeben, und daraufhin hatte Callum den Jungen auf sein Zimmer geschickt. Zoë folgte einem Impuls und klopfte an die Tür. Kyle saß auf seinem Bett und las.
“Alles in Ordnung, Kyle?”, fragte sie.
Er gab keine Antwort.
Zoë ging auf ihn zu und setzte sich neben ihn aufs Bett.
“Warum gehst du nicht einfach hinunter und sagst deinem Daddy, dass es dir leidtut. Dann ist alles wieder okay”, schlug sie vor.
“Nein.”
“Was ist los, Kyle? Warum erzählst du mir nicht, was dich so ärgert?”
“Clara hat mir gesagt, dass Daddy mit ihrer Mutter ausgeht.”
“Aber Kyle, das ist doch nur eine Party. Dort werden viele Leute sein. Du möchtest doch nicht, dass dein Daddy unglücklich ist, oder?”
Kyle schüttelte den Kopf. “Ich will nur nicht, dass er mit Claras Mutter ausgeht. Ich mag Clara nicht.”
Zoë musste ein Lächeln unterdrücken. Sie mochte ja Sally Fischer auch nicht.
“Komm mit mir und sage Daddy Gute Nacht.”
Sie nahm ihn bei der Hand, und zusammen gingen sie die Treppe hinunter.
Unten warteten schon Callum und Mark. Beide sahen in den dunklen Anzügen sehr gut aus, aber Zoë hatte nur Augen für Callum.
“Es tut mir leid, Daddy.” Kyle lief auf seinen Vater zu, geradewegs in seine Arme.
“Ist schon in Ordnung”, sagte Callum und drückte den Jungen an sich.
Nach einem bewundernden Blick auf Zoë drängte Mark zum Aufbruch. “Sally möchte um halb neun abgeholt werden, wir sollten uns also auf den Weg machen.”
“Wirst du mit Zoë tanzen, Daddy?”, fragte Alice. “Ich finde, das solltest du tun.”
“He”, fuhr Mark dazwischen. “Ich werde heute Abend mit Zoë tanzen.”
Callum beugte sich zu seiner Tochter hinunter und flüsterte ihr ins Ohr: “Ich werde sie später fragen.”
Draußen war es
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