Julia Extra Band 0198
vielleicht zuerst einmal die Frage beantworten und mir erklären, was es mit der Weinglasattacke auf sich hatte?”
“Ich glaube nicht, dass du irgendein Recht dazu hast, etwas an meinem Verhalten zu kritisieren, aber wenn du es denn unbedingt wissen willst – es war ein spontaner Ausdruck meiner tiefen Verachtung.”
In Anbetracht des Umstands, dass Flora überhaupt nicht nachgedacht hatte, bevor sie diese Antwort gab, war sie mit ihrer Schlagfertigkeit diesmal halbwegs zufrieden. “Tut mir furchtbar leid, wenn ich damit deinen Abend ruiniert haben sollte”, fügte sie so boshaft wie unaufrichtig hinzu.
“Ehrlich gesagt bin ich gar nicht hergekommen, um über die ärgerlichen Reinigungskosten, die mich der Vorfall gekostet hat, zu diskutieren.”
“Nein? Ich dachte, außer eventuell dieser Sache hätten wir gar nichts mehr zu besprechen.” Und er sollte es bloß nicht wagen, zu verlangen, diese Reinigungskosten von ihr erstattet zu bekommen.
“Du weißt selbst ganz genau, dass wir sehr wohl noch anderes zu klären haben.” Er ließ den Blick aus seinen grauen Augen langsam über ihr Gesicht schweifen … mit einer solchen Genauigkeit, als würde er nach etwas ganz Bestimmtem in diesem Gesicht suchen. “Ist es wahr?” fragte er ganz abrupt.
Flora fuhr zusammen. Ihr Gehirn ratterte auf Hochtouren – er konnte doch gar nichts wissen, versuchte sie sich zu beruhigen. Wie sollte er etwas wissen können, wo doch sie selbst es gerade erst beim Arzt erfahren hatte. Sie glitt mit der Zunge über die leicht verschwitzte Oberlippe.
“Ist was wahr?” Sie machte absichtlich ganz große Augen.
Josh verengte seine Augen zu Schlitzen, dabei ging sein Blick von ihrem Gesicht abwärts. “Willst du mir etwas vormachen?” Sie schaute nervös zu, wie er langsam und beherrscht die Augen schloss. “Soll mir auch recht sein”, sagte er betont gelassen.
“Ich weiß nicht, wovon du überhaupt sprichst.” Und er wusste es hoffentlich auch nicht wirklich!
“Ich möchte über uns beide reden.”
Ihre nervöse Anspannung ließ ein ganz klein wenig nach – aber tatsächlich nur ein ganz klein wenig, denn dieses Thema empfand sie als beinahe genauso heikel und ungemütlich.
Sie konzentrierte sich darauf, ihre Gesichtszüge zu entspannen und ihr Gegenüber unbeirrt anzublicken. Sie wollte diese Demütigung nicht erleben – dass er ihr womöglich ansehen konnte, wie oft sie davon geträumt hatte, dass es da ein
wir beide
geben könnte … und er jetzt erraten könnte, wie sehr sie auch nach allem, was er ihr angetan hatte, noch immer auf ein
wir beide
gehofft hatte – bis zu dem Augenblick, da sie ihn mit dieser Rothaarigen erwischt hatte.
“Es gibt kein
wir beide
und hat es auch nie gegeben.” Das sollte jetzt doch wohl klar und deutlich genug gewesen sein! Sie hatte sich gerade die allergrößte Mühe gegeben, überzeugend zu klingen, so als habe sie dies wirklich aus ganzer Seele ausgesprochen – nur einem vollkommen unsensiblen Menschen konnte diese Botschaft jetzt noch entgangen sein.
Es frustrierte sie ungemein, nun ganz unerwartet mit ansehen zu müssen, wie ruhig und beinahe belustigt und zugleich auch ein wenig skeptisch er nun reagierte. Wie konnte sie nur vergessen haben, dass Josh aber doch schließlich ein vollkommen unsensibler Mensch war?
Doch Josh ignorierte ganz einfach ihren kleinen Zornesausbruch und blickte einmal kurz in ihr strenges Gesicht, bevor er weiter ins Zimmer hineinschlenderte und sich dort interessiert umschaute. “Nett hast du es hier.” Er fuhr mit den Fingerspitzen einer Hand an den Buchrücken einer Reihe von Büchern ihres vollgestellten Regals entlang.
Flora spürte ein Kribbeln im Rücken, so als hätte statt der Bücher ihr Rückgrat diese Streicheleinheiten bekommen. Es reichte offenbar schon, seine wohlgeformten Finger anzuschauen, dass ihr abwechselnd ganz heiß und kalt wurde. Darauf bedacht, diese unliebsamen Empfindungen rasch wieder loszuwerden, sagte sie das Erstbeste, das ihr gerade in den Sinn kam – unglücklicherweise sprudelten die Worte ungefiltert und mit wenig Bedacht aus ihr heraus.
“Kann deine neue Freundin eigentlich lesen, oder ist ihr da ihr großer Busen im Weg?” Und dieser Busen konnte ja wohl auch nicht echt sein, dachte Flora verächtlich und hegte noch weitere böse, wenig solidarische Gedanken über diese kurvenreiche Rothaarige.
Er lächelte ein wenig süffisant und selbstgenügsam. Kein Wunder, dachte Flora bitter.
“Nun, da ich
Weitere Kostenlose Bücher