Julia Extra Band 0198
dem markanten Kinn. Und wie umwerfend er auch heute wieder aussah, diesmal im dunklen Anzug mit Krawatte.
“Schau mal, was für wunderschöne Haare diese Frau hat!”, hörte sie von hinten Lyn zu ihrem Mann sagen, derweil sie selbst sah, wie eine üppige Rothaarige sich Josh an den Hals warf.
Und auch Flora schaute hin … und sah, wie Josh die Hand der rothaarigen Schönen an seine Lippen führte und gleichzeitig ihre Finger liebkosend über seine Wange strichen. Flora konnte sehen, wie die beiden sich gegenseitig mit ihren Blicken geradezu verschlangen.
Flora arbeitete sich weiter durch die Menge, bis sie nur noch ein paar Schritte entfernt von dem turtelnden Paar stand. Doch die zwei bemerkten sie überhaupt gar nicht! So sehr waren sie mit sich selbst beschäftigt. Nun wanderte Joshs dunkler Kopf zum Ohr der Rothaarigen; er flüsterte ihr etwas zu, worauf sie leise kicherte und leicht errötete.
Ohne sich vorher zu überlegen, welche Reaktionen sie wohl auslösen würde, räusperte Flora sich laut hörbar. Beide wandten daraufhin den Blick zu ihr hin; Flora hatte aber nur Augen für Josh.
Fassungslos sah sie zu, wie er sie höflich, aber gleichzeitig auch einigermaßen gleichgültig einmal kurz von oben bis unten anschaute. Er zeigte noch nicht einmal so viel Taktgefühl, wenigstens so zu tun, als ob er verstört wäre!
Und er war derselbe Mann, der ihr gefolgt war und sie mit leidenschaftlichen Liebesbeteuerungen überhäuft hatte! Und hier benahm er sich so, als würde er sie noch nicht einmal kennen. Ein leises Krächzen der Empörung entfuhr Floras trockener Kehle. Und sie war nahe daran gewesen, diesem Mann zu glauben und Vertrauen zu schenken!
“Es mag Ihnen vielleicht auch egal sein”, wandte sie sich nun mit zittriger Stimme an den Rotschopf. “Aber Ihr Begleiter ist ein oberflächlicher Kerl, ein Betrüger, eine verlogene Ratte.”
Josh stellte sich nun kerzengerade hin; ein Ausdruck alarmierter Besorgnis legte sich auf sein wunderschönes Gesicht. “Ich glaube, da gibt es …”
“Ein Missverständnis?”, schnitt sie ihm das Wort ab und funkelte ihn wutentbrannt an. “Dann hätte ich gern mal eine Erklärung gehört, was für eines das sein soll!” Doch ehe er antworten konnte, schüttete Flora ihm den noch verbliebenen Inhalt ihres Weinglases mitten ins Gesicht.
Er wurde bleich vor Schreck, als sie ihm nun das leere Glas in die Hand drückte, auf dem Absatz kehrtmachte und stolz erhobenen Hauptes aus dem inzwischen mucksmäuschenstillen Foyer schritt.
“Hier … nimm das.”
Jake Prentice nahm das blütenweiße Taschentuch aus der Hand seiner Frau entgegen und ließ sich langsam auf dem nächsten Stuhl nieder. “Ich bin dieser Frau noch nie begegnet … das schwöre ich!”
“Nun, das musst du in dieser Situation ja wohl jetzt sagen, nicht wahr, mein Liebling?”
“Hör zu, Nia … jetzt machst du dich doch hoffentlich bloß über mich lustig, oder?” Er seufzte. “Du glaubst doch wohl, dass sie eine Verrückte ist.”
Seine Frau lächelte gelassen. “Zu deinem großen Glück, mein Freund, will ich dir glauben. Die Dame scheint ja wohl
schwanger
zu sein, und in diesem Zustand reagieren Frauen bisweilen schon etwas seltsam …”
“Schwanger?” Jake hatte davon nichts bemerkt – aber er widersprach seiner Frau in derlei Dingen nicht, denn er hatte mit der Zeit erfahren, dass Nia sich in solchen Angelegenheiten erstaunlich gut auskannte. Besaß sie außergewöhnlich viel weibliche Intuition, oder hatte sie etwas von einer Hexenmeisterin an sich? Jake vermutete Letzteres.
Doch dann riss er plötzlich weit die Augen auf. “Josh …?”
“Manchmal, Jake, rattert dein Gehirn aber wirklich langsam”, bemerkte Nia mit einem schelmischen Naserümpfen.
“Aber es gibt doch Situationen, Nia, da gefällt es dir, wenn ich langsam bin …” witzelte er keck und küsste seine Frau mitten im Foyer ganz unbefangen leidenschaftlich auf den Mund.
8. KAPITEL
“Wo ist denn Nia?”, fragte Josh seinen Bruder, als er dessen Wohnzimmer betrat.
“Sie ist nach draußen gegangen, denn sie wollte uns beiden Gelegenheit zu einem Gespräch unter Männern geben, wie sie es formulierte”, antwortete Jake. “Und bevor ich es vergesse – ich habe da etwas für dich.”
Nias Formulierung ließ Josh aufhorchen. Erwartungsvoll runzelte er die Stirn, als er das Stück Papier in Jakes Hand sah. “Meinst du damit das da – was ist es?”
“Wie du vielleicht sehen kannst, eine
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