Julia Extra Band 0198
zu kommen.
Sie spürte, wie das Blut ihr aus dem Gesicht wich, als sie ungläubig auf das Bild einer strahlenden Frau starrte, in einem atemberaubenden Brautkleid, flankiert von zwei umwerfend gut aussehenden Männern im Cut mit gestreifter Hose. Josh war einer der beiden – aber welcher von den zweien, das hätte sie nicht sagen können!
“Du bist ein Zwilling!”, krächzte sie anklagend; mit aller Macht kehrte jetzt die Farbe wieder in ihr Gesicht zurück. “Du hast mir das nie verraten … Oh, Himmel!” stöhnte sie, als sie sich jetzt noch einmal den schockierten Gesichtsausdruck ihres Opfers beim Abtupfen des Rotweins aus seinen Augen vergegenwärtigte.
Er – also Jake – hatte sich so verhalten, als ob er ihr noch nie begegnet wäre … weil das
tatsächlich
noch nie der Fall gewesen war! Noch nie hatte sie sich so eingeschüchtert gefühlt wie gerade in diesem Moment. “Warum, um alles in der Welt, hast du mich darüber nie aufgeklärt?” Mit zusammengeballten Fäusten funkelte sie Josh an. “Wenn ich gewusst hätte, dass du einen Zwillingsbruder hast, dann hätte ich mich dort niemals so lächerlich gemacht …”
“Jake meint auch, dass ich eine Mitschuld an dem Vorfall habe”, versuchte er ihre Aufregung zu lindern.
“Er muss ja denken, dass ich ein hysterisches Weibsbild bin.” Stöhnend verbarg sie das Gesicht in beiden Händen. “Und herrje, diese Frau dort, das war also Jakes Ehefrau gewesen …”
“Die mit der Körbchengröße D.” Josh nickte getragen, derweil Flora immer noch fassungslos den Kopf schüttelte. “Ja, das ist Nia.”
“Sie sieht wirklich toll aus.” Erstaunlich, wie viel leichter ihr dieses Kompliment jetzt fiel, da sie wusste, dass es sich um die Angetraute von Joshs Bruder handelte und also keine Rivalin war … Aber was spinne ich da eigentlich herum … Rivalin?
Schlagartig verspürte sie große Erleichterung. “Das bedeutet, du hast nicht …”
“Weder angeschaut noch berührt … nicht sie und auch sonst keine andere Frau.” Er drehte den Kopf langsam zu jeder Seite. “Unschuldig in allen Anklagepunkten. Fühlst du dich jetzt besser?”
Flora errötete. “Egaler könnte mir das alles nicht sein, ehrlich gesagt.” Sie wusste, dass er ihr das nicht abnehmen würde, weil er ihren wahren inneren Zustand durchschaute, aber sie fühlte sich bewogen, zumindest den Versuch zu machen, ihren Stolz zu wahren und gleichgültig zu wirken. “Hat sie – die Frau deines Bruders – gedacht, dass ich …?” Es fehlte ihr gerade noch, dass sie als Nächstes zu hören bekäme, sie sei verantwortlich dafür, dass dieses einst so harmonische Paar seit jenem Abend in schlimmem Streit lebe.
“Keine Panik, der Ehefrieden ist in keinster Weise gestört. Nia hat eine hohe Meinung von meinem Bruder und seiner Integrität.”
“Trotzdem … ich kann es immer noch nicht fassen, dass es dich gleich zweimal gibt.”
“Von wegen zweimal!”, protestierte Josh.
“Au, da habe ich anscheinend einen wunden Punkt getroffen.” Aber was hatte sie da auch gesagt – natürlich würde man niemanden finden können, der ganz so war wie Josh.
“Na ja, ich bin es ja über die Jahre gewohnt, hin und wieder mit ihm verwechselt zu werden.” Seine Stimme klang jetzt etwas frustrierter. “Aber ich muss sagen, ich bin schon ein wenig gekränkt, dass du die kleinen, doch feinen Unterschiede zwischen ihm und mir nicht erkannt hast. Wohingegen Nia uns Brüder nie verwechseln würde … aber Nia ist zugegeben auch eine Frau mit besonderer Intuition. Das liegt vielleicht an ihrer keltischen Abstammung”, fügte er nachdenklich hinzu. “Wobei mir zu dem Thema einfällt, dass Nia da auch etwas über dich bemerkt hat …”
“Bestimmt nichts Nettes, nehme ich mal an”, meinte Flora sogleich, und sie fühlte sich höchst unwohl, wenn sie daran dachte, was für einen grotesken ersten Eindruck sie bei Nia hinterlassen haben musste. “Aber es kann auch nicht viel schlimmer sein als das, was ich über sie gesagt habe”, beteuerte sie mit einem Schuldgefühl.
“Eifersucht lässt einen bisweilen die übelsten Dinge sagen …”
Flora knirschte mit den Zähnen. “Ich weiß nicht, ob du dich vielleicht selbst nicht so genau beobachtest oder ob du dich wirklich für unwiderstehlich hältst …!”
“Wenigstens in dem Punkt hast du kein festgefügtes Urteil”, bemerkte Josh dazu ganz nüchtern.
Sein unbeirrbares Selbstbewusstsein brachte Flora auf die Palme, und umso mehr noch, als
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