Julia Extra Band 0198
unsichere Schrift, in der er verkündete, dass er Hunter besuchen wolle. Sie ließ den Zettel fallen und rannte buchstäblich die Treppe hinunter.
Hastig eilte sie zum Telefon und wählte die Nummer von Grant und Kristen. „Ist Hunter da?”, rief sie ohne Einleitung, als deren Haushälterin den Hörer abnahm.
„Warum, ja, er ist gleich hier”, stammelte sie.
Erleichtert schloss Abby die Augen und war beinahe davon überzeugt, dass Tyler schon bei seinem Vater war.
Doch als Hunter sich mit gleichgültiger Stimme meldete, erschrak Abby wieder.
„Hunter, ich habe eben eine Nachricht auf Tylers Bett gefunden. Er hat sich auf den Weg gemacht, dich zu besuchen.”
„Was?” Er schnappte hörbar nach Luft.
„Tut mir leid”, sagte sie schnell. „Ich bin gestern spät ins Bett gekommen. Eigentlich hatte ich mir den Wecker gestellt, aber der hat heute Morgen nicht geklingelt. Ich bin gerade eben erst aufgewacht, in sein Zimmer gelaufen und hab dort seine Nachricht gefunden.”
„Verdammt!”, fluchte Hunter. „Abby, als ich gestern Abend meine Sachen zusammengepackt habe, habe ich Tyler erklärt, wo Grants Haus ist. Wahrscheinlich wird er wirklich auf dem Weg hierher sein.”
„Gut, wir müssen jetzt ganz ruhig bleiben”, sagte Abby mehr zu sich selbst als zu Hunter. Es fühlte sich gut an, in diesem Moment einen Verbündeten zu haben. „Er ist auf dem Weg zu dir, also muss er die Bundesstraße entlanggehen. Das ist gefährlich für einen Sechsjährigen, aber wenigstens können wir ihn dort leichter finden.”
„Du hast recht. Ich muss mich bei dir entschuldigen, Abby”, fügte Hunter hinzu. „Ich hätte merken müssen, warum er unbedingt wissen wollte, wo Grant lebt.”
„Du bist doch praktisch noch nicht lange Vater”, beruhigte Abby ihn hastig. „Sei nicht zu hart zu dir selbst!”
„Stimmt. Ich fahre sofort los und suche ihn.”
„Gut. Bringst du ihn dann bitte so schnell wie möglich zum Restaurant? Ich würde sonst umkommen vor Sorge, also ruf bitte gleich an, wenn du ihn gefunden hast!”
Anschließend rief sie im Restaurant an, um ihre Verspätung zu erklären. Es war ihr fast unmöglich, den Tag normal zu beginnen und nervös darauf zu warten, dass Hunter ihr ihren Sohn zurückbrachte. Und sie fragte sich, ob und wie sie den Kleinen bestrafen sollte und was sie zu ihm sagen würde. Eigentlich hatte sie ihm beigebracht, das Haus nicht ohne Erlaubnis zu verlassen.
Aus zehn Uhr wurde elf Uhr, und es gab noch immer kein Zeichen von Hunter oder Tyler. Zu diesem Zeitpunkt war Abby bereits außer sich vor Sorge, bis Hunter schließlich zehn Minuten später allein im Restaurant auftauchte. Er führte sie zu einem Ecktisch und setzte sich dort mit ihr hin. „Abby, ich habe ihn nicht gefunden.”
Sie stieß ein viel zu hohes Lachen aus. „Und ich habe schon gedacht, du hättest ihn im Auto gelassen, damit wir noch eine unserer berühmten, zerstörerischen Diskussionen haben können.”
„Ich wünschte, das wäre so”, sagte Hunter sanft. „Grant verständigt gerade die Polizei, und Kristen stellt eine kleine Suchmannschaft zusammen. Ich muss wieder gehen, aber wir werden dich auf dem Laufenden halten.”
„Du spinnst wohl!” Voller Angst sprang sie auf und lief an seine Seite. Immerhin war es ihre Schuld, dass Tyler sich auf die Suche nach seinem Vater gemacht hatte. „Ich kann nicht hier sitzen bleiben und auf dich warten. Ich
werde
nicht hierbleiben und auf dich warten!”
„Du kannst uns da draußen jetzt nicht helfen”, erklärte Hunter ruhig. „Außerdem ist das gerade für dich eine äußerst anstrengende Situation.”
Energisch sah sie ihn an. „Damit komme ich schon klar.”
„Das glaube ich dir ja auch. Aber nun brauchen wir dich erst einmal hier, damit du mit der Polizei reden kannst, wenn sie hier ankommt. Und wir müssen wissen, wo du bist, damit wir dich sofort informieren können, wenn einer von uns ihn gefunden hat.”
Das machte Sinn, und Abby ließ sich mit weichen Knien auf einen Stuhl sinken. „In Ordnung.”
Liebevoll drückte Hunter ihre Hände. „Warte hier auf die Polizei! Kristen ist schon unterwegs, und Lily und Claire müssten auch gleich hier sein.”
In dieser Sekunde platzte Claire zur Tür herein. „Abby, meine Süße, mach dir keine Sorgen!”, beruhigte sie ihre Freundin sofort. „Mein Mann hat jeden verfügbaren Arbeiter seiner Firma losgeschickt. Sie werden ihn ganz bestimmt schnell wiederfinden.”
„Gut”, murmelte Abby wie
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