Julia Extra Band 0198
getan?”, murmelte sie vor sich hin.
Sie musste es Ryan sagen, ihm sofort reinen Wein einschenken. Sie war nicht an einer Beziehung interessiert. Sie musste ihm offen und ehrlich sagen, dass sie nur zugestimmt hatte, um auf Kelly Eindruck zu machen. Sie musste fair zu ihm sein.
Trotzdem konnte sie diese unsinnige Vorfreude nicht unterdrücken. Sie würde tatsächlich mit Ryan auf eine Dinnerparty gehen.
“Jetzt führ dich nicht auf wie ein Backfisch”, ermahnte sie sich leise. “Schließlich wird es bei diesem einen Mal bleiben. Nur ein Mal.”
Julia presste die Hand auf ihren Magen und betrachtete ihr Spiegelbild. “Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich das wirklich tue.”
Das hatte sie mittlerweile mindestens hundertmal gesagt, und Kelly, die auf der Bettkante saß, stöhnte auf. “Mom, du siehst einfach großartig aus. Ich weiß gar nicht, warum du dich so aufregst.”
“Das Kleid ist viel zu kurz.”
Kelly verdrehte die Augen. “Es ist gerade mal zwei Finger breit über dem Knie. Wenn überhaupt, dann ist es zu lang.”
Julia stützte die Hände in die Hüften. “Von dir muss ja so etwas kommen.”
Sie und Kelly hatten einen ganzen Nachmittag damit zugebracht, durch unzählige Boutiquen und Kaufhäuser zu stöbern, bis sie sich endlich für dieses Cocktailkleid aus tiefroter Seide entschieden und auch die passenden Accessoires und Schuhe gefunden hatten. Dieser gemeinsame Einkaufsbummel hatte die Kluft zwischen ihnen endgültig überbrückt und ein neues Gemeinschaftsgefühl zwischen ihnen aufblühen lassen.
“Aber ohne dich hätte ich das nie geschafft”, fügte Julia hinzu.
Kelly grinste. “Mom, du siehst wirklich umwerfend aus.”
“Danke.”
“Bist du nervös?”
Julia zuckte die Schultern. “Ja, ein klein wenig schon.” Eine glatte Lüge. Ihr war vor Aufregung ganz schlecht.
Als es an der Haustür klingelte, zuckten Mutter und Tochter zusammen und sahen sich wie zwei Verschwörer an.
“Er ist da!” Kelly sprang auf und rannte zur Tür des Schlafzimmers. “Also, ich bitte ihn herein, und du wartest noch eine Minute oder so. Dann kommst du ganz langsam die Treppe herunter … Mann, das wird ein Auftritt!”
Ja, das befürchtete Julia auch, aber bevor sie ihre Zweifel äußern konnte, stolperte Kelly auch schon hastig die Treppe hinunter.
Nach einem letzten Blick in den Spiegel – der ihr ein verräterisches Lächeln auf ihrem Gesicht zeigte, für das sie sich selbst tadelte –, griff sie ihre neue Abendtasche und machte sich auf den Weg.
Auf der Mitte der Treppe blieb sie stehen, als Kelly und Ryan sich zu ihr umdrehten und sie ansahen. Für einen Moment hielt sie den Atem an. Himmel, sie hatte ganz vergessen, wie blau seine Augen waren!
Und der bewundernde Ausdruck in diesen blauen Augen ließ ihre Nervenenden nervös vibrieren. Ihr Herz schlug plötzlich so laut, dass sie meinte, man müsse es hören können.
Sein rauchgrauer Abendanzug brachte das Blond in seinen Haaren hervorragend zur Geltung, das zweireihige Jackett betonte die breiten Schultern. Als sie unvermittelt das Bild vor sich sah, wie er fast nackt in Charlottes Küche gestanden hatte, verbot sie sich streng, daran zu denken, setzte ihr charmantestes Lächeln auf und ging die restlichen Stufen hinunter.
“Guten Abend, Ryan. Wie ich sehe, haben Sie meine Tochter bereits kennengelernt. Kelly, das ist Ryan Shane, Charlottes Cousin.”
Gott, klang das steif! Julia hatte das schreckliche Gefühl, mit dieser knöchernen Vorstellung den Ton für den Abend festgelegt zu haben. Aber Ryan grinste dieses jungenhafte Grinsen, und Julia sah, wie ihre Tochter Ryan schmelzend anhimmelte, während sie ein paar freundliche, lockere Worte wechselten. Und jäh überkam sie das Gefühl mütterlichen Stolzes, dass ihre Tochter erwachsen genug war, um sich mit einem solchen Mann unterhalten zu können.
Eine jähe Hitzewelle sagte ihr, dass Ryan seinen Blick wieder auf sie gewendet hatte.
“Sie sehen großartig aus, Julia.”
Kelly berührte sie leicht am Arm. “Siehst du, das habe ich dir auch gesagt.”
“Danke.” Es kostete sie ungeheure Anstrengung, dieses kleine Wort über die Lippen zu bringen.
Ein kurzes Schweigen breitete sich aus, dann räusperte Ryan sich. “Tja, dann sollten wir wohl jetzt gehen, nicht wahr?”
“Ja, natürlich.” Julia wusste, dass Kelly alt genug war, um ein paar Stunden allein zu bleiben, darum ging es auch nicht, als sie fragte: “Wirst du auch zurechtkommen …
Weitere Kostenlose Bücher