Julia Extra Band 0198
lehnte sich mit ein wenig mehr Druck gegen ihre Hände. Es war eine herrlich intime Geste zwischen ihnen beiden.
„Mehr Sorgen macht mir die Möglichkeit, dass ich diese Gemeinde enttäuschen könnte. Wenn das Einkaufszentrum kein Erfolg wird, verlieren die Leute ihre neu gefundenen Arbeitsplätze, ihre Gelder, die sie in Einzelprojekte investiert haben, und außerdem hätte es noch steuerliche Folgen, die katastrophal sein könnten.”
„Selbst das wäre nicht das Ende der Welt”, beruhigte Abby ihn. „Erstens würde es jeder überleben, und zweitens bin ich mir sicher, dass du nicht versagen wirst.”
Er griff nach ihrer Hand und drehte sich auf seinem Stuhl zu ihr um. „Das bist du wirklich, nicht wahr?”
„Allerdings”, gab sie zurück und lächelte über seinen ernsten Gesichtsausdruck.
Einige Sekunden lang betrachtete er sie schweigend, dann lachte er. „Danke.”
„Dafür, dass ich an die glaube?”
Er nickte.
„Das habe ich mir nicht ausgesucht. Ich kann gar nicht anders über dich denken.”
Zum ersten Mal, seit Hunter wieder in die Stadt gekommen war, war Abby nicht nervös oder angespannt, sondern einfach nur glücklich. Und er war nicht mehr so penetrant oder analytisch. An diesem Abend hatten sie endlich einmal wieder ein richtig gutes Gespräch auf einer Wellenlänge.
Hunter räusperte sich, als würde er absichtlich die Stille unterbrechen wollen, die sich zwischen ihnen ausgebreitet hatte. „Wie ich schon sagte, ich wünschte, für dich und Tyler wäre alles so gut gelaufen wie für mich.”
Schon vorher hatte Abby ihn daran gehindert, diese Themen auf den Tisch zu bringen, und sie hatte ihre Meinung darüber nicht geändert. Außerdem wollte sie ihm kein schlechtes Gewissen über Umstände machen, an denen er keine Schuld trug. „Tyler und ich haben die Zeit gut überlebt. Wir waren glücklich, und das ist alles, was zählt.”
„Zum Glücklichsein gehört mehr, als du denkst, Abby.”
Sein Tonfall irritierte sie. „Was meinst du damit?”
„Für mich sieht es so aus, als würde Tyler sich ziemlich viele Gedanken über dich machen.”
Darüber musste Abby lächeln. „Ich weiß.”
„Nein, ich meine, er macht sich wesentlich mehr Gedanken, als sich ein Junge seines Alters machen sollte”, beharrte Hunter.
Langsam dämmerte es ihr, warum er sie so nachdrücklich darauf ansprach. „Ihr habt über mich geredet?”
„Er wollte nur sichergehen, dass ich meinen Platz kenne.”
„Deshalb habt ihr beide so schnell zueinandergefunden”, überlegte sie laut und fragte sich, warum ihr das nicht schon früher klar geworden war.
„Ihm ist sehr wichtig, dass ich dich zu schätzen weiß und richtig behandle.”
„Und eine richtige Behandlung beinhaltet auch eine anständige Verabredung?”
„Er meint im Grunde, ich könnte nicht etwas erwarten, ohne etwas anderes dafür zu tun”, seufzte Hunter. „Das sind Männergebärden. Er hat nur seine Familie verteidigt. Für ihn bin ich doch ein Eindringling, und da muss ich mich eben an seine Regeln halten.”
„Ich verstehe”, antwortete Abby steif.
„Verstehe das jetzt bitte nicht falsch, Abby! Wir haben es beide doch nur gut gemeint. Auch als wir die Blumen bei den Petersons bestellt haben, hatte Tyler mich praktisch dazu gedrängt. Er wollte eben, dass du gut behandelt wirst.”
Abby fiel der Unterkiefer herunter. „
Er
hat dich gedrängt, mir Blumen zu schicken?”
Immerhin hatte Hunter so viel Anstand, verlegen auszusehen. „Gedrängt ist vielleicht nicht das richtige Wort. Ich hätte daran schon selbst irgendwann gedacht. Aber das ist nicht der Punkt. Gemeinsam mit Tyler nach seinen Regeln zu gehen ist für mich die Gelegenheit, mir einen Weg in seine Welt zu bahnen. Daran ist nichts Verwerfliches.”
„Und auch nichts Romantisches”, vervollständigte Abby mit bebender Stimme. Am liebsten hätte sie geheult. Jedes Mal, wenn sie glaubte, es gäbe Hoffnung für sie und Hunter, entpuppte er sich zu einem fremden Mann, mit dem sie nichts anfangen konnte. Ein sechsjähriger Junge musste ihm sagen, dass er Blumen kaufen sollte, um eine Frau glücklich zu machen. Dieser Gedanke war so erniedrigend, dass sie am liebsten im Boden versunken wäre.
„Komm schon, Abby!” Hunter stand auf und stellte sich vor sie hin. „Du weißt genau, dass ich dir diese Blumen mit all meinen Gefühlen geschickt habe.”
„Ach ja? Rote Rosen symbolisieren Leidenschaft, und ich kann in dir keinen Funken Leidenschaft
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