Julia Extra Band 0198
umzugehen. Vielleicht ist das nicht sehr modern, aber es muss ja auch Frauen dafür geben.”
„Sie meinen wohl, dass sei Zeitverschwendung”, bemerkte Pippa jetzt, wobei sie sehr deutlich machte, dass sie keinesfalls damit einverstanden war.
„Vermutlich nicht. Jedenfalls, wenn es Ihnen Spaß macht. Hausarbeit kann ja auch ganz schön sein.” Alex lächelte, doch lag ein ironischer Unterton in seiner Stimme. „Renatas Mutter war eine Geschäftsfrau, der ihre Karriere über alles ging. Sie hat sich kaum einmal um ihre Tochter gekümmert, da ist es nicht weiter verwunderlich, dass Renata heute so reagiert.”
Auf einmal mischte Randal sich wieder ein.
„Pippa ist ein Waisenkind. Sie hat ihre Mutter nie gekannt und ist in Heimen und Pflegefamilien aufgewachsen. Da hat sie nie erlebt, wie es ist, richtige Eltern zu haben.”
Sie fühlte sich gar nicht wohl in ihrer Haut, da Randal so plötzlich ihre Verteidigung übernommen hatte. Gleichzeitig aber rührte es sie an. Vielleicht verstand er sie doch besser, als sie gedacht hatte.
„So ist es”, sagte sie und spürte, wie Randal sie musterte.
„Das erklärt auch, warum Sie sich unbedingt um Johnny kümmern wollen”, erklärte Renata. „Es liegt Ihnen wohl viel daran, dass er in einer heilen Familie aufwächst.”
Da die Vorspeise serviert wurde, kam Pippa nicht dazu, auf diese Bemerkung zu reagieren. Und das war auch besser so, da es ihr erlaubte, sich ein wenig zu beruhigen. Als der Kellner gegangen war, wechselten sie rasch das Thema der Unterhaltung. Randal befragte Alex nach seinen letzten Erfolgen beim Golfspielen. Pippa lehnte sich ein wenig zurück, versuchte, sich zu entspannen, und beobachtete Renata, wie sie sich zuweilen zu Alex vorbeugte und ihm leicht über den Unterarm streichelte.
In Randals Blick lag dann ein Ausdruck, den sie nicht recht zu deuten verstand. Zuweilen sah es so aus, als würde er seiner Exfrau nur noch Missbilligung entgegenbringen, manchmal aber schien es auch, als sei er körperlich immer noch von ihr angezogen.
Renata war eine bildhübsche Frau. Wie konnte ein Mann da unberührt bleiben? Alles an ihr war doch Sex-Appeal.
„Mögen Sie Sport?”, fragte Alex jetzt Pippa.
„Manchmal schaue ich mir Tennis im Fernsehen an. Aber ich selbst treibe kein Sport. Ich hatte nie Zeit dafür, da ich immer viel arbeiten musste. Tut mir leid, aber von Golf verstehe ich absolut nichts. Es ist ein teurer Sport, oder?”
„Johnny hat erzählt, dass ihr mit ihm reiten geht”, fiel Renata ihr ins Wort.
„Pippa kommt wahrscheinlich nicht mit, da sie keine Ausrüstung hat”, antwortete Randal. Dabei bemerkte Pippa genau, wie ihr die andere Frau ein mitleidiges Lächeln zuwarf.
Nach dem Kaffee begannen einige Paare zu tanzen. Renata stand auf und streckte Randal eine Hand entgegen.
„Wie wäre es mit einem kleinen Tanz?”
Er zögerte, stand dann aber auf und nahm Renata beim Arm. Schon bahnten sie sich einen Weg zur Tanzfläche und begannen, sich zur Musik zu bewegen. Es war ein langsamer Walzer, und Pippa verspürte einen schmerzhaften Stich, als sie sah, wie Randal seine frühere Frau in den Arm nahm. Es war Eifersucht.
„Wie wäre es mit einem Tanz?”, fragte Alex, doch klang es nicht sehr überzeugend. Pippa schüttelte den Kopf.
„Tut mir leid, aber ich bin wirklich zu müde.”
„Macht nichts, ich bin kein guter Tänzer.”
Pippa lachte auf.
„Und die Musik ist auch nicht besonders.”
Wenig später kam der Kellner und beugte sich zu Pippa.
„Wir haben einen Anruf aus Ihrer Suite bekommen. Es scheint ein Problem mit dem Jungen zu geben.”
Pippa war schon aufgesprungen.
„Danke, ich schaue gleich nach. Alex, entschuldigen Sie mich bitte, es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen. Gute Nacht.”
Als sie die Tür zur Suite aufmachte, hörte sie den Jungen weinen. Er saß aufrecht im Bett und starrte in die Dunkelheit. Rasch machte Pippa die Nachttischlampe an und setzte sich auf die Bettkante.
„Was ist denn?”, fragte sie sanft.
„Ein Albtraum”, stammelte der Junge.
Tränen liefen ihm über die Wange. Pippa ging ins Badezimmer, ließ kaltes Wasser über einen Waschlappen laufen und ging damit zu Johnny zurück, um ihm das Gesicht zu kühlen. Dann holte sie einen Orangensaft aus der Minibar und reichte dem Kind zu trinken.
„Was hast du denn geträumt?”
„Ich war gefangen und konnte mich nicht mehr bewegen. Außerdem war es ganz dunkel, und es gab fürchterliche Geräusche.”
„Das klingt
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