Julia Extra Band 0198
bemüht sachlich.
“Ich werde sie heiraten”, platzte es aus Josh heraus.
“Das musst du nicht mir, sondern ihr gegenüber verkünden.”
“Was denkst du denn, was ich schon seit geraumer Weile versucht habe?”, zischte Josh ihn an. “Es ist für mich nämlich nicht von Belang, dass sie die Tochter von David Graham ist”, fügte er in erhitztem Ton hinzu.
“Verstehe.” Jake hatte keine Lust, Josh in seiner momentan aufgebrachten Stimmung in irgendeiner Form zu widersprechen. “Ich gehe mal davon aus, dass du mittlerweile klarer siehst, was das Thema Graham angeht.”
“Das tue ich auch, aber Flora steht der ganzen Sache mit großem Misstrauen gegenüber, und das nicht ganz zu Unrecht”, gab Josh zu. “Was hat sie übrigens zu dir gesagt, bevor sie mit dem Weinglas zur Tat schritt?”
“Nichts von Bedeutung …”
“Oje, ich habe da wirklich ein Durcheinander verursacht, Jake.”
“Das scheint mir auch so. Ich wundere mich nur, dass du das sogar ganz offen zugibst, Josh. Und was willst du jetzt machen – wie soll es weitergehen?”
“Wenn ich das nur wüsste – sie hat mir in aller Deutlichkeit zu verstehen gegeben, dass sie meinen Anblick nicht mehr ertragen kann.”
Jake musterte jetzt doch ein wenig besorgt seinen Bruder, der mit hängenden Schultern auf dem Stuhl saß. So kannte er ihn gar nicht. “Wenn ich dir noch eines sagen darf, das ich zu der Sache noch zu sagen wüsste …?”
“Und das wäre …?” Auf einen Schrecken mehr kam es Josh jetzt auch nicht mehr an.
“Nia meint, irgendwie erkannt zu haben, dass Flora schwanger ist.” Jake sah voll innerer Anteilnahme zu, wie sein sonst so starker Bruder sich an der Stuhllehne festhielt. “Das kann nicht sein”, sagte Josh krächzend nach einer kurzen, qualvollen Pause.
“Nun, du wirst den wahren Stand der Dinge besser beurteilen können als ich, aber ich persönlich weiß, dass Nia mit ihrer besonders ausgeprägten Intuition sich noch nicht sehr oft geirrt hat.”
“Na, ihr zwei Hübschen?” Nia kam herein.
“Na was?”
“Warst du nett zu deinem Bruder, Jake?”
“Nett? Nett verträgt er doch gar nicht …”
Nia rollte mit den Augen. Wenn man zuhörte, wie die zwei Brüder sich kabbelten, würde man nie glauben, dass beide jederzeit füreinander durchs Feuer gehen würden.
Mittlerweile gab es für Flora keinen Anlass mehr, sich in Sams und Lyns Haus zu verstecken, denn ganz offensichtlich hatte Josh seine Versuche inzwischen aufgegeben, mit ihr in Kontakt zu treten. Wenigstens hatte sie jetzt Klarheit gewonnen, was sie von seinen Liebesbekenntnissen zu halten hatte.
Sie hätte ja gar nicht erwartet, dass er gleich in den nächstbesten Flieger gesprungen wäre, nachdem man ihm Hongkong als den Ort ihres Verweilens genannt hatte, aber er hätte doch wenigstens eine dezente Pause als Zeichen von Stil und Anstand einlegen können, bevor er sich mit der erstbesten Schönheit einließ! Flora schüttelte sich voller Abscheu, als ganz unwillkürlich der sexy Rotschopf vor ihrem geistigen Auge erschien.
Flora redete im Stillen weiter auf sich ein, wie froh und glücklich sie sich eigentlich schätzen sollte, dass Josh kein Standvermögen besaß und zu denen zählte, die es mit der Treue nicht so genau nahmen. Wenn er auch auf anderen Gebieten … nun, je früher sie damit aufhörte, an sein Stehvermögen auf diesen anderen Gebieten zu denken, desto schneller würde sie ihr Leben wieder in die Reihe bringen!
“Verdammte Tür!”, fluchte sie, als das Schloss der Tür zu ihrer eigenen Wohnung sich beim ersten Versuch nicht gleich öffnen ließ. Doch nach mehrfachem Herumdrehen gelang ihr der Eintritt. Sie schritt mit ihrem Gepäck über die Schwelle und stellte es in der nächstbesten Ecke ab.
Da hörte sie, wie hinter ihr jemand die Wohnungstür ins Schloss warf. Wie vom Blitz gerührt drehte sie sich auf dem Absatz um. Wer dort stand – groß, dunkel und gefährlich anmutend –, war kein anderer als Josh.
Er hatte sie betrogen und verletzt – und trotzdem, ein Instinkt drängte sie, auf ihn zuzugehen.
“Raus hier, verschwinde!”, rief sie heiser und griff nach dem erstbesten Gegenstand – es war zufällig ein weiches Kissen. Ohne Schaden anzurichten landete es auf seinem Kopf.
“Aua”, rief er trotzdem, zum Spaß, und rieb sich den Schädel.
“Weiß der grünäugige Vamp mit den roten Haaren, dass du hier bist?”, fragte sie mit schriller Stimme. “Sie könnte mir
fast
leidtun.”
“Würdest du mir
Weitere Kostenlose Bücher