Julia Extra Band 0198
Firma anzurufen, als er schließlich voll Schlamm bespritzt die Küche betrat.
„Was hast du denn gemacht?”, rief sie und legte den Hörer auf.
„Wir haben neues Sumpfland gefunden”, verkündete Hunter aufgeregt. „Kannst du das glauben?” Abrupt blieb er stehen und betrachtete ihr langes, dunkelblaues Kleid und die fast durchsichtige Strickjacke darüber. Nach einem Moment der Verwunderung breitete sich Verlegenheit auf seinem Gesicht aus. Er sah auf die Uhr. „Verdammt”, flüsterte er und warf ihr einen hilflosen Blick zu. „Abby, es tut mir leid.”
Am liebsten wäre Abby vor Scham im Boden versunken. Er hat vergessen, dass er mit mir verabredet war, schoss es ihr durch den Kopf.
Wie kann ein Mann vergessen, dass er eine Frau ausführen will? Das kann nur bedeuten, es ist ihm nicht so wichtig wie mir. Er hat mich unter Garantie nur nach einem gemeinsamen Abend gefragt, um seine Heiratspläne wegen Tyler durchzusetzen. Das hat nicht einmal einen Funken von Romantik!
Mühsam schluckte sie ihren Ärger hinunter und streckte ihr Kinn vor. „Mach dir keine Gedanken!”, sagte sie gelassen, obwohl Hunter die Wut in ihren Augen sehen konnte. „Es war ohnehin eine dumme Idee.”
„Nein, war es nicht”, widersprach er und dachte plötzlich daran, wie enttäuscht Tyler sein würde. „Es war eine sehr gute Idee, weil wir uns wirklich wieder neu kennenlernen müssen.”
„Das tun wir schon, indem wir zusammenwohnen. Den Schlamm kannst du dir hier unten im Badezimmer abwaschen”, schlug sie vor und öffnete den Kühlschrank. „Ich finde auch bestimmt noch etwas zu essen für dich.”
„Nicht nötig”, sagte Hunter schnell und drückte die Kühlschranktür zu. „Es ist erst acht Uhr. Wir haben noch genug Zeit, essen zu gehen, nachdem ich mich umgezogen habe. Gib mir zehn Minuten!”
Als er bemerkte, dass sein Vorschlag wenig Zustimmung fand, schlich sich ein flehender Ton in seine Stimme. „Bitte, Abby. Ich habe das wirklich nicht mit Absicht getan. So etwas passiert eben in meinem Beruf. Dieses Projekt von Grant und mir bedeutet auch für diese Gemeinde sehr viel. Ich konnte dort einfach nicht früher weg.”
Wie vordergründig, seine eigene Vergesslichkeit in den Hintergrund zu schieben und an mein Sympathiegefühl für diese Gemeinde zu appellieren, dachte sie.
Mir ist schon klar, dass dies neue Einkaufszentrum, das Grant und er bauen wollen, eine Menge Arbeitsplätze für Brewster County bedeutet. Trotzdem hätte er anrufen können.
Entnervt seufzte sie. „Gut, zieh dich um!”
Es dauerte weitaus länger als zehn Minuten, bis er umgezogen wieder in der Küche stand, und Abby fiel auf, wie abgekämpft er aussah. Sehr attraktiv, aber vollkommen erschöpft.
Und plötzlich erschien es Abby, als passe es gar nicht zu Hunter, an diesem Abend mit ihr ausgehen zu wollen. Es schien einfach nicht ein Teil seiner Natur zu sein. Er war zwar ordentlich angezogen, sah aber aus, als müsse er nun einer Pflichtveranstaltung beiwohnen.
Das ganze Bild, das er abgibt, sagt mehr als tausend Worte, dachte Abby unglücklich.
Aber es ist auch nicht meine Art, jemanden auf meine Kosten leiden zu lassen. Und Enttäuschungen von ihm bin ich schließlich gewohnt.
„Weißt du, mir ist irgendwie gar nicht nach Ausgehen zumute”, begann sie lächelnd. „Ich habe genug zu essen hier. Wir könnten uns gemütlich in die Küche setzen und uns viel besser unterhalten, als es in einem Raum voller fremder Leute möglich wäre.”
Er nahm ihr Angebot nicht sofort an, und das zeigte ihr, dass er ein pflichtbewusster Mensch war. Ihr war auch klar, dass er wenigstens ein paar Gefühle für sie hatte, denn diesen Kuss vom Vorabend konnte sie unmöglich missverstanden haben. Aber es reichte eben nicht, um eine normale Ehe darauf aufzubauen.
„Eigentlich hast du recht”, stimmte er schließlich zu. „Hier können wir uns wahrscheinlich besser unterhalten. Dann zeig mir, wo alles ist, und ich helfe dir beim Zubereiten des Essens!”
Erfreut nahm sie zur Kenntnis, wie aufmerksam er sich ihr gegenüber verhielt. Endlich erkannte sie einige Charakterzüge, die er im Laufe der Jahre nicht vollkommen verloren hatte.
„Warum setzt du dich nicht hin und lässt mich eben schnell ein paar Brote machen?”
Offensichtlich sehr dankbar für die Möglichkeit, sich auszuruhen, sah er sie an. „Sicher?”
„Natürlich bin ich sicher”, lachte sie und machte sich an die Arbeit. „Ganz so hilfsbereit hatte ich dich gar nicht in
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