Julia Extra Band 0198
ausgezeichnet”, versuchte sie Cherry zu beruhigen, aber das seltsam starre Lächeln verwirrte sie. Also wechselte sie das Thema. “Ryan und ich haben uns über Ryans Cousine Charlotte kennengelernt. Charlotte und ich sind Geschäftspartner.”
“Ach ja, ich habe gehört, dass Charlotte seit ihrer Scheidung gezwungen ist zu arbeiten. Arme Charlotte. Sie soll jetzt als Köchin arbeiten oder so was …”
Cherrys herablassender Ton ärgerte Julia. “Charlotte und ich sind Partner in einem Partyservice. Gold Ribbon, sicher haben Sie schon von uns gehört. Und Charlotte ist der Chef de Cuisine. Ein ausgezeichneter Chef übrigens.”
Jetzt nahm Ryan Julia bei der Hand und hakte ihren Arm unter den seinen. “Julia und ich haben uns zwar gerade erst kennengelernt, Cherry”, ließ er sich vernehmen und schaute Julia dabei lächelnd an, “aber wir stehen uns schon sehr nahe.”
Da das Gespräch sich gerade um Charlotte und Gold Ribbon gehandelt hatte, stand seine seltsame Bemerkung eigentlich in überhaupt keinem Zusammenhang und war zudem noch völlig aus der Luft gegriffen. Die Wirkung war jedoch erstaunlich.
Cherrys überlegenes Lächeln verschwand, und mit einer knappen Geste bat sie ihre Gäste, weiter ins Haus hinein zu den anderen Anwesenden zu gehen.
Als sie auf der Terrasse ankamen, stellte Julia erleichtert fest, dass sie einige der anwesenden Gäste kannte. Natürlich bewegte sie sich nicht in denselben Kreisen wie die sich hier vergnügenden Rechtsanwälte, Ärzte oder Firmendirektoren, aber sie hatte bereits bei einigen von ihnen Partys ausgerichtet. Und sie war angenehm überrascht, dass diese Leute sie begrüßten, als sei sie eine alte Freundin. So konnte sie dann auch Ryan ungezwungen mit einigen von ihnen bekannt machen, was seine Nerven sehr zu beruhigen schien.
Als Ryan sie dann schließlich Cherrys Vater Jim vorstellte, konnte sie sofort erkennen, dass die beiden Männer tiefer Respekt und Zuneigung miteinander verbanden.
Bevor die Gäste zum Dinner gerufen wurden, unterhielt sich Julia gerade angeregt mit einigen Leuten, als Ryan an ihrer Seite auftauchte. Galant und geistreich nahm er an dem Gespräch teil, aber Julia fiel auf, dass sein Blick immer wieder durch den Raum glitt, geradezu unruhig, obwohl sie sicher war, dass die anderen es nicht bemerkten. Sie folgte seinem Blick – und endete bei Cherry, die Drinks an der Bar nachschenkte, aber jede von Ryans Bewegungen beobachtete. Als Cherry merkte, dass Julia sie dabei ertappt hatte, wandte sie sich hastig anderen Gästen zu.
Das Dinner selbst war sogar recht gut, und Julia hätte es bestimmt genossen, hätte Ryan nicht hektisch und überdreht drauflosgeredet. In der einen Minute war er der lässige, weltgewandte Mann, in der nächsten benahm er sich wie ein unreifer Teenager. Seine seltsamen Stimmungsschwankungen verwirrten sie und machten es schwer für sie, sich zu entspannen.
Und dann, endlich, während des Desserts, das wie ein kaltes Büfett arrangiert worden war, sodass die Gäste sich selbst bedienen konnten und in lockerem Gespräch in kleinen Gruppen zusammenstanden, ging Julia ein Licht auf. Die ganze Zeit über war Ryan ihr nicht von der Seite gewichen, als seien sie aneinander gefesselt, und jetzt erkannte Julia den Grund dafür: Er war nicht nervös, weil er hier so vielen für die Stadt wichtigen Menschen vorgestellt wurde, er hatte Angst vor nur einer Person: Cherry.
Jedes Mal, wenn die Rothaarige in seine Nähe kam, wirkte er überdreht und redete pausenlos und gekünstelt drauflos, in regelrechter Panik. Und jedes Mal, wenn sie sich entfernte, entspannte er sich und wurde wieder normal.
Das war es also. Cherry Richards hatte die Angel nach Ryan ausgeworfen. Und Ryan wusste es.
Er hatte keine Begleiterin für diesen Abend gesucht, sondern eine Anstandsdame. Jemanden, der ihn vor den Avancen der schönen, verführerischen Cherry Richards beschützen sollte. Eine absurde Vorstellung und eine ganz und gar lächerliche Situation.
Warum war Julia dann plötzlich so verletzt? Warum kam sie sich … ausgenutzt vor?
Den restlichen Abend überstand Julia irgendwie, aber als die Zeit gekommen war, sich von den Gastgebern zu verabschieden, war ihre Laune auf dem Nullpunkt angelangt.
Auf der Fahrt nach Hause in Ryans Wagen sagte Julia sich immer wieder vor, dass es keinen Sinn hatte, Ryan über ihre Gefühle aufzuklären. Schließlich würde es ja bei dieser einen Verabredung bleiben, danach bräuchte sie Ryan nie
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