Julia Extra Band 0198
ist zu viel passiert, als dass er es noch einmal darauf ankommen lassen würde.”
„Und du glaubst, da draußen könnte es eine andere Frau geben, die sein Vertrauen neu erwecken kann?”, fragte Kristen.
Abby nickte traurig.
„Mann, du bist ganz schön tapfer”, sagte Claire mitfühlend und legte ihre Hand auf Abbys.
„Und diese Selbstlosigkeit ist auch eine außergewöhnliche Stärke”, meinte Lily bewundernd. „Wir unterstützen dich, egal was du machst.”
Ergriffen schluckte Abby den Klos hinunter, der sich in ihrem Hals gebildet hatte. „Ich danke euch”, brachte sie heraus. Wenigstens war sie davon überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, auch wenn es unaussprechlich wehtat.
Zum Mittagessen kamen Hunter und Grant in das Restaurant, und Abby war mit der Situation überfordert. Nachdem Hunter sie vor sieben Jahren verlassen hatte, hatte sie es schrecklich gefunden, ohne ihn leben zu müssen. Aber ohne ihn leben zu müssen, wenn sie ihm auf der anderen Seite überall begegnen konnte, war dagegen nahezu unmöglich.
Fest entschlossen, sich nicht unterkriegen zu lassen, straffte sie die Schultern. Dann bat sie ihre Kollegin, Sally Whiteford, den Tisch von Hunter und Grant zu übernehmen, denn bedienen wollte Abby die beiden an diesem Tag wirklich nicht. Stattdessen ging sie durch die Küche zur Hintertür hinaus, um an der frischen Luft ihre Fassung wiederzuerlangen.
„Hey, was machst du denn hier?”
Überrascht sah sie auf und blickte Grant Brewster direkt in die Augen, der um die Ecke gekommen war.
„Wenn du es genau wissen willst, Grant, ich atme durch.”
Diese Antwort hätte jeden anderen vermutlich verwirrt, doch Grant schien sie einleuchtend zu finden. „Geht es dir gut?”
„Ich gehe gleich wieder rein. Immerhin habe ich noch eine Menge zu tun”, fügte sie mit vielsagendem Unterton hinzu.
„Weißt du, Hunter geht es mindestens genauso schlecht wie dir.”
„Mir geht es nicht schlecht”, stritt Abby hastig ab. „Ich brauche nur etwas frische Luft.”
„Auch wenn es dir nicht schlecht geht, Hunter geht es jedenfalls furchtbar.”
„Das ist nicht mein Problem.”
„Ach, Abby. Ich bin doch nicht doof, und blind bin ich auch nicht. Ihr beide habt versucht, eine Beziehung aufzubauen, selbst wenn es nur für das Kind war.”
Seufzend atmete Abby aus. „Wenn du das schon herausbekommen hast, weißt du auch, dass es nicht funktioniert hat.”
Grant stöhnte übertrieben. „Du hast es kaum versucht!”
„Ganz im Gegenteil”, brauste Abby auf. „Ich habe alles versucht. Ich war nett, ich war verständnisvoll, ich habe den ersten Schritt getan, ihm viel Zeit und Einfluss mit Tyler eingeräumt, ihn bei uns leben lassen und nahezu alle seine Geschenke akzeptiert.” Wütend starrte sie ihn an. „Wir wussten immer, dass wir zwei vollkommen verschiedene Dinge wollen. Letzte Nacht hat sich nur herausgestellt, dass keiner von uns beiden bereit ist, seine Meinung zu ändern.”
„Könnte es nicht einen Kompromiss geben?”
„Wozu?”, fragte sie verständnislos. „Was interessiert es dich überhaupt?”
„Hunter geht es schlecht, und er macht mich verrückt! Immerhin arbeiten wir zusammen.”
Ungeduldig drängte Abby sich an ihm vorbei. „Du bist unmöglich. Ich werde nicht mit Hunter eine Beziehung eingehen, nur damit euer Projekt nicht gefährdet wird.”
„Je schlechter es ihm geht, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er einen Fehler macht”, erklärte Grant und folgte ihr in die Küche. „Abby, die gesamte Gemeinde verlässt sich auf dieses Projekt. Du kannst uns doch nicht so hängen lassen.”
Die Gemeinde als Argument vorzuschieben bewirkte bei Abby überhaupt nichts. Aber als sie den Gästeraum des Restaurants betrat und Hunter an der gegenüberliegenden Wand auf seinem Stuhl sitzen sah, blieb sie wie angewurzelt stehen. Sie hatte nicht bedacht, wie schwer es für sie sein würde, ihn leiden zu sehen.
„Sieh ihn dir an!”, sagte Grant hinter ihr. „Er ist traurig, und er ist einsam.”
Es sah wirklich mitleiderregend aus, wie er mit hängenden Schultern dasaß und abwesend aus dem Fenster auf den Straßenverkehr starrte. Abby spürte, wie sie schwach wurde.
„Er liebt den Jungen”, flüsterte Grant ihr ins Ohr. „Und du nimmst ihm Tyler weg.”
Sie wirbelte zu Grant herum. „Wie bitte?”
„Er liebt Tyler”, wiederholte er. „Nimm ihm den Jungen nicht weg!”
Heiße Wut stieg Abby ins Gesicht. Also hatte Hunter
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