Julia Extra Band 0198
Freundinnen und vor allem Kristen in diesen Konflikt mit einzubeziehen. „Vermutlich sollte ich mich nicht mit euch darüber unterhalten. Vor allem nicht mir dir”, fügte sie an Kristen gerichtet hinzu. „Immerhin ist dein Ehemann Hunters Geschäftspartner. Ich möchte nichts sagen, was ihr Verhältnis trüben könnte.”
„Jetzt hör aber auf!”, widersprach Kristen ungehalten. „Hunter mag Grants Geschäftspartner sein, aber du bist meine Freundin. Und da, wo ich herkomme, kümmert sich eine Freundin um die andere.”
„Danke, aber hierbei kann mir ohnehin keiner helfen.”
Claire zog ihre Stirn in Falten. „Ganz ehrlich, ich sehe nicht genau, was das Problem ist. Sieben Jahre lang hast du darauf gewartet, dass Hunter zurückkommt und dich hier wegholt”, sagte sie und machte eine umschweifende Handbewegung, um auf den altmodischen Innenraum des Restaurants zu verweisen. Der kleine Cody tätschelte ihr die Wangen, während sie sprach. „Wenn du mich fragst, wird in ein paar Wochen alles erledigt sein, nachdem ihr beide euch wieder einander genähert habt.”
Heftig schüttelte Abby den Kopf. Man kann keinem Mann näherkommen, mit dem nicht einmal ein vernünftiges Gespräch möglich ist, dachte sie.
„Warum nicht?”, erkundigte sich Claire. „Ist ihm plötzlich eine zweite Nase gewachsen?”
„Nein”, entgegnete Abby und errötete leicht, als sie sich überlegte, dass die Jahre Hunter alles andere als geschadet hatten. „Er hat nicht das Geringste von seiner Attraktivität verloren.”
„Sieh dich nur an”, lachte Lily. „Endlich ist dein geliebter Rebell zurückgekommen.”
„Er ist schon lange kein Rebell mehr”, gab Abby zurück und kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe herum. „Ich glaube, deshalb weiß ich nicht genau, was ich von ihm halten soll. Vor sieben Jahren hätte Hunter Wyman seinen Sohn entführt, um ihn zu bekommen.”
Alle drei Frauen schnappten hörbar nach Luft, doch Abby schüttelte nur den Kopf. „Das hätte ich natürlich nicht zugelassen”, fügte sie schnell hinzu. „Aber dennoch hätte ich damals besser mit Hunter umgehen können. Ich kannte ihn gut genug, um ihn von derartigen Dingen mit Leichtigkeit abzubringen. Aber ich habe keine Ahnung, was ich dem Mann zutrauen kann, der er heute ist.”
„Grant ist auch ein sehr leidenschaftlicher Geschäftsmann”, meldete sich Kristen zu Wort. „Vielleicht glaubt Hunter, dass er für seinen Teil sich besonders kontrolliert verhalten muss, um einen Gegenpart zu schaffen. Dann wird er sich schon nach einiger Zeit auflockern lassen.”
„Was willst du jetzt also tun?”, erkundigte sich Lily.
„Ich habe keine Wahl, ich muss ihn seinen Sohn besuchen lassen”, erwiderte Abby. „Er kommt heute Abend nach dem Essen vorbei.”
„Vielleicht solltest du dich etwas verführerisch geben, um seine Erinnerung an das aufzufrischen, was euch einmal verband”, schlug Claire mit hochgezogenen Augenbrauen vor.
„Niemals”, erklärte Abby tonlos. Im Stillen hatte sie diese Möglichkeit zwar ebenfalls in Betracht gezogen, doch der neue, unberechenbare, unterkühlte Hunter schreckte sie ab.
„Realistisch betrachtet”, begann Claire erneut, „ist er noch derselbe Mensch wie früher, Abby. Er hat die Dinge nicht verloren, die du an ihm geliebt hast. Du musst sie nur wieder aus ihm hervorholen.”
Die Vorstellung, dass Hunter derselbe Mann wie früher war, erfüllte Abby augenblicklich mit Verlangen. Nicht nur rein sexuelles Verlangen, sondern auch emotionales. Unmissverständlich wurde ihr klar, wie sehr sie ihn vermisst hatte, und leider auch, dass sie niemals aufgehört hatte, ihn zu lieben. Wenn es nur die geringste Chance gab, den vertrauten, ehrlichen Charakter in ihm wieder zum Vorschein zu bringen, würde sie es versuchen.
Unbewusst beeilte sie sich an diesem Tag mit dem Abendbrot, um mehr Zeit dafür zu haben, sich zurechtzumachen. Dank dieses Umstands verspürte sie Vertrauen in sich und die Situation, als sie schließlich die Türklingel hörte. Frohen Mutes eilte sie in ihrem langen Rock und dem engen, weißen T-Shirt die Treppe hinunter.
Doch als sie die Tür öffnete, traf sie sein Anblick wie ein Schlag. Seine dunkelgraue Anzughose und das hochgeschlossene weiße Hemd mit dem Pullover darüber ließen ihn nicht nur reich und kultiviert aussehen, sondern sie ließen ebenfalls Abbys eigenes Outfit vollkommen unpassend erscheinen. Schlagartig verflog ihre Selbstsicherheit und wurde durch eine
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