Julia Extra Band 0198
“Hallo.” Er hatte Kelly ja schon einmal getroffen, aber es erstaunte ihn aufs Neue, wie ähnlich sie ihrer Mutter sah, mit den dunklen Augen und dem welligen dunklen Haar.
“Kommen Sie doch herein. Mom ist noch nicht ganz fertig.” Kelly führte Ryan in das Wohnzimmer.
“Hier riecht’s aber gut.” Er schnüffelte.
Kelly grinste unbeholfen. “Dinner.”
Das Wohnzimmer bot das perfekte Bild eines gemütlichen Heims, mit den farbenfrohen Kissen und dem einladenden Mobiliar. Der köstliche Duft aus der Küche verstärkte diesen “familiären” Eindruck noch.
Plötzlich bekam Ryan Panik. Er durfte unmöglich zulassen, dass Julia den falschen Eindruck bekam! Recht abrupt hielt er Kelly den Strauß Margeriten hin.
“Hier, die sind für dich.”
Seine abrupte Bewegung und auch sein vor Aufregung brüsker Ton hatten Kelly erschreckt, das sah er ganz deutlich. Das musste er unbedingt wiedergutmachen. “Nein, wirklich”, meinte er bewusst sanft. “Ich hoffe, sie gefallen dir.”
Kelly blinzelte, und ihre langen Wimpern berührten kurz ihre Wangen. Dann sah sie zu ihm auf und lächelte strahlend. “Danke. Mir hat noch nie jemand Blumen geschenkt.”
Das Gefühl, beobachtet zu werden, ließ ihn sich umdrehen. Julia stand im Türrahmen, und bei ihrem Anblick spürte er sein Herz viel zu heftig gegen seine Rippen schlagen. Sie war wunderschön, wie sie so dastand in ihrem Kleid und ihm warm zulächelte.
“Wow”, entfuhr es ihm ungewollt. “Du siehst fantastisch aus.”
“Danke, Ryan.”
Ihre Stimme klang samtig und angenehm und wickelte ihn ein wie eine warme, kuschelige Decke. Was, zum Teufel, war nur los mit ihm? Er wusste doch, dass sie eine schöne Frau war. Das dunkle Haar, die dunklen Augen – jeder Mann würde diese Frau schön finden. Und trotzdem musste er sich immer wieder ermahnen, nicht ständig über ihre körperlichen Vorzüge zu philosophieren.
“Ich werde mal nach dem Essen sehen”, sagte Julia jetzt. “Kelly, kümmerst du dich bitte solange um Ryan?”
“Ich gehe”, bot Kelly sofort an. “Dann hast du Zeit für deinen Besuch.”
Für einen Sekundenbruchteil glaubte Ryan so etwas wie Panik auf Julias Gesicht zu erkennen, aber dieser Ausdruck war so schnell verschwunden, dass er sich getäuscht haben musste. Immerhin lenkte dieser Gedanke ihn von seinen Selbstvorwürfen ab.
“Tja, warum gehen wir nicht alle gemeinsam in die Küche?” schlug Julia ein wenig hektisch vor. “Dann kannst du Ryan auch direkt ein Glas Limonade anbieten.”
Ihr Lächeln wirkte seltsam steif. Wenn Ryan es nicht besser wüsste, würde er behaupten, dass Julia auf keinen Fall mit ihm allein sein wollte. Aber nein, das war sicher Unsinn.
“Gut, warum nicht?”, sagte er also freundlich, auch wenn immer noch eine kleine argwöhnische Falte auf seiner Stirn stand.
Kelly sah verständnislos von einem zum anderen, dann zuckte sie unmerklich die Schultern und ging zur Küche voraus. Erwachsene! Puh!
“Setz dich doch, Ryan.” Julia deutete auf einen Stuhl am Küchentisch. “Und Kelly, schenke Ryan doch bitte ein Glas Limonade ein.”
“Klar”, antwortete Kelly bereitwillig und ging zum Kühlschrank, um die große Karaffe herauszuholen.
In der Zwischenzeit überprüfte Julia das Hähnchen, das im Ofen schmurgelte. Während sie über die offene Ofentür gebeugt stand und prüfend mit der Gabel in das Fleisch stach, konnte Ryan sie in Muße betrachten. Die hübsch gerundeten Schultern, die schmale Taille, das so einladend ausgestreckte Hintertei…
Reiß dich zusammen, Mann! befahl er sich wütend und musste schlucken. Aber wie sollte er sich zusammenreißen, wenn alles an Julia so verdammt einladend war? Er schob die Schuld dafür, dass ihm das Wasser im Mund zusammenlief, auf den herrlichen Duft, der dem Ofen entströmte – und wusste, es war eine glatte Lüge. Trotzdem klammerte er sich mit aller Kraft an diese Begründung, denn sollte es einen anderen Grund geben, müsste er …
“Hier, bitte.”
Ryan zuckte zusammen, als Kelly das Glas Limonade vor ihn hinstellte. Und als er ihr etwas zerstreut dankend zulächelte, sah er den wissenden Blick in den Augen des jungen Mädchens.
Ach, du lieber Himmel! Sie hatte es bemerkt! Wusste, dass er die ganze Zeit über ihre Mutter angestarrt hatte! Aber sie sagte nichts, sondern drehte sich nur um und half ihrer Mutter bei den letzten Handgriffen zur Zubereitung des Mahls.
Ryan nippte an der Limonade und betrachtete die Szene vor sich – Mutter
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