Julia Extra Band 0198
dir zusammen sein, sobald Cherry in der Nähe ist. Es wird wahrscheinlich dauern, aber irgendwann wird sie es wohl einsehen.”
Ryan stellte sich ans Fenster und schaute schweigend hinaus. Dann drehte er sich wieder zu ihr um. “Wahrscheinlich bereust du jetzt, dass du dich darauf eingelassen hast.”
Sie sah in sein markantes Gesicht und wusste, dass sie sich sehr große Probleme aufhalsen würde, wenn es ihr nicht gelang, ihre Reaktion auf diesen Mann unter Kontrolle zu bekommen. “Nein.” War es gelogen? Ja und nein. Dass sie zu keiner eindeutigen Entscheidung kommen konnte, beunruhigte sie noch mehr.
Ryan grinste zerknirscht. “Das Ganze ist wirklich ein ziemliches Durcheinander, was?”
“O ja”, meinte sie leise, “dem kann ich aus vollem Herzen zustimmen.” Und diese Bemerkung war nicht ausschließlich auf seine Frage bezogen.
Er seufzte schwer. “Es tut mir ehrlich leid.”
“Oh, warte mit der Entschuldigung, bis du gesehen hast, was dich erwartet.” Sie lächelte. “Heute und morgen müssen Charlotte und ich zwei Partys ausrichten, aber am Sonntag erwarte ich dich zum Dinner.” Jetzt grinste sie breit. “Und wenn du glaubst, Cherry sei eine sehr entschlossene Person, dann mach dich auf was gefasst, wenn du erst einmal meine Tochter so richtig kennenlernst.”
6. KAPITEL
“Mom?”
Julia wurde unsanft an der Schulter gerüttelt, und der Liebesroman, der auf ihrem Bauch gelegen hatte, rutschte zu Boden. Der süße Traum, wie sie in den Armen eines Mannes gelegen hatte, zerplatzte wie eine Seifenblase und ließ nur ein seltsam warmes Glücksgefühl in ihr zurück.
Ja, sie hatte geträumt, von Küssen und Zärtlichkeiten, wie in dem Roman, über dem sie eingeschlafen war. Und der Mann in ihren Träumen war … Ryan gewesen! Sie hatte von Ryan geträumt! Schon wieder!
“Mom, bist du jetzt wach?” Die Ungeduld in Kellys Stimme war nicht zu überhören. “Du hast gesagt, du kommst nach oben, um zu duschen. Und dann liegst du hier auf dem Sofa und schläfst einfach ein! Wie kannst du einschlafen, wenn du jemanden zum Dinner eingeladen hast? Er wird doch bald hier sein.”
Julia richtete sich auf und stellte die Füße auf den Boden. Ja, sie war wach. Wach genug, um den vorwurfsvollen Ton in der Stimme ihrer Tochter zu hören – und auch die freudige Aufregung in ihren dunklen Augen zu sehen. Und dann bemerkte sie auch das Kleid, das ihre Tochter trug, und die weißen Sandalen. “Du siehst hübsch aus”, meinte sie anerkennend.
Kelly drehte die Augen zur Decke. “Dein Freund soll mich ja schließlich nicht für einen Penner halten, oder?”
“Er ist nicht mein Freund.” Die Worte waren heraus, bevor sie richtig nachgedacht hatte. Glücklicherweise hielt Kelly sie für so übertrieben, wie sie sich anhörten. Julia versuchte es noch einmal, diesmal ruhiger. “Ryan und ich verbringen ein wenig Zeit miteinander. Lass uns nicht mehr daraus machen, als es ist.” Mit fahrigen Fingern versuchte sie ihr Haar zu ordnen. “Du wolltest doch, dass ich Spaß habe, oder? Und genau das tue ich. Mehr nicht.”
Leider tauchten ausgerechnet in diesem Augenblick wieder die Bilder aus ihrem Traum vor ihren Augen auf – Bilder von leidenschaftlichen Zärtlichkeiten, erotischer Sinnlichkeit –, und sie spürte, wie ihr ein Hauch von Röte ins Gesicht kroch.
Warum spielte ihr ihr Unterbewusstsein ausgerechnet jetzt diesen Streich? Ryan und sie hatten nichts miteinander. Er war nicht ihr “Freund”, wie Kelly es nannte. Ryan und sie hatten eine Abmachung, einen Pakt. Keine Beziehung.
“Na schön, er ist also nicht dein Freund”, sagte Kelly ergeben, ohne es zu glauben. “Ich freue mich trotzdem, dass er zum Dinner kommt. Hör zu, ich kümmere mich um das Hähnchen im Ofen, und du gehst jetzt besser duschen und machst dich fertig.” Kelly war schon auf dem Weg zur Tür. Die Hand an der Klinke, drehte sie sich noch einmal zu ihrer Mutter um und blickte sie kritisch an. “Und zieh etwas Hübsches an, ja?”
“Jawohl, Ma’am”, gab Julia frotzelnd zurück.
Mit einem gutmütigen Grinsen zog Kelly die Tür hinter sich zu, und Julia erhob sich von der Couch.
“So weit ist es also schon gekommen”, murmelte Julia vor sich hin, während sie sich eilig auf den Weg ins Bad machte. “Jetzt macht mir meine Tochter schon Vorschriften.”
Der heiße Wasserstrahl der Dusche belebte ihre Sinne und vertrieb den letzten Rest der Müdigkeit. Julia massierte Shampoo in ihr Haar und lehnte den Kopf
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