Julia Extra Band 0193
Genugtuung verschafft, dass sie ihn wegen seiner ablehnenden Reaktion schließlich gehasst hatte.
„Was ist mit deiner Tante?“ Pipers Frage unterbrach seine Überlegungen.
„Was hat das alles mit Vera zu tun?“, fragte er ziemlich überrascht.
„Wusstest du, das Mr Yardly, also Frank, Vera vergeblich einen Heiratsantrag gemacht hat“, fragte Piper.
„Wenn das so wäre, hätte sie es mir erzählt“, erwiderte Kyle heftig.
„Sie hat wohl deshalb nichts erzählt, weil sie weiß, wie sehr du von ihr abhängig bist. Sie will dich nicht im Stich lassen“, antwortete Piper. „An dieser Stelle komme ich ins Spiel“, fuhr sie fort. „Wenn wir heiraten würden, wären wir eine Familie. Ich würde mich um April kümmern, und Vera könnte Franks Antrag annehmen, ohne sich um dich oder April Sorgen machen zu müssen.“
Piper wusste, dass sie mit Kyles Gefühlen gefährlich spielte. Sein Schuldgefühl mochte ihn aber vielleicht dazu bewegen, auf ihr Angebot einzugehen.
„Willst du damit sagen, dass sie den Antrag wegen April und mir abgelehnt hat?“, fragte Kyle besorgt.
„Ja.“ Piper spielte einen Moment mit dem Gedanken, seine Schuldgefühle noch zu verstärken, indem sie ihm Vorhaltungen machte, dass er seiner Tante den Lebensgefährten für den Lebensabend nicht gönnte. Sie wollte die Erpressung aber nicht zu weit treiben.
„Selbst wenn das so sein sollte“, warf Kyle brüsk ein. „Für wie lange würdest du denn die sogenannte Vernunftehe aufrechterhalten wollen, wenn die Hunters ihre Klage fallen lassen würden? Musst du nicht spätestens in einem halben Jahr nach London in dein Geschäft zurück?“
„Ich habe meine Teilhaberschaft am Fotostudio verkauft“, sagte Piper schnell.
„Warum erzählst du den Hunters nicht einfach diese Tatsache?“, frage er überrascht.
„Weil ich nur stille Teilhaberin war und sie sicher einwenden könnten, dass ich immer noch für eine oder mehrere Zeitschriften arbeiten werde.“
Kyle schnitt eine geringschätzige Grimasse. „Ich muss an meine Tochter denken. Sie ist jetzt in einem heiklen Lebensabschnitt. Ich werde keiner Sache zustimmen, die sich am Ende für April schädlich auswirken könnte.“
„Was meinst du damit?“
„April braucht eine Mutter, keine Frage. Aber sie braucht jemanden, der immer für sie da ist. Sie ist schon einmal von ihrer eigenen Mutter verlassen worden. Ich werde alles tun, damit das nicht noch einmal passiert.“
Piper spürte, wie ihr Kampfgeist wich. Dieses Argument zählte. Sie hatte ihren Plan nicht gut genug durchdacht. Sie hatte nur überlegt, wie Kyle auf ihr Eheangebot reagieren würde.
„Du hast recht. Es tut mir leid. Ich habe die Sache nicht unter diesem Blickwinkel betrachtet. Ich dachte, meine Idee sei die Antwort auf alle meine Gebete“, sagte Piper nachgiebig.
„Bist du immer so impulsiv?“
Piper spürte wieder die Hitze auf ihren Wangen. „Manchmal“, erwiderte sie wahrheitsgemäß.
Kyle schüttelte den Kopf. „Warum suchst du keinen Anwalt auf und lässt dich rechtlich beraten?“
Sie lächelte traurig. „Ich habe das bereits getan. Die Anwältin hat mir zu einer Vernunftehe geraten.“ Piper wandte sich ab, weil sie Kyles Enttäuschung nicht sehen wollte. „Vergiss meinen Vorschlag einfach. Das war eine schlechte Idee. Es tut mir leid, dass ich dich mit meinen Problemen belästigt habe. Ich gehe jetzt lieber.“
„Bist du sicher, dass es keinen anderen Weg gibt?“, fragte Kyle. „Das Sorgerecht wird doch generell eher der Mutter zugesprochen.“
„Das gilt nicht mehr“, erwiderte sie. „Du solltest das selbst am besten wissen. Du hast das Sorgerecht für deine Tochter erhalten.“
„Ja, aber da lag die Sache anders.“ Er brach ab.
Piper sah ihn wieder an. „Wie anders?“
Kyle fuhr sich erneut durchs Haar und seufzte. „Weil Elise ihr Baby nie haben wollte, lag die Sache ganz anders. Sie hat die Abtretung des Sorgerechts für April ohne jedes Zögern unterschrieben. Elise wollte nur wieder nach New York, um Schauspielerin zu werden. Ihre Karriere war ihr wichtiger als die Ehe oder das Kind.“ Die fast geflüsterten Worte klangen sehr schmerzlich. Piper bereute ihre Frage ernsthaft.
Dass seine Ehefrau das gemeinsame Kind nicht wollte, musste für Kyle eine vernichtende Einsicht gewesen sein.
„Es tut mir leid“, sagte sie. Sie vermeinte für einen Augenblick ein wütendes Funkeln in seinen Augen zu sehen.
„Das braucht es nicht“, wiegelte er ab. „April geht es
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