Julia Extra Band 0193
duftenden Schaumblasen, rutschte Haley bis zum Kinn in das warme Wasser, lehnte den Kopf an den Wannenrand und ließ sich von den eingebauten Düsen des Whirlpools massieren. Seltsam nur, dass sie sich trotzdem nicht richtig entspannen konnte.
In der Wand über dem Pool war ein Fenster eingelassen, von dem aus man in den weitläufigen Garten sehen konnte, bis hinunter zum See. Sie konnte nur hoffen, dass Sam nicht auf die Idee kommen würde, da draußen vorbeizulaufen. Wahrscheinlich würde ihn das sowieso nicht interessieren –
sie
interessierte ihn nicht –, aber es war auch nicht nötig, absichtlich mit dem Feuer zu spielen. Immerhin war er ein Mann.
Und was für einer, dachte sie. Die Verkörperung des Mannes an sich, ein wandelndes Paradebeispiel. Schade nur, dass bei einem so hohen Testosteronspiegel auch diese bärbeißige Aggressivität mit dazugehörte.
Nein, das ist gut so, überlegte sie weiter. Sonst wäre es unmöglich, einem so attraktiven Menschen zu widerstehen, vor allem wenn er es darauf anlegte, charmant zu sein.
Sie würde sich natürlich nicht davon beeinflussen lassen, da war sie ganz sicher, während sie die Steuerung für die Massagedüsen korrigierte. Ihr Interesse an Sam rührte nur aus ihrer Sorge um Joel her. Zugegeben, sie hatte sich hinreißen lassen und die Beherrschung verloren, nicht nur einmal, sondern sogar zweimal. Sie hatte zugelassen, dass Sam sie küsste. Es war ihr ja auch nicht unangenehm gewesen. Nein, ganz und gar nicht.
Aber das würde sich nicht wiederholen!
Mit einer energischen Handbewegung stellte sie die Düsen ab, stand auf und schlang sich ein Badelaken um den Körper.
Was sollte das alles eigentlich? Da saß sie im Whirlpool und dachte an Sams Küsse, während genug Arbeit auf sie wartete. Sam hatte ihr die perfekte Gelegenheit geboten. Während er sich um Joel kümmerte, hatte sie Zeit, den Beweis zu finden, dass Sam “das Biest” war, als das ihre Schwester ihn beschrieben hatte.
5. KAPITEL
Das Summen des Föhns sagte Sam, dass Haley im Badezimmer war. Er hatte an die Schlafzimmertür geklopft, aber keine Antwort erhalten. Jetzt stand er in der offenen Tür zum Bad und hatte die Hand schon erhoben, um am Türrahmen anzuklopfen, ließ sie jedoch wieder sinken, als er Haley erblickte.
Sie hatte die Arme über den Kopf gestreckt, Föhn und Bürste in den Händen. Der Anblick ihrer schimmernden Haut raubte ihm den Atem. Warum zum Teufel war er nur in dieses Zimmer gekommen, anstatt sich wie jeder vernünftige Mensch, wenn er keine Antwort auf ein Klopfen bekam, zurückzuziehen und später wiederzukommen?
Weil er neugierig war. Deshalb. Die Zeit, die er mit Joel verbracht hatte, hatte ihn neugierig auf Joels Mutter gemacht. Wer war sie? Wie war sie? Nicht die oberflächlichen Details, die man bereitwillig jedem in einer Konversation mitteilte, nein, er wollte ihre Vorlieben und Abneigungen kennenlernen, ihre kleinen Eigenarten, was sie zum Lachen und zum Weinen brachte. Er wollte wissen, wie sie aussah, wenn Ekstase von ihr Besitz ergriffen hatte …
Bei dem Gedanken brach er abrupt ab. Sein Leben war schon kompliziert genug, auch ohne dass jetzt noch Haley und ihr Kind diesem wirren Chaos beigemischt wurden. Und außerdem, das spürte er, würde es nicht bei einer kurzen Affäre bleiben. Erstens war sie nicht der Typ, der sich auf so etwas einließ, und zweitens …
Verschwinde, solange du noch kannst, hörte er eine innere Stimme warnen.
Er blieb genau da, wo er war.
Jetzt hatte sie ihn gesehen. Er hatte gerade noch genug Zeit, das leichte Erröten zu bemerken, bevor sie ihre Verlegenheit mit einem wütenden Blick kaschierte und den Föhn abstellte.
“Hat dir schon mal jemand gesagt, dass die Höflichkeit es gebietet, anzuklopfen?”, fauchte sie.
“Ich habe geklopft. Zweimal. Aber wegen des Föhns hast du es nicht gehört.”
Sie hielt besagtes Gerät wie eine Pistole vor sich. “Möchtest du etwas Bestimmtes?”
“Das ist keine Frage, die eine Frau einem Mann stellen sollte, wenn sie nur mit einem Badetuch bekleidet ist.”
Das saß. Diesmal konnte sie nicht verhindern, dass dunkle Röte über ihr ganzes Gesicht zog. Er konnte ihr anmerken, dass sie mit sich kämpfte, ob sie diese Bemerkung nun als Beleidigung oder als Kompliment auffassen sollte. Zu schade, dass sie sich für die Beleidigung entschied.
Sie funkelte ihn böse an. “Ein Gentleman würde auch nie auf den Gedanken verfallen, eine Frau im Bad zu belästigen. Und sollte er
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