Julia Extra Band 0193
pressen anfing.
„Das ist großartig! Ich kann den Kopf des Kindes sehen“, sagte er. „Okay! Halte jetzt inne. Hol ein paarmal Luft, gut so. Jetzt kannst du auf die nächste warten und dann so fest pressen, wie du nur kannst.“
Piper stöhnte und biss die Zähne wieder aufeinander.
„Du hast es geschafft, Piper! Du hast es geschafft!“ Kyles aufgeregte Stimme erreichte sie durch den Nebel. Als sie die Augen öffnete, sah sie sein strahlendes Gesicht.
Plötzlich hörte sie ein Baby schreien. „Ist das Baby in Ordnung?“, fragte sie ängstlich.
„Er ist einfach perfekt“, erwiderte Kyle. „Ich gratuliere, Piper. Du hast einen Sohn bekommen“, sagte er. Sekunden später brach Piper in den Kissen unter Tränen zusammen. Sie war vollkommen erschöpft.
„Hier ist dein Sohn, Piper“, sagte Kyle wenig später, als er ihr zärtlich das in ein Handtuch eingepackte Bündel in die Arme legte.
Piper öffnete die Augen und sah auf das rotgesichtige Kind in ihren Armen nieder. Augenblicklich ergriff sie eine ungeahnte Liebe.
Sie sah zu Kyle hinüber. Ihr Herz öffnete sich weit. Sie hätte es ohne ihn nicht geschafft. Sie würde diese Nacht niemals vergessen können, diese Nacht, in der sie zusammen ein Wunder erlebt hatten.
„Kyle, ich …“, fing sie an. Doch er unterbrach sie sofort.
„Ich rufe jetzt besser den Krankenwagen“, sagte er.
Piper runzelte die Stirn. „Ich dachte, das hättest du bereits getan“, sagte sie.
„Ich hatte keine Zeit dazu“, sagte er ihr. „Ich habe die Tür geöffnet, damit die Sanitäter hereinkönnen, dann hast du mich schon wieder gerufen.“
Piper lächelte schwach.
„Du warst großartig! Und du hast einen wunderschönen Sohn für deine harte Arbeit erhalten.“
Piper sah auf das Wunder in ihren Armen nieder. „Er ist schön, nicht wahr?“, sagte sie und lächelte Kyle an.
Kyle nickte. „Ich werde jetzt schnell den Anruf erledigen“, sagte er und wandte sich eilig ab. Doch Piper hatte bereits den sehnsüchtigen Ausdruck in der Tiefe seiner grauen Augen gesehen.
9. KAPITEL
Piper gähnte, als sie ihre Augen öffnete. Sie sah erstaunt auf die Uhr an der Wand ihres Krankenhauszimmers. Es war fast Mittagszeit. Sie musste beinahe fünf Stunden geschlafen haben.
Ihr Körper war schwer und schmerzte überall, als ob sie einen schweren Boxkampf hinter sich hätte. Sie lächelte, als sie sich an den Moment erinnerte, in dem Kyle ihr ihren Sohn in die Arme gelegt hatte.
Sie dachte noch länger gerührt an die Ereignisse am frühen Morgen. Sie hätte es ohne Kyle nicht geschafft, der sie mit seiner unglaublichen Geduld und Zärtlichkeit durch die schwerste Unternehmung ihres Lebens geführt hatte.
Als die Sanitäter ankamen, hatten sie sofort alles in die Hand genommen. Zunächst hatten sie das Baby untersucht, dann sie selbst. Schließlich hatten sie Mutter und Kind für den Transport ins Krankenhaus fertig gemacht.
Das Baby war um drei Wochen zu früh geboren. Daher war es in die Säuglingsabteilung gebracht und in einen Inkubator gelegt worden.
Der dienstleistende Arzt hatte ihr versichert, dass es ihrem Sohn gut ginge, er aber nur fünf Pfund und knapp hundert Gramm wiege. Daher müsse er für ein paar Tage in der Säuglingsabteilung verbleiben, wo er unter ständiger Beobachtung stünde.
Piper hatte sich bemüht, wach zu bleiben. Sie wollte Kyle wiedersehen und ihm für seine große Hilfe danken. Doch die Erschöpfung hatte sich ihrer bemächtigt, sodass sie in einen tiefen Schlaf gefallen war.
Sie schob nun die Decke beiseite. Sie wollte nach ihrem Baby sehen und sich vergewissern, dass alles in Ordnung war. Vorsichtig stand sie auf. In diesem Moment öffnete sich die Tür. Als sie sich umdrehte, sah sie Kyle. Er war frisch geduscht und sah in seinen Markenjeans, dem weißen T-Shirt und der Jeansjacke sehr attraktiv aus.
Er lächelte zur Begrüßung. „Du gehst schon? Behandeln sie dich hier nicht gut?“ Die bekannte, tiefe Stimme und sein atemberaubendes Lächeln ließen ihr Herz wieder verrücktspielen. Es pochte wie wild gegen ihre Rippen.
Sie hatten letzte Nacht eine unglaublich emotionale, wunderbare Erfahrung geteilt: die Geburt ihres Sohnes. Piper fiel keine Situation ein, in der sie sich einem anderen Menschen so nahe gefühlt hatte. Auf dieser tiefen, elementaren Ebene war zwischen ihnen ein unlösbares Band geknüpft worden.
„Ich wollte in die Säuglingsstation, um das Baby zu sehen“, sagte sie.
„Ihm geht es gut. Ich komme eben
Weitere Kostenlose Bücher