Julia Extra Band 0198
ihr Gesicht dem seinen näherte. Und dann spürte sie es – dieses verbindende Gefühl, eine Mischung aus körperlicher Anziehungskraft und etwas anderem, viel Tieferem. Etwas, das sie noch nie in ihrem Leben verspürt hatte.
Das, was sie als Teenager für Liebe gehalten hatte, ließ sich mit diesem tiefen Gefühl überhaupt nicht vergleichen. Sie war in Kellys Vater verliebt gewesen, ja, aber diese eine Erfahrung war nur ein schwaches Abbild von dem, was sie jetzt überwältigte.
Als er seine Lippen auf ihren Mund presste, ließ sie sich fallen und erlaubte es sich, in seinem Duft, seiner Berührung, seiner Nähe aufzugehen. Sie hatte sich eine solche körperliche Berührung mit einem Mann so lange versagt. So endlos lange.
Sie öffnete die Lippen für ihn und schmiegte sich an ihn. Seine Hand glitt in ihr Haar und streichelte sie dort, und das Gefühl war so neu für sie und so wunderbar, dass ihr ein leises Stöhnen entwich.
“Ist alles in Ordnung mit dir?”, flüsterte er nah an ihren Lippen.
Sie hatte nicht mehr die Kraft, um zu sprechen, und so vertiefte sie den Kuss und streichelte mit ihren Händen über seine Brust, um seine Frage zu bejahen. Sie spürte seine harten Muskeln, spürte seinen heftigen Herzschlag unter ihren Fingern, und überwältigendes Glück durchströmte sie, dass er so auf sie reagierte.
Sein Mund glitt heiß und leidenschaftlich an ihrem Hals entlang, spielte an ihrem Ohrläppchen, küsste die empfindsame Mulde an ihrem Hals. Atemlos flüsterte er ihren Namen, und jedes Nervenende in ihrem Körper erzitterte. Hitze stieg in ihr auf, füllte sie aus. Und als er seine Hand auf ihre Brust legte und sie sanft liebkoste, glaubte sie von einem heißen Lavastrom davongetragen zu werden.
Lustvoll stöhnte sie auf, bäumte sich ihm entgegen, wollte mehr. Sie hatte die Kontrolle verloren. Sie, die sachliche, kühle, immer bedachtsame Person, hatte die Kontrolle verloren und ließ sich von der Welle der Lust mitreißen.
Ryan nestelte an den Knöpfen ihrer Bluse und schob den seidenen Stoff über ihre Schultern, ohne seine Lippen von ihrem Mund zu nehmen. Sanft öffnete er den Verschluss ihres BHs, um die letzte Barriere zwischen sich und ihr zu beseitigen. Als er die aufgerichteten Spitzen mit seiner Zunge liebkoste, schoss eine lodernde Flamme des Verlangens in ihr empor. Sie warf den Kopf in den Nacken, griff in sein Haar und zog seinen Kopf noch näher zu sich heran.
Alle Vernunft und jeder klare Gedanke waren längst verschwunden, sie bestand nur noch aus Gefühlen und Verlangen. Sie wollte Ryan in ihr Schlafzimmer zerren, wollte, dass er sie ganz auszog und mit ihr auf ihr Bett fiel, um sie leidenschaftlich und wild zu lieben.
Sie öffnete die Augen, weil sie ihm sagen wollte, dass sie nach oben gehen sollten, doch da fiel ihr Blick auf das Foto im Regal.
Kelly. Das Schulfoto vom letzten Jahr.
Und Julia fühlte sich, als hätte jemand einen Eimer eiskalten Wassers über ihr ausgeschüttet. Noch immer pulste Verlangen bis in den letzten verborgenen Winkel ihres Körpers, aber ihr Verstand tauchte wieder aus dem lustvollen Nebel ans Licht.
“Ryan”, murmelte sie. “Ryan, bitte.” Fast klang sie verzweifelt, weil sie gegen sich selbst ankämpfen musste. Aber Ryan bemerkte es nicht, empfand ihr gehauchtes Murmeln eher als eine Aufforderung denn als Einhalt gebietend. Und wollte sie denn überhaupt, dass er aufhörte? Wollte sie nicht viel eher, dass er ewig so weitermachen würde …?
Doch ihr Verstand ließ sich jetzt nicht mehr zurückdrängen. Was tat sie hier? Wie hatte sie sich so weit gehen lassen können? Was genau hatte er denn getan, um ihr Vertrauen zu verdienen? Etwa nur, weil er sie darum gebeten hatte? Sicher, sie glaubte diese Verbindung zwischen ihnen gefühlt zu haben. Aber konnte sie sich auf ihr Gefühl verlassen? Oder war alles nur Einbildung, nur einseitig?
Irgendetwas fehlte. Irgendetwas sehr Wichtiges. Sie war so konfus, ihre Gedanken blitzten in ihrem Kopf so abrupt hin und her, dass sie es nicht benennen konnte, aber sie wusste, dass es nicht da war.
Und plötzlich kam sie sich billig vor.
Sie stemmte die Handflächen gegen seine Schultern und schob ihn von sich ab. “Ich … ich kann das nicht tun”, stieß sie hervor. “Kelly kann jeden Augenblick zurückkommen.”
Er hob den Kopf. Sie konnte die völlige Verständnislosigkeit und die Enttäuschung deutlich an seiner Miene ablesen – und sie fühlte sich schrecklich schuldig.
“Aber du
Weitere Kostenlose Bücher