Julia Extra Band 0198
für Abby, sich wieder und wieder zu ermahnen, dass sie eine platonische Freundschaft mit Hunter anstrebte. Er benahm sich wie der perfekte Gentleman und sah aus wie die lebendig gewordene Fantasie einer jeden Frau. Perfekte graugrüne Augen, ein perfekter Körper und ein perfektes, strahlendes Lächeln, während er perfekte Pfannkuchen machte. Sie hatte zwar die Regel mit der platonischen Beziehung selbst aufgestellt, aber nach den letzten drei Wochen konnte sie sich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, warum sie es getan hatte.
Unwillkürlich fragte sie sich, wie es wohl wäre, wenn sie auf seinen Heiratsantrag eingegangen wäre. Obwohl er mich nicht liebt, ist er doch süß, sexy und atemberaubend schön, dachte sie. Und mit der Zeit würde er sich sicher in mich verlieben können. Immerhin hatte er es schon einmal getan, und die Leidenschaft in seinen Küssen spricht dafür, dass er Fähig wäre, es wieder zu tun.
Nein, stoppte sie sich selbst. Wenn ich ihn jetzt heirate, hätte er überhaupt keinen Grund mehr, nach seiner früheren Leidenschaft zu suchen. Immerhin hätte er schon alles, was er wollte: Tyler, mich, eine Ehe, ein Zuhause und Sicherheit. Dazu bräuchte er dann diese tiefe, intensive Liebe nicht mehr, die ich ihm so sehr wünsche. Und mir selbst natürlich auch!
Genüsslich trank Abby heißen Kaffee und aß die wohl köstlichsten Pfannkuchen, die sie je in ihrem Leben probiert hatte. Allein die Vorstellung, jeden Sonntag ein solches Frühstück serviert zu bekommen, war für sie fast ein Grund, einer Heirat zuzustimmen.
„Tyler, wenn du heute noch nichts vorhast, könnten wir vielleicht zusammen die Baustelle besichtigen, auf der ich arbeite”, schlug Hunter vor, und Abby verschluckte sich beinahe an ihrem Kaffee.
„Er kann auf keine Baustelle gehen!”
„Natürlich kann er das”, widersprach Hunter, im gleichen Moment, als Tyler sagte: „Ach, Mom!”
„Ich meine es ernst, Tyler. Du bist zu jung. Du könntest verletzt werden.”
„Nicht an einem Sonntag”, versicherte ihr Hunter schnell. „Heute läuft kein einziges Baugerät und kein Handwerker wird dort sein. Es müssen nur ein paar Stellen besichtigt und kontrolliert werden. Es wird nicht lange dauern, höchstens bis zum Mittag. Tyler hat bis dahin gar keine Zeit, sich zu langweilen.”
Den letzten Satz hatte er mit einem flehenden Unterton hinzugefügt, und Abby starrte ihn schweigend an. Eigentlich wollte sie ihm jede mögliche Minute mit seinem Sohn gönnen und vertraute darauf, dass er zuverlässig um Tylers Sicherheit besorgt war. Aber schon ein Blick in seine grünblauen Augen hatte gereicht, und sie hatte ohnehin jeden vernünftigen Gedanken vergessen. Nur die Küsse, die nun schon Wochen zurücklagen, waren in ihrer Erinnerung mehr als lebendig.
„Bitte, Mom?”, unterbrach Tylers Stimme ihre Gedanken, und sie brachte sich mit einem Ruck in die Wirklichkeit zurück.
„Ist gut. Geht schon, ihr beiden! Ich mache hier noch eben sauber.”
„Dafür führen wir dich nachher zum Mittag aus”, sagte Hunter spontan. Abby warf ihm einen warnenden Blick zu, seine Kompetenzen nicht zu überschreiten. Doch in seinem Gesichtsausdruck erkannte sie, dass er sich ihrer gemeinsamen Regeln noch durchaus bewusst war. „In Ordnung”, seufzte sie schließlich.
„Ich habe eine Herzensentscheidung bezüglich unseres Verhältnisses getroffen.”
Überrascht sah Hunter von dem Bericht auf, den er gerade las, während er auf der Verandaschaukel saß. Abby stand in einfachen Jeans und einem T-Shirt vor ihm, ihre langen Haare wehten wild um ihre Schultern. Ihr Anblick raubte ihm den Atem, und er schluckte schwer. Nun endlich war der Moment gekommen, auf den er drei lange Wochen hingearbeitet hatte.
„Setz dich doch!” Einladend klopfte er auf das Polster neben sich und konnte den Eifer in seiner Stimme kaum verbergen.
Offensichtlich etwas unsicher, setzte sie sich und fuhr sich mit der Zunge über ihre Lippen. „Ich mache mir Gedanken darüber, welchen Eindruck wir bei Tyler erwecken.”
Hunter konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Was könnte wohl falsch an dem Eindruck sein, den wir ihm vermitteln? Er kann sich doch als das glücklichste Kind auf der Welt schätzen.”
„Das ist es ja gerade. Wir haben keine ehrliche Beziehung zueinander und geben ein falsches Bild darüber ab, wie das Leben zwischen einem Mann und einer Frau ist, die zusammen sind.”
„Wie das?”, fragte Hunter unschuldig, obwohl ihm klar
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