Julia Extra Band 0198
ein Mann bin …”
“Das hätte ich fast gar nicht bemerkt”, entgegnete sie, wobei sie sich von dem Anblick seiner langen, muskulösen Beine loszureißen versuchte.
“Ich würde es nie wagen, eine Verbindung herzustellen zwischen der BH-Größe und der Höhe des IQ einer Frau”, erklärte er tugendhaft. Doch trotz seiner so harmlos und ahnungslos anmutenden Worte verriet er sich schon im nächsten Moment durch ein lüsternes Grinsen. “Ich interessiere mich aber, ehrlich gesagt, mehr für die Beine einer Frau.” Lässig ließ er sich in Floras alten Ledersessel fallen.
Sie wünschte sich, sie hätte sich an diesem Tag Hosen angezogen, auch wenn unter ihrem engen langen Rock ohnehin nur die Knöchel und Waden hervorlugten. Doch da kam ihr in Erinnerung, wie Josh unlängst so getan hatte, als fände er alles an ihr irgendwie gleich aufreizend. Bei diesem Gedanken fühlte sie ein Kribbeln, und es packte sie plötzlich ein heftiges Verlangen.
“Mein Bruder Jake ist derjenige, der …”
In schrillem Ton schnitt sie ihm das Wort ab, denn sie hatte nicht die geringste Lust, sich womöglich noch irgendwelche unschönen Vergleiche mit dieser Vollbusigen anhören zu müssen. “Mach es dir bloß nicht allzu gemütlich hier, du bleibst nämlich nicht lange!”, raunzte sie ihn an. “Und wenn du jetzt nicht sofort damit aufhörst, auf meine Beine zu stieren, dann werde ich …” Die Tatsache, dass sie selbst nur Momente vorher ähnlich fasziniert seine Beine angestiert hatte, vergaß sie in diesem Moment völlig.
“… Vielleicht die Polizei rufen? Ich glaube, die Polizisten hätten ihre wahre Freude … ‘Helfen Sie mir, mein Freund schaut so starr auf meine Beine!’ …”
Flora nagte an ihrer Unterlippe, derweil sie zusah, wie er sich köstlich amüsierte. “Du bist überhaupt nicht mein Freund.” Nein, Freund war wahrlich nicht die richtige Umschreibung, es war auch eine viel zu laue Charakterisierung für Josh; an ihm war nun wirklich nichts Kumpelhaftes. Aber jetzt ärgerte sie sich dennoch, nämlich darüber, wie weinerlich ihre Stimme gerade geklungen hatte. Wie sollte er ihr abnehmen, dass sie wirklich meinte, was sie sagte, wenn sie es so kleinlaut vorbrachte?
Doch Josh schien über ihre Bemerkung sogar ernsthaft nachzudenken. “Richtig, ich finde auch, dass der Begriff Geliebter besser zutrifft, außerdem klingt das erwachsener und auch irgendwie viel inniger und vertrauter.”
Der tiefe erotische Unterton in seiner Stimme ließ all ihre Nackenhärchen hochstehen. Flora brauchte sich nicht länger wegen der Frage verrückt zu machen, ob sie diese Situation wohl unter Kontrolle hatte oder nicht – jetzt
wusste
sie, dass dies nicht der Fall war!
“Da wir gerade von Jake sprachen …” griff Josh den Faden von vorhin wieder auf und legte dabei die Beine übereinander. Flora bemerkte, dass er zwei verschiedene Socken trug und fragte sich, ob er wohl eine unruhige Nacht mit Liam hinter sich gebracht hatte … oder vielleicht auch mit … Plötzlich wurde sie zum Explodieren wütend – auf ihn, auf sich selbst, auf das gemeine Schicksal, das sie dazu auserkoren hatte, sich in diesen Mann zu verlieben!
Flora verschränkte fest die Arme vor der Brust. “Ich sprach überhaupt nicht von Jake, sondern von dir, und ich muss dir gleich sagen, dass ich an deiner Familie keinerlei Interesse habe.” Sie versuchte, ihm ein Gähnen vorzuspielen.
“Oh, Jake ist aber ziemlich interessiert an dir, und seine Frau Nia auch.”
Flora war immer noch damit beschäftigt, einen furchtbaren Anfall von Eifersucht zu bekämpfen, als Josh ein Foto aus seiner Brusttasche zog und es ihr hinhielt. Wie automatisch verschränkte sie die Hände hinter dem Rücken und schüttelte bockig den Kopf. Im Augenblick empfand sie es als äußerst wichtig, genau das Gegenteil zu tun von dem, was er wollte.
“Ich will mir deine Familienfotos nicht ansehen.”
“Jetzt siehst du dir aber gefälligst dieses eine Bild hier an!”
“Untersteh dich, mich so anzuherrschen!” Zum ersten Mal konnte Flora bemerken, dass Josh hinter seiner lockeren, gelösten Fassade in Wahrheit ziemlich angespannt war.
“Ich denke, du wirst das Bild ziemlich aufschlussreich finden.”
Anscheinend hatte er nicht vor, nachzugeben, bis dass sie das tat, was er wollte, also gab sie klein bei. Ungnädig riss sie ihm das Hochglanzfoto aus der Hand und hoffte dabei, dass er nicht merkte, wie sehr sie bemüht war, nicht mit seinen Fingern in Berührung
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