Julia Extra Band 0198
des Bettes. “Aber Schatz, warum in aller Welt solltest du Angst wegen meiner Beziehung zu Ryan haben?”
Das Kochbuch fiel zur Seite, als Kelly sich ihrer Mutter auf den Schoß warf. “Ich weiß auch nicht”, flüsterte sie. “Ich will doch, dass du glücklich bist. Und ich will nicht, dass du mich für egoistisch hältst.”
Julia streichelte liebevoll den dunklen, seidigen Haarschopf ihrer Tochter. “Ich werde dich nicht für egoistisch halten, Schatz. Sag mir einfach, was dich bedrückt.”
Kelly igelte sich, den Kopf in Julias Arm, zusammen. “Ich mag Ryan”, begann sie. “Ich finde ihn toll, aber …”
Julia streichelte weiter stumm über Kellys Haar. Sie spürte, wie bedrückt Kelly war. Jetzt war es wichtig, dass sie sich das, was sie so sehr beschäftigte, von der Seele reden konnte.
“Aber ich … ich will nicht, dass irgendetwas oder irgendjemand zwischen uns kommt.”
Dieses dünne Klein-Mädchen-Stimmchen, mit der Kelly diese Worte flüsterte, rührten an Julias Herz. Nur eine Mutter konnte verstehen, dass ein Kind in einem Moment frech und aufmüpfig war, und im nächsten ein kleines Häuflein Elend, das nur einen sicheren Zufluchtsort kannte: die Mutter.
Von einer Welle mütterlicher Liebe überwältigt, spürte Julia Tränen in ihren Augen brennen, aber sie blinzelte sie fort. Sie durfte jetzt nicht weinen. Sie musste ihrer Tochter klarmachen, dass sie immer geliebt werden würde.
Eigentlich wäre jetzt der ideale Zeitpunkt gekommen, um Kelly die Wahrheit zu sagen. Die Wahrheit über ihre Beziehung zu Ryan. Dass diese Beziehung nichts mit Gefühlen oder gar Liebe zu tun hatte, sondern eine rein geschäftliche Abmachung war. Das würde Kelly beruhigen, ein für alle Mal.
Aber war das denn wirklich die Wahrheit? Julia presste die Lippen zusammen, während die Frage in ihrem Kopf aufblitzte.
All die Zeit, die sie mit Ryan verbracht hatte, die Abende, die Mittagspausen in seiner Kanzlei, war eine wunderbare Zeit gewesen, angefüllt mit angeregten Gesprächen, viel Gelächter und nicht wenig Flirterei. Die Wand, die sie durch ihre Regel zwischen ihnen errichtet hatte, hatte sie mit ihrem feurigen Kuss vor Cherry auch wieder eingerissen. Überhaupt hatte dieser Kuss alles verändert. Sie konnte sich jetzt frei zu der Anziehungskraft, die zwischen ihnen bestand, bekennen, und sie beide genossen dieses neue Spielfeld, das sich ihnen eröffnet hatte und auf dem sie sich jetzt ungezwungen tummeln konnten.
Julia hatte sich oft gewünscht, es würde sich eine Situation ergeben, die es notwendig machte, Ryan zu berühren, ihn zu küssen. Sie betete geradezu darum, Cherry möge unangemeldet während ihrer Lunchtreffen auftauchen. Aber die laszive Rothaarige ließ sich nicht mehr in Ryans Kanzlei blicken.
Auch wenn es gegen alles ging, was Julia sich für ihr Leben zum Ziel gesetzt hatte, so ertappte sie sich doch manches Mal dabei, dass sie sich vorstellte, wie es wohl wäre, wenn Ryan ein Teil ihres Lebens werden würde.
Sie sah auf ihre Tochter hinab. Sie würde sie nicht anlügen, was die Beziehung zu Ryan anging, aber sie konnte ihr aus vollem Herzen und ohne Rückhalte ihre Sorge nehmen.
“Kelly”, sagte sie liebevoll und streichelte ihr über die Wange, “über so etwas wirst du dir nie Gedanken machen müssen. Niemand wird je zwischen uns treten. Ich liebe dich, du bist mein Kind, das Wichtigste in meinem Leben. Und kein Mann, weder Ryan noch irgendein anderer, wird das je ändern können.”
Ihr Herz floss über vor Liebe, als Kelly sich an sie kuschelte und fast schüchtern fragte: “Stimmt das auch? Meinst du das wirklich ernst?”
“Es ist die reine Wahrheit.”
Julia spürte, wie Kelly tief ausatmete und sich, jetzt erleichtert und beruhigt, noch enger an ihre Mutter schmiegte.
Sicher, Kelly und sie stritten sich, bis die Fetzen flogen, aber es waren Momente wie dieser, in denen Julia die wahre Bedeutung von Liebe, vom “Muttersein” erkannte. Und um nichts auf der Welt würde sie das je aufgeben.
“Mom?”, fragte Kelly leise.
“Hm?”, Julia fühlte sich so zufrieden und glücklich.
“Wie ist das eigentlich? Ich meine, wenn man geküsst wird? Wie fühlt sich das an?”
Abrupt fiel Julia aus der Wolke der Zufriedenheit, auf der sie eben noch geschwebt hatte. Kelly spürte den plötzlichen Stimmungswechsel und setzte sich auf.
Und dann kamen Worte über Julias Lippen, die sie weder hatte sagen wollen noch in diesem brüsken Ton hatte sagen wollen. “Wieso
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