Julia Extra Band 0193
„Aber ich glaube Ihnen das alles nicht eine Minute lang“, fuhr sie hastig fort. „Das riecht für mich verdammt nach einer Lüge.“
„Ich weiß nicht, was Sie damit meinen“, entgegnete Kyle kühl. Er sah zu Piper hinüber. Er bemerkte ihren Gesichtsausdruck, der Abscheu ausdrückte. Er hoffte im Stillen, dass sie sich nicht einmischen würde.
„Das wissen Sie wohl“, erwiderte Marguerite Hunter. „Außerdem möchten Sie den Vaterschaftstest vermeiden, weil sich dann herausstellen würde, dass Wesley nicht der Vater des Kindes ist.“
„Das ist doch grotesk!“, entgegnete Kyle.
Doch Marguerite Hunter ließ sich nicht aufhalten. „Welchen Grund könnte es sonst dafür geben, dass Sie sich gegen einen Vaterschaftstest sperren?“
„Weil Piper die Wahrheit sagt“, sagte Kyle einfach. „Warum sollte sie lügen?“
„Warum nicht?“, mischte sich Walker Hunter in das Gespräch ein. „Wesley war unser Sohn. Meiner Meinung nach kann sie nur gewinnen, da sie nichts zu verlieren hat.“
„Das ist eine Beleidigung“, sagte Piper wütend.
Marguerite Hunter sprang auf. „Sie dachten, dass Sie Wesley Ihr Gör unterjubeln können, um an das Erbe meines Sohnes zu gelangen.“
„Das ist nicht wahr!“, entgegnete Piper getroffen.
„Ich verstehe nicht, was Wesley je in Ihnen gesehen hat“, fuhr Marguerite Hunter mit vor Hass glühenden Augen fort. „Aber Sie haben ihn beschuldigt, dass er der Vater Ihres Kindes ist, wo Sie doch mit jedem ins Bett gegangen sind.“
„Mrs Hunter …“, wandte der Anwalt beruhigend ein.
„Ja, Herr Anwalt, raten Sie Ihrer Mandantin lieber, mit ihren Anschuldigungen gegenüber meiner Frau vorsichtig zu sein“, warnte Kyle.
Piper setzte sich wieder auf ihren Stuhl. Sie war über diesen Kommentar erstaunt.
„Das Gespräch ist beendet“, verkündete Walker Hunter. „Komm, Marg. Lass uns gehen.“ Er ging zur Tür.
„Bedeutet das, dass Sie Ihre Klage um das Sorgerecht fallen lassen?“, fragte Kyle.
Walker Hunter blieb stehen. Er wandte sich um und starrte Kyle mit unverhülltem Abscheu an.
„Verdammt richtig. Ich habe nicht übel Lust, Sie zu verklagen …“
„Aus welchem Grund?“, fragte Kyle mit eisiger Stimme.
Walker sagte nichts. Er hielt seiner Frau die Tür auf. Sie stürmte hinaus, Walker folgte seiner wütenden Gattin im Laufschritt.
Piper atmete auf. Sie hatte unbewusst die ganze Zeit die Luft angehalten. Ihr war plötzlich, als ob ihr eine große Last von den Schultern genommen wäre.
Kyle wandte sich an den Anwalt. „Ich danke Ihnen für Ihre Zeit, Mr Johnson. Gehe ich recht in der Annahme, dass die Angelegenheit endgültig erledigt ist?“
„Ich bezweifle, dass Sie noch einmal von meinen Mandanten hören werden, falls Sie das meinen“, erwiderte der Anwalt.
Kyle wandte sich an Piper. „Sollen wir gehen?“
Auf der Straße angekommen, sah sich Piper nach den Hunters um. Sie war immer noch nicht überzeugt davon, dass die Sache ganz ausgestanden war. Zu ihrer Erleichterung waren die beiden nicht mehr zu sehen.
„Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich bin am Verhungern“, sagte Kyle. „Ich habe an der Ecke ein Restaurant gesehen, als wir hergefahren sind. Würdest du mir bei einem feierlichen Mittagessen Gesellschaft leisten?“
„Ja, gern“, entgegnete Piper, die sich plötzlich völlig ausgehungert fühlte.
„Wie hast du das geschafft?“, fragte sie, als der Kellner ihnen einen Platz am Fenster zugewiesen hatte.
„Was denn?“, fragte Kyle, während er in der Speisekarte blätterte.
„Wie konntest du die beiden so schnell davon überzeugen, dass Wesley nicht der leibliche Vater des Babys ist“, sagte sie. „Er ist biologisch doch wirklich Timothys Vater.“
„Du weißt es, und ich weiß es. Und wahrscheinlich wissen sie es auch, obwohl sie es nicht glauben wollen“, sagte Kyle. „Wichtiger ist, warum sie es nicht glauben wollten. Ich habe ihnen nur die Ausrede geliefert, nach der sie gesucht haben.“ Er wandte sich wieder der Speisekarte zu.
Piper gab keine Antwort. Es stimmte. Die Hunters hatten sich fast überschlagen, als es darum ging, dass jemand anderes der Vater des Kindes sein könnte als Wesley. Kyles Weigerung, an dem Kind einen Vaterschaftstest vornehmen zu lassen, hatte ihnen nur einen Fluchtweg eröffnet.
„Wieso hast du ihnen gesagt, dass wir keinen Vaterschaftstest erlauben?“, fragte sie.
„Sie haben deine Aussage bezweifelt, sonst hätten sie den Test nicht verlangt“, sagte
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