Julia Extra Band 0193
Tür.
„Piper.“
Sie hielt inne und wandte sich ihm zu. Ihr Puls beschleunigte sich schlagartig, als sie seinen intensiven Blick bemerkte.
„Bitte lass mich das Gespräch führen. Vertraue mir einfach, in Ordnung?“, sagte er.
Sie musste den Kloß in ihrer Kehle hinunterschlucken. Es war das zweite Mal, dass er sie um ihr Vertrauen bat. Das erste Mal war in der Nacht von Timothys Geburt gewesen. Damals war es das Richtige für sie gewesen.
„In Ordnung“, antwortete sie.
„Mrs Diamond?“ Die Frau im Vorzimmer lächelte, als sie eintraten.
„Exakt“, antwortete Kyle, bevor Piper etwas sagen konnte.
„Wenn Sie bitte mitkommen möchten. Sie werden bereits erwartet.“
Piper warf Kyle einen nervösen Blick zu, als sie der älteren Frau in den Gang folgten. Sie dachte kurz, dass er sich für das Treffen mit den Hunters und dem einflussreichen Anwalt etwas schicker hätte anziehen können. Kyle trug sein übliches Outfit, die obligatorischen Jeans mit passender Jacke und dunkelblauem T-Shirt.
Die Frau blieb am Ende des Gangs stehen. Sie klopfte auf eine wundervoll verzierte Eichentür und betrat den Raum, ohne auf eine Aufforderung zu warten.
„Mrs Diamond und ihr Anwalt sind hier, Mr Johnson.“ Sie trat zur Seite, um Piper und Kyle eintreten zu lassen.
Ein Mann mit Brille, der ungefähr vierzig Jahre alt sein mochte, empfing sie. Er erhob sich in seinem dunkelgrauen Anzug von seinem Stuhl hinter einem breiten Eichentisch. Zur Rechten auf einer Couch saß ein elegant gekleidetes Paar. Die beiden mussten Wes’ Eltern sein, Marguerite und Walker Hunter.
„Haben Sie das Baby bei sich?“, fragte Marguerite Hunter ohne jede weitere Einleitung.
„Nein“, erwiderte Piper. Sie warf Kyle einen besorgten Blick zu.
Walker Hunter legte seiner Frau begütigend die Hand auf den Arm und sah sie streng an. Widerstrebend nahm sie wieder auf der Couch Platz.
„Timothy ist eine Frühgeburt“, sagte Kyle. „Er befindet sich im Brutkasten auf der Säuglingsstation im Mercy Hospital in Kincade.“
„Und Sie sind?“, fragte Walker Hunter, indem er Kyle abschätzig musterte.
„Ich bin Kyle Masters.“
„Der Anwalt, nehme ich an.“ Dieses Mal hatte der Mann hinter dem Schreibtisch das Wort ergriffen.
Kyle wandte sich dem Anwalt zu und schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin nicht Pipers Anwalt. Ich bin ihr Ehemann.“ Piper stellte befriedigt fest, dass alle Gesichter der Gegenpartei bei diesen Worten schockiert wirkten.
„Ihr Ehemann?“, wiederholte Marguerite Hunter. „Das glaube ich nicht!“, verkündete sie mit hochroter Miene.
„Ich kann Ihnen versichern, dass ich ihr Ehemann bin“, sagte Kyle. „Wir haben am letzten Samstag geheiratet.“
„Nun, das passt doch“, kommentierte Walker Hunter trocken.
„Lassen Sie uns in Ruhe darüber sprechen“, schlug Mr Johnson mit professioneller anwaltlicher Autorität vor. „Nehmen Sie bitte Platz.“ Er wies auf die zwei Bürostühle, die direkt vor seinem Schreibtisch standen.
Kyle half Piper auf einen der Stühle. Nachdem er ihr beruhigend die Hand gedrückt hatte, setzte er sich neben sie.
„Miss Diamond“, fing Mr Johnson an.
„Sie heißt nun Mrs Masters“, korrigierte ihn Kyle.
„Selbstverständlich, entschuldigen Sie“, lenkte dieser mit einem dünnen Lächeln ein. „Mrs Masters. Um zur Sache zu kommen. Meine Klienten fühlen sich zu einer Klage um das Sorgerecht gedrängt. Doch bevor sie ihr Ziel weiterverfolgen, möchten sie ein für alle Mal sicherstellen, dass das Kind, das Sie tragen … ach …“ Er errötete. „Entschuldigung, dass das von Ihnen geborene Baby tatsächlich biologisch ihr Enkelkind ist.“
Nach einer kurzen Atempause sprach er weiter. „Hierzu ist eine Blutprobe des Kindes für einen Vaterschaftstest nötig.“
„Nein, in keinem Fall!“, entgegnete Kyle eisern. „Es wird keinen Test geben.“
„Wie bitte?“, fragte der Anwalt überrascht.
„Ich sagte, dass Sie es vergessen können“, wiederholte Kyle. „Ich lasse nicht zu, dass ein Test an meinem Sohn gemacht wird.“
„Ihr Sohn? Sie sagten
Ihr Sohn
?“ Walker Hunter sprang bei diesen Worten auf.
„Piper und ich sind verheiratet. Wir sind eine Familie, und Timothy ist unser Sohn. Ob ich biologisch sein Vater bin oder nicht, ist nicht der entscheidende Punkt“, stellte Kyle ruhig fest. Für die Hunters war es natürlich der entscheidende Punkt.
„Wie nobel“, konnte sich Marguerite Walker eine sarkastische Anmerkung nicht verkneifen.
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