Julia Extra Band 0198
sein würden, musste sie sorgfältig vorgehen.
“Diese Wohnung ist wirklich wunderschön”, sagte sie zu Cherry. Komplimente, das wirkte immer. Man musste den Feind in Sicherheit wiegen … “Und weißt du, Liebling”, sagte sie zu Ryan und legte so viel Sinnlichkeit, wie ihr nur möglich war, in ihre Stimme und in ihren Blick, “Cherry hat ganz recht. Diese Wohnung ist wirklich groß genug für zwei.”
Sie senkte einladend die Wimpern, einen Blick in den Augen, der sagen sollte: “Für dich und mich”, um dann Cherry mit einem strahlenden Lächeln anzublicken. Für den Bruchteil einer Sekunde blitzte blanke Wut im Gesicht der Rothaarigen auf, und sie ließ Ryan los. Allerdings bezweifelte Julia, dass Ryan überhaupt bemerkt hatte, was hier gerade vor sich gegangen war. Er war viel zu beschäftigt damit, Julia stumm anzustarren.
Cherry dagegen war die Kampfansage nicht entgangen, und sie hatte den Fehdehandschuh bereitwillig aufgehoben. Doch Ryan war jetzt keineswegs in der Verfassung, eine Schlacht zwischen zwei Frauen durchzustehen.
“Ryan?”
Als Julia ihn beim Namen rief, zuckte er zusammen. “Ja?”
“Warum siehst du dir nicht das Schlafzimmer an, und Cherry kann mir alles hier in der Küche zeigen?”
“Gute Idee.” Er drehte sich auf dem Absatz um und war wie der Blitz verschwunden.
Cherrys hohe Absätze klickten laut auf dem gefliesten Boden der Küche, und Julia bereitete sich innerlich auf die verbale Schlacht vor.
“In den vielen Schränken gibt es genügend Stauraum für alles, was man braucht, nicht wahr?” sagte sie liebenswürdig.
“Ja, stimmt”, kam es tonlos von Cherry zurück. Sie lehnte sich an die Anrichte und verschränkte die Arme vor der Brust. “Ich muss sagen, es überrascht mich, dass Ryan eine feste Beziehung hat”, bemerkte sie feindselig, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen.
“So? Warum denn?” Julia beschäftigte sich angelegentlich damit, Schranktüren zu öffnen und in Schubladen zu schauen.
“Als Sie bei der Dinnerparty auftauchten, war ich sicher, dass er Sie nur aus einer Laune heraus mitgeschleppt hat.”
Julia versteifte sich. Sicher, sie wollte Ryan den Gefallen tun und Cherry von ihm ablenken, aber das hieß nicht, dass sie sich beleidigen lassen musste.
“Mir war nicht bewusst, dass Sie beide sich regelmäßig sehen”, fuhr Cherry fort.
Julia musste nicht einmal lügen. “Ja, Ryan und ich kommen uns mit jedem Treffen näher.” Sollte Cherry sich doch aussuchen, was das bedeutete!
“Wissen Sie, ich kenne Ryan schon seit Jahren”, teilte Cherry ihr hochmütig mit. “Er ist ein sehr enger Freund unserer Familie.” Sie legte besondere Betonung auf “eng”.
“Ich weiß”, sagte Julia nur leichthin und bewunderte die glitzernden Chromteile des neuen Ofens.
“Ryan und mein Vater haben eine sehr gute Beziehung. Mein Vater schätzt Ryan sehr.”
“Das weiß ich auch.” Julia öffnete die Backofentür und lugte interessiert hinein.
“Und mein Vater tut alles, was in seiner Macht steht, um Ryan den Neuanfang hier zu ebnen.”
Julia verstand all die versteckten Andeutungen. Ryan hatte also recht gehabt. Cherry war der Typ Frau, der alle sich ihr bietenden Waffen einsetzen würde, um ihr Ziel zu erreichen.
Sie richtete sich lächelnd auf. “Ich finde es wunderbar, dass Ryan Freunde hat, die ihm helfen wollen und auf die er zählen kann.”
“Oh, aber Daddy ist viel mehr für Ryan als nur ein Freund.” Cherry verzog den Mund zu einem hochmütigen Lächeln. “Man könnte sagen, er ist Ryans Mentor. Mehr noch, er vertritt praktisch Vaterstelle an ihm.”
Jetzt wurde Julias Lächeln doch ein bisschen hämisch. “Dann sind Sie also praktisch so was wie eine Schwester für ihn, nicht wahr? Deshalb haben Sie sich auch so viel Mühe mit der Wohnungssuche für ihn gemacht, oder?” Und unschuldig fügte sie hinzu: “Wissen Sie, ich bin froh, dass Sie mich aufgeklärt haben, wie Sie zu Ryan stehen. Für einen Moment hatte ich doch wirklich den Verdacht, Sie hätten Absichten mit Ryan. Aber jetzt bin ich beruhigt.”
“Jetzt werde ich Ihnen mal was sagen, Julie …”
“Julia”, berichtigte sie sanft.
“Wie auch immer.” Cherrys grüne Augen funkelten wild. “Sie irren sich gewaltig! Ich will Ryan für mich haben. Und ich werde ihn bekommen!”
Ryan war immer noch im Schlafzimmer. Als Julia eintrat, drehte er sich zu ihr um.
“Habe ich da gerade die Wohnungstür schlagen hören?”
Julia nickte. “Cherry ist
Weitere Kostenlose Bücher