Julia Extra Band 0198
die andere Frau sah, konnte sie Randals Kommentar kaum verstehen. Das schwarze Kleid, das Renata trug, war alles andere als streng. Es schien ihr direkt auf den Körper geschneidert zu sein und unterstrich ihre weiblichen Rundungen sehr vorteilhaft. Dazu versteckte es kaum etwas von dem ausladenden Dekolleté. Das Kleid war kurz und ließ viel von den langen, schlanken Beinen sehen. Renata sah einfach fantastisch darin aus.
Von den anderen Tischen schauten mehrfach die Männer herüber und versuchten, einen Blick auf diese Frau zu erhaschen, ohne dabei unhöflich zu wirken. Nach Beerdigung jedenfalls sah das überhaupt nicht aus.
„Das nennst du ein strenges Kleid?”, fragte sie Randal leise, als sie zu dem Tisch gingen.
„Nun, es ist schwarz.”
Sanft ertönte Musik, als ein Trio aufspielte. Es bestand aus einem Pianisten und zwei Männern, die Gitarre spielten. Die leichten Melodien schufen zusammen mit den dicken Teppichen und dem Kerzenlicht eine behagliche Atmosphäre.
Als sie zu dem Tisch kamen, stand Alex lächelnd auf.
„Hallo, Pippa, du siehst gut aus. Das ist ja ein ganz besonderes Kleid.”
„Danke”, erwiderte sie und wandte sich an Renata. „Sie erregen ja ganz schön Aufsehen hier.”
Renata nahm einen Schluck Champagner und schnurrte wie eine Katze vor einer Schale Milch.
„Nett, dass Sie das sagen. Jetzt aber schlage ich vor, dass wir etwas zu essen aussuchen. Ich sterbe schon vor Hunger.”
Pippa warf einen raschen Blick auf die Speisekarte. Sie entschied sich für eine Suppe zur Vorspeise und dann für ein zartes Stück Lammfleisch. Der Kellner kam und nahm die Bestellung auf. Als er wieder gegangen war, fragte Alex: „Hat Johnny auf dem Zimmer gegessen?”
„Ja, es gab Hamburger und Pommes frites. Er war ganz begeistert.”
„Das würde mir auch gut gefallen. Tut mir leid, aber ich mag das lieber als diese raffinierte Küche. Dabei muss ich aber viel Gemüse und Obst essen, da ich sonst Probleme mit meinem Gewicht bekomme. Als dicker Mensch kann man schlecht Golf spielen. Meinen Sie, dass es Johnny gut geht?”
„Er hat schon geschlafen, als ich gegangen bin. Und ich habe ihm gesagt, dass er uns hier anrufen kann, wenn er etwas braucht.” Pippa warf Renata einen raschen Blick aus den Augenwinkeln zu. Die andere Frau spielte gelangweilt mit dem Champagnerglas. „Tut mir leid, dass ich ein wenig spät gekommen bin, aber ich wollte sichergehen, dass Johnny wirklich eingeschlafen ist.”
Alex warf ihr ein beruhigendes Lächeln zu.
„Das ist doch in Ordnung. Er ist ein guter Junge, ich habe ihn schon ins Herz geschlossen. Wenn es geht, werde ich ihn mit mir zu einigen Wettbewerben nehmen. Er scheint sich schon darauf zu freuen. Viele seiner Freunde in der Schule haben Eltern, die Golf spielen, da macht das natürlich viel Eindruck.” Alex wandte sich an Randal. „Natürlich nur, wenn Sie damit einverstanden sind.”
„Im Prinzip ja. Aber Johnny geht zur Schule und kann nicht einfach einige Tage freinehmen. Vielleicht ergibt sich in den Sommerferien eine Gelegenheit.”
„Mach dir keine Sorgen, Randal”, erklärte Renata auf einmal. „Wir haben sicher nicht vor, unser ganzes Leben mit dem Jungen zu verbringen. Er ist sehr anstrengend und will dauernd im Mittelpunkt des Interesses stehen. Vielleicht wird das besser, wenn er erst einmal größer ist, aber ich finde, kleine Kinder sind eher eine Last.”
„Du bist seine Mutter, das solltest du nicht vergessen”, platzte Randal heraus. „Eigentlich solltest du ihn lieben und nicht wie eine Bürde empfinden. Pippa hat zehnmal mehr Geduld als du!”
Renata warf Pippa einen scharfen Blick zu, dann aber zuckte sie nur mit den Schultern.
„Meinetwegen. Sie scheint ja dieser mütterliche Typ zu sein. Da gefällt es ihr wohl, hinter verwöhnten Kindern herzulaufen.”
Jetzt schoss Randal das Blut ins Gesicht.
„Johnny ist nicht verwöhnt.”
„Nein, das ist er nicht”, stimmte Alex ihm bei. „Er ist ein ganz normaler Junge, der Spaß an Sport und Spiel hat. Aber Renata ist einfach nicht dafür gemacht, mit einem Kind zu tollen.”
„Das bin ich wirklich nicht!”
Renata spielte mit den diamantbesetzten Ringen, während Alex beschwichtigend fortfuhr: „Manche Frauen haben ein Talent dafür, mit Kindern umzugehen, andere nicht.”
„Eben, wir sind nicht alle gleich”, stieß Renata hervor.
„Pippa scheint es gut zu gelingen”, betonte Alex. „Sie hat einen direkten Kontakt zu Kindern und weiß, mit ihnen
Weitere Kostenlose Bücher