Julia Extra Band 0198
glaub’s einfach nicht.”
Charlotte stand am Herd und streute gerade frische Kräuter auf die Pilze, die in der Pfanne schmurgelten. “Was denn? Wer war denn dran?”
Ein köstlicher Duft breitete sich in der Küche aus, aber Ryan bemerkte es gar nicht. “Das war Cherry.”
“Oh.” Noch eine Prise Salz, einmal vorsichtig umrühren … “Und? Gute oder schlechte Nachrichten?”
“Ich …” Er rieb sich gedankenverloren den Nacken. “Ich kann es nicht sicher sagen.”
Charlotte probierte, nickte zufrieden und legte dann den Rührlöffel beiseite. Forschend betrachtete sie ihren Cousin. “Also, eines ist sicher: Was immer es auch sein mag, es hat dich ganz schön durcheinander gebracht.” Sie grinste gutmütig.
Ryan ging gar nicht auf den neckenden Ton ein. “Cherry hat mir gerade zwei Adressen durchgegeben, von Wohnungen, die interessant für mich sein könnten. Sie sagte, ich müsse sie mir allerdings allein ansehen, sie hätte keine Zeit”, berichtete er perplex. “Und dann sagte sie noch etwas sehr Außergewöhnliches.”
Charlotte wartete ab, solange sie ihre Neugier zügeln konnte. Doch dann hielt sie es nicht mehr aus. “Und was war das?”
Ryan schluckte und sah mit verwundert aufgerissenen Augen zu Charlotte. “Sie sagte, sie hätte eine Verabredung.”
“Aber das sind doch großartige Neuigkeiten!”, rief Charlotte strahlend.
Sicher, das stimmte schon, oder? Ryan kratzte sich am Kinn und ließ die Vorstellung erst einmal auf sich einwirken. Wenn Cherry eine Verabredung hatte, so hieß das, dass sie zu anderen Jagdgebieten weitergezogen war. Er war sie also los, sie hatte einen anderen Mann als potenziellen Ehekandidaten aufs Korn genommen. Natürlich waren das großartige Neuigkeiten.
Oder?
Diese plötzliche Wendung der Dinge bedeutete auch, dass Julia und er nicht mehr mit dieser Farce weitermachen mussten. Zumindest nicht wegen Cherry. Er konnte Julia also von ihrer Abmachung freisprechen.
Das waren doch sicherlich auch gute Neuigkeiten, nicht wahr?
Sicher.
Warum aber fühlte er sich dann bei all diesen wunderbaren Nachrichten so … so mies? So verlassen? So enttäuscht?
Weil ihm diese Zeit mit Julia eigentlich Spaß gemacht hatte. Sehr viel Spaß sogar. Vielleicht sogar zu viel Spaß.
“Ryan?”
Er zuckte zusammen und blinzelte. “Entschuldige, ich war in Gedanken. Sagtest du etwas?”
“Ja, ich sagte, das sind großartige Neuigkeiten. Und Julia wird bestimmt auch erleichtert sein, sie zu hören.”
Charlotte schien seine zögerliche Haltung völlig zu entgehen, und er war dankbar dafür. Trotzdem fiel ihm das Atmen plötzlich schwer. “Ja, sie wird froh sein, dass wir dieses romantische Schmierenstück nicht weiter aufzuführen brauchen.”
Charlotte konzentrierte sich darauf, die Pilze mit einem einzigen Schwung in der Pfanne gekonnt zu wenden. “Sag mir, wenn ich mich irren sollte”, setzte sie an, “aber irgendwie scheinst du mir nicht sehr glücklich über diese Wendung zu sein.”
Mist! Sie hatte es also doch bemerkt!
Charlotte nahm die Pfanne vom Feuer, drehte sich zu Ryan um und stützte die Hände in die Hüften. “Also, was läuft hier eigentlich ab?”
Ryan schnitt eine zerknirschte Grimasse. “Ich weiß es auch nicht so genau.”
Charlotte lachte, und er wünschte sich von Herzen, er könnte mitlachen. Das war ihm aber nicht möglich. Genauso wenig, wie es ihm möglich war zu bestimmen, was er im Moment empfand.
Natürlich war er endlos erleichtert, dass Cherry sich endlich nach jemand anderem umgesehen hatte. Damit war ihm eine Riesenlast von den Schultern genommen. Nur wegen Cherrys Aufdringlichkeit hatte er sich ja überhaupt auf dieses hirnrissige Unterfangen mit Julia eingelassen.
Nein, nicht an Cherry, sondern an Julia lag es, dass seine Gefühle und Gedanken sich in diesem Zustand heillosen Wirrwarrs befanden.
“Worüber denkst du gerade nach?”, hörte er Charlotte fragen.
Er zuckte die Schultern und beschloss, ehrlich zu antworten. “Über Julia.” Er fuhr sich mit fahrigen Fingern durchs Haar. “Ich hatte nicht vor, das Ganze so persönlich werden zu lassen. Es war nicht geplant, dass ich eine solche Zuneigung für sie entwickle.”
“Aber es ist geschehen, nicht wahr?” Sie sah ihn forschend an und zwang ihn mit ihrem Blick, die Wahrheit zu sagen.
“Sieht so aus.” Er lachte auf, aber es war ein freudloses Lachen. “Ja, ich mag sie, sehr sogar. Aber Charlotte, du weißt doch selbst – Paare haben heutzutage kaum
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