Julia Extra Band 0198
dass der Blumenladen noch immer dem Ehepaar Peterson gehörte. Und genau wie damals fand er die beiden hinter dem Haus in der milden Abendsonne auf der Veranda sitzen.
„Guten Abend”, rief er ihnen zu. Sie saßen dicht zusammen auf einer gemütlichen, gepolsterten Bank. „Ein wunderbares Wetter.”
„Großartiges Wetter”, stimmte der alte Peterson zu. „Sind Sie neu in der Gegend?”
Hunter schüttelte belustigt den Kopf. „Nein, ich bin Hunter Wyman. Meinem Vater und mir gehörte der alte Hof in der Church Road. Ich bin vor Kurzem Grant Brewsters Geschäftspartner geworden.”
„Hunter Wyman”, murmelte Matilda Peterson und sah von ihrer Stickarbeit auf. „Ein kleines Wunder.”
Verdutzt überlegte Hunter, ob nun seine Anwesenheit das Wunder war oder die Tatsache, dass er etwas aus sich gemacht hatte. „Sicherlich kennen Sie meinen Sohn Tyler”, lenkte er ab und schob den Jungen vor sich. Er wollte nicht, dass vor dem Kind über seine Person spekuliert wurde.
„Ich bin hier, weil ich ein paar Blumen brauche. Würde es Ihnen etwas ausmachen, einen Lieferauftrag für morgen anzunehmen? Ich würde gern Abby etwas ins Restaurant bringen lassen.”
„Das macht keine Umstände, ich habe ein Gedächtnis wie ein Elefant”, brummte der alte Peterson. „Was soll es denn sein?”
Hunter sah seinen Sohn an. „Hast du eine Ahnung, was deiner Mutter gefallen könnte?”
Der Kleine grinste stolz. „Bestimmt Rosen.”
„Dann nehme ich zwei Dutzend rote Rosen”, entschied sich Hunter. „Sie können sie mir in Rechnung stellen. Oder ich komme morgen Nachmittag hier vorbei und bezahle sie. Aber die Blumen sollten am besten gleich morgen früh ausgeliefert werden.”
„Kein Problem”, versicherte ihm Mr Peterson.
Als Hunter seinen Sohn an die Hand nahm, um zu gehen, zog ihn der Kleine etwas zurück. „Mom mag die Blumen bestimmt”, lachte der Junge begeistert, und Hunter spürte Zufriedenheit in sich aufsteigen. Zufriedenheit darüber, dass er seinem Sohn eine Freude gemachte hatte oder dass er dabei war, Abby eine Freude zu machen? Er konnte es nicht genau sagen, aber es war einfach ein sehr schönes Gefühl.
Zum ersten Mal bemerkte Hunter nun, dass Tylers Augen genau seine Farbe hatten. Auch die Nase und den Schwung seiner Lippen hatte er von Hunter geerbt. In diesem Moment hätte er seinen Sohn am liebsten in seine Arme gerissen, um das Wesen zu spüren, das ihm so nahe und so ähnlich war. Er wollte ihm zeigen, dass er ihn liebte.
Nur das war gänzlich unangebracht. Er kannte diesen kleinen Jungen kaum, und Tyler kannte seinen Vater noch überhaupt nicht. Also legte er ihm nur vorsichtig seine Hände auf die Schultern. „Das Wichtigste bei Blumen”, begann er und sah seinem Sohn fest in die Augen, „ist, dass sie eine Überraschung sein müssen.”
„Eine Überraschung?”
„Ja. Frauen lieben Überraschungen.”
Erstaunt riss Tyler die Augen auf. „Meine Mom wird auch eine Überraschung lieben!”
„Gut”, sagte Hunter und war überwältigt von diesem kleinen Kind, das seine Mutter so sehr verehrte. „Dann ist das jetzt unser Geheimnis.”
„Unser Geheimnis”, stimmte Tyler mit ernster Miene zu. Gemeinsam gingen sie zur Pension zurück.
Dabei wurde Hunter mehr und mehr klar, dass er sich mit den roten Rosen eine Menge Ärger einhandeln würde. Wenn Abby sich schon über einen stillen Heiratsantrag aufregte, würde sie ein riesiger Strauß roter Rosen, der ihr in aller Öffentlichkeit überreicht wird, zum Platzen bringen. Wahrscheinlich würde es in der nächsten Zeit des Öfteren frisch Gebackenes geben, falls sie sich wirklich durch das Kneten von Teig abreagierte, wie Tyler es angedeutet hatte …
3. KAPITEL
Am nächsten Morgen erwartete Hunter ein liebevoll gedeckter Frühstückstisch in der Küche.
„Normalerweise gibt es für zahlende Gäste ein anderes Frühstück”, entschuldigte sich Abby. „Aber ich bin letzte Nacht zu der Entscheidung gekommen, dass es für Tyler das Beste ist, wenn wir dich wie ein Familienmitglied behandeln.”
„Ich halte das für eine großartige Idee”, gab Hunter zurück und wusste nicht recht, ob er sich darüber freuen oder über ihren abweisenden Gesichtsausdruck verärgert sein sollte. Ihre ganze Haltung drückte Unsicherheit aus, und so hatte er Abby früher nie gesehen. Es erweckte in ihm den Wunsch, ihr auf irgendeine Art Halt zu geben.
„Ich kann Tyler heute Morgen zur Schule bringen”, bot Hunter an, als sein Sohn in die
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