Julia Extra Band 0198
wiederzusehen.
Dieser Gedanke half ihr dabei, bis zu Hause durchzuhalten und nicht einen negativen Ton über den Abend zu verlieren.
Doch vor ihrer Haustür drehte Ryan sich dann um und grinste sie mit diesem unmöglichen Jungengrinsen an.
“Danke, Julia.”
Und diese zwei Worte waren dann der Auslöser, der ihre Wut zum Überbrodeln brachte.
“Nie, in meinem ganzen Leben”, presste sie zwischen den Zähnen hervor, “bin ich mir so billig und benutzt vorgekommen!”
4. KAPITEL
Unter anderen Umständen hätte Ryans verdatterte Miene sie wahrscheinlich laut herausprusten lassen. Aber eben nur unter anderen Umständen …
“Sie sind sauer?”, fragte er verständnislos.
“Sauer ist mit Sicherheit nicht das richtige Wort, um auch nur annähernd zu beschreiben, wie ich mich fühle.” Sie drückte ihre Abendtasche so fest an sich, dass es fast wehtat. “Oh, wie dumm ich doch war!
Julia und ich sind uns sehr nahegekommen”
, ahmte sie Richards Ton nach. “Pah! Diese Cherry Richards ist hinter Ihnen her wie der Teufel hinter der armen Seele, und Sie wissen das! Ihnen ging es nicht darum, in Begleitung bei der Party aufzutreten. Sie brauchten mich nur als Wachhund!”
Sie stöhnte innerlich auf, als sie an die zarten, ja zärtlichen Berührungen von Ryan dachte – aber er hatte sie nur berührt, wenn Cherry in der Nähe gewesen war.
“Julia, ich bitte Sie …”
Sein sanfter Ton machte sie nur noch wütender. Sie musste weg von ihm, raus aus diesem Auto.
Aber warum in aller Welt war sie eigentlich so wütend? Diese Frage nagte an ihr, während sie sich erbittert am Sicherheitsgurt zu schaffen machte, aber sie fand keine einleuchtende Antwort. Und als sie sich ebenso wütend aus dem Sitz abstieß, hörte sie beim Aussteigen das leise Geräusch von reißendem Stoff.
“Mein Kleid!”, stieß sie entsetzt hervor, als sie auf dem Bürgersteig stand und fieberhaft nach dem Riss suchte. “Mein neues Kleid!”
Sie war völlig am Ende. Eine einzige Verabredung, und sie war ein nervliches Wrack. Sie spürte die aufsteigenden Tränen und hatte nur noch den Wunsch, so schnell wie möglich ins Haus zu kommen und diese ganze erniedrigende Erfahrung zu vergessen.
“Julia, so warten Sie doch.” Ryan hielt sie am Arm fest. “Es tut mir leid. Ich lasse Ihr Kleid reparieren. Oder besser, ich kaufe Ihnen ein neues.”
“Ich will aber kein neues. Ich will dieses. Und ich will es so, wie es war.”
Sie verhielt sich absolut kindisch, das wusste sie, aber sie war so aufgewühlt, dass sie die Worte nicht zurückhalten konnte. “Lassen Sie mich los, Ryan. Ich möchte ins Haus gehen.”
“Hören Sie mir doch nur eine Minute zu. Bitte, Julia.”
Sie wischte sich wütend eine einzelne Träne von der Wange und hörte auf, sich zu winden.
“Sie haben ja recht. Alles, was Sie sagen, stimmt. Ich weiß, es klingt eingebildet, aber Cherry will mich wirklich haben. Und ja, ich habe Sie als … als eine Art Schutzschild benutzt. Ich habe kein Interesse daran, mich mit Cherry einzulassen. Um genau zu sein, will ich mich mit keiner Frau einlassen.”
Warum nur traf sie seine Bemerkung wie eine Beleidigung? Sie hätte diese Frage für ihr Leben nicht beantworten können. Und ihre Wut flammte von Neuem auf. “Na, wenn das so ist … Nur zu Ihrer Information, ich habe ebenfalls nicht die geringste Lust, mich mit irgendeinem Mann einzulassen.”
Ryan legte eine Hand an ihren Ellbogen. “Julia, ich brauchte Ihre Hilfe. Und das habe ich Ihnen auch von Anfang an gesagt. Aber ich wollte Sie mit Sicherheit nie verletzen.”
Julia blinzelte und atmete tief durch. “Warum sagen Sie es Cherry eigentlich nicht klipp und klar? Ich meine, dass Sie nicht interessiert sind.” Ein ironisches Lächeln zuckte um ihren Mund. “Bei mir haben Sie damit ja keine Probleme.”
Ryan sah stumm in die Dunkelheit hinaus, dann wandte er sich wieder ihr zu und sah sie direkt an. “Es ist eine knifflige Situation. Jim ist wie ein Vater für mich. Er hat mir in den letzten Jahren sehr viel geholfen. Und jetzt will er mir unter die Arme greifen, damit ich mich hier mit Erfolg als Anwalt niederlassen kann. Aber Cherry ist seine Tochter, und Blut ist nun mal bekanntlich dicker als Wasser. Wenn sie es darauf anlegt, kann sie die Beziehung zwischen Jim und mir ohne Weiteres zerstören. Und sie ist die Art Frau, die so etwas ohne mit der Wimper zu zucken tun würde, wenn sie ihren Willen nicht bekommt.”
Auch wenn es ihr nicht behagte, sie verstand
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