Julia Extra Band 0198
geliebt zu werden, den ich heirate. Nur glückliche Eltern sind gute Eltern. Ich kann verstehen, wie Johnny sich fühlen muss, schließlich habe ich das am eigenen Leib erfahren. Aber für ihn muss es noch schlimmer sein. Seine Mutter lebt ja, doch kümmert sie sich einfach nicht um ihn.”
„Renata ist eine egoistische Frau, die nur an ihren eigenen Spaß denkt”, erwiderte Randal grimmig. „Da siehst du, wohin das führt, wenn eine Frau unbedingt im Mittelpunkt stehen will.”
„Das ist nicht fair. Ich habe niemals gesagt, dass ich mich wichtiger nehme als die Zukunft des Kindes.”
„Nein, das würdest du auch nie tun, da bin ich sicher. In Renatas Leben aber gibt es keinen Platz für den Jungen. Je seltener sie Johnny sieht, desto besser ist es für ihn. Aber ich möchte nicht, dass er mir später einen Vorwurf daraus macht, dass ich ihn von seiner Mutter ferngehalten habe. Deshalb werde ich diese Besuche nicht verbieten.”
Sie sprachen sehr leise, da sie nicht wollten, dass Johnny etwas von dieser Unterhaltung mitbekam.
„Es war ein fürchterlicher Fehler, Renata zu heiraten”, fuhr Randal fort. „Wenn ich damals gewusst hätte, wie sie wirklich ist, hätte ich das niemals gemacht, aber ich war noch jung und unerfahren. Und sie war sehr anziehend.”
„Das ist sie immer noch”, bemerkte Pippa. „Leugne nicht, dass sie dir gefällt.”
Randal verzog den Mund.
„Nun, sie ist eine wahre Sexbombe. Und sie sieht besser denn je aus. Sie versteht, sich aufregend zu kleiden, und ihr Make-up unterstreicht noch die feinen Gesichtszüge. Das macht sie sehr geschickt.” Er warf Pippa einen raschen Blick zu. „Ich habe genau gespürt, dass du eifersüchtig auf sie warst.”
„Nein, das bin ich nicht”, erwiderte sie hitzig, doch Randal lachte nur auf.
„Oh doch, mach mir nichts vor. Aber du brauchst dir keine Sorgen um Renata zu machen, das habe ich dir gestern schon gesagt. Es stimmt ja, dass Renata blendend aussieht, aber das ist nicht alles. Und ich bin nicht mehr der romantische Junge, der sich leicht hinters Licht führen lässt. Schönheit ist nicht alles, was mir bei einer Frau etwas bedeutet. Ich möchte mit jemandem leben, der viel mehr Qualitäten hat. Ein gutes Herz, Verständnis, Wärme, Humor und Verstand, das alles ist viel wichtiger als eine schöne Fassade. Renata aber hat nichts davon zu bieten.”
Randal sah jetzt sehr ernst aus. Am Vortag hatte Pippa noch daran gezweifelt, ob er wohl aufrichtig war, doch jetzt konnte es keinen Zweifel mehr an seiner Ehrlichkeit geben. Außerdem hatte sie bemerkt, wie zynisch distanziert Randal seine Exfrau betrachtet hatte. Offenbar bedeutete Renata ihm wirklich nichts mehr.
In diesem Augenblick kam Johnny hereingerannt. Sein Vater nahm ihn in die Arme und streichelte ihm sanft übers Haar.
„Hallo, junger Mann, wie war der Film?”
„Super. Gibt es jetzt etwas zu essen?”
Randal schaute auf die Uhr und sah dann überrascht seinen Sohn an: „Es ist halb zwölf. Hast du jetzt schon Hunger?”
„Ja. Riesenhunger.”
„Du hast doch gerade erst ein Eis gegessen”, sagte Pippa. „Vielleicht sollten wir uns erst die Hände waschen, bevor wir nach unten zum Essen gehen.”
„Okay.” Johnny ließ seinen Vater los und trottete bereitwillig zu Pippa. Und schon war er im Badezimmer verschwunden.
„Ich wünschte, ich hätte seine Energie”, rief Randal lachend aus. „Und seinen Appetit. Gleich nach einem Eis hat er schon Hunger aufs Mittagessen.”
„Das ist doch normal. Schließlich muss er noch wachsen.”
Pippa hatte den Jungen schon ins Herz geschlossen. In vielem ähnelte er seinem Vater, doch schien er auch seinen eigenen Kopf zu haben. Der Kontakt zwischen Pippa und Johnny war einfach und natürlich. Am Nachmittag, als Randal und der Junge zum Reiten gingen, war sie froh, ein wenig allein sein zu können. Doch sie musste auch daran denken, wie Randal vorhin gefragt hatte, ob sie nicht doch kommen wolle. Als sie verneint hatte, hatte er gesagt: „Ich hoffe, du willst nicht wieder ausreißen.”
„Ach, hör auf damit. Und jetzt geh mit deinem Sohn reiten.”
Johnny war gekommen, bevor Randal noch etwas hatte antworten können. Kaum hatten die beiden das Zimmer verlassen, war sie in ihr Schlafzimmer geeilt, um ihre Sachen zu packen. Wenn sie noch länger bliebe, würde sie früher oder später Randals Frau werden. Doch bei dieser Vorstellung hörte sie sämtliche Alarmglocken läuten. Um dem zu entgehen, gab es nur eins:
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