Julia Extra Band 0198
die Kämpfe, die in dieser Beziehung alles begleitet hatten, was sie überhaupt lebenswert gemacht hatte.”
„Deshalb hältst du immer einen Teil von dir zurück?”, fragte Abby mit schwacher Stimme. Er hat eine andere geliebt, schoss es ihr durch den Kopf. Er hatte seine unwiderstehliche Leidenschaft mit einer anderen Frau geteilt, und das hat ihn gebrochen. Er ist noch immer reich, freundlich, ehrlich und mitfühlend, aber er wird nie wieder wahre Leidenschaft empfinden. Und er wird nie wieder lieben.
„Deshalb solltest du mir nicht trauen”, erzählte Hunter weiter. „Eigentlich wollte ich dich weiterhin davon überzeugen, mich zu heiraten. Aber nachdem ich jetzt mein Leben vor dir ausgebreitet habe, möchte ich selbst nicht einmal, dass du dich auf mich einlässt. Halte dich bitte von mir fern!”
„Gut”, entgegnete sie wie betäubt. Sie hatte kaum noch die Kraft zu atmen.
„Willst du, dass ich verschwinde?”
Wie erstarrt sah sie ihn an. „Ich weiß nicht. Du tust Tyler sehr gut.” Sie schwieg einen Moment, um eine sinnvolle Entscheidung treffen zu können. „Wir sollten Tyler erklären, dass wir nun einmal eine ungewöhnliche Lebenssituation haben. Da es nun klar ist, dass wir niemals eine Familie im konventionellen Sinne sein können, finde ich es wichtig, dass Tyler versteht, wie wir zueinander stehen.”
„Du glaubst, das funktioniert?”
Ihr Herz schien sie buchstäblich erwürgen zu wollen, und am liebsten wäre sie in ihr Schlafzimmer gerannt und hätte in ihr Kopfkissen geschrien. „Er sollte verstehen, dass wir keine Heiratsabsichten haben, obwohl wir zusammen leben und glücklich sein können.”
Zitternd atmete Hunter durch. „Okay.”
„Okay”, wiederholte Abby und erhob sich von der Schaukel. Es war ein Wunder, dass ihre Beine sie überhaupt trugen. Sie fühlte sich wie ein nasser Sandsack, aus dem jegliche Hoffnung herausgeprügelt worden war. Mühsam schaffte sie es bis zu ihrem Zimmer, bevor sie in Tränen ausbrach.
7. KAPITEL
„So stehen die Dinge, Tyler”, vollendete Hunter die kleine Rede, die er seinem Sohn gerade gehalten hatte. „Deine Mutter und ich sind nicht verheiratet, und wir haben keine Absicht, jemals zu heiraten. Aber weil wir deine Eltern sind und weil beide dich lieben, wollen wir auch beide mit dir zusammenleben.”
Hunter konnte gar nicht begreifen, warum Abby ihm erlaubte, in ihrem Haus und bei ihrem Sohn zu sein, wenn es sie so unglücklich machte. Das gebrochene Herz und der Kummer standen ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Trotzdem saß sie nun neben ihm und erlaubte ihm ohne Einschränkungen, seine Vaterrolle für Tyler auszufüllen. Es machte ihn verrückt, dass er der Grund für ihre Traurigkeit war, aber leider konnte er absolut nichts dagegen tun.
„Wir möchten nur nicht, dass du einen falschen Eindruck bekommst”, unterbrach Abby und streichelte den Unterarm ihres Sohnes, um seine Aufmerksamkeit zu erhalten. Mit großen Augen sah er sie an. „Wir wollen dir keine falschen Hoffnungen machen und dich nicht in dem Glauben lassen, dass etwas passiert, das nicht passieren wird.”
Diesen letzten Satz fand sie selbst so ungeschickt formuliert, dass sie frustriert eine Grimasse schnitt. Aber Hunter merkte, dass Tyler sie dennoch verstanden hatte.
„Hunter wird aber weiter hier wohnen?”, erkundigte sich Tyler.
Abby nickte, und Hunter bestätigte dies etwas nachdrücklicher. „Ja.”
„Und alles bleibt so, wie es jetzt ist?”
Nun nickte Hunter, und Abby versicherte schnell: „Absolut.”
Dann zuckte Tyler mit den Schultern. „Ist gut”, sagte er und rutschte von seinem Stuhl herunter. „Ich bin draußen und spiele mit Jimmy.”
„Jimmy Parker?”, fragte Hunter verwundert. Immerhin hatte dieser Junge seinen Sohn noch vor einigen Wochen geärgert.
Abby schnitt ihm das Wort ab. „Bist du sicher, dass du die Situation verstanden hast und damit zufrieden bist?”
Wieder zuckte Tyler mit den Schultern und sah sie fragend an. „Ja.”
„Dann kannst du los.” Seufzend erhob sie sich, und Tyler rannte zur Hintertür hinaus.
„Das lief ja ziemlich gut”, bemerkte Hunter erleichtert.
„Es war schon in Ordnung”, stimmte Abby ihm mit einem verkrampften Lächeln zu. Mit diesem Satz wandte sie sich zum Gehen.
Hunter hielt sie zurück. „Wo willst du hin?”
„Ich gehe heute Nachmittag mit Claire einkaufen, aber ganz ehrlich, Hunter, geht dich das nichts an. Eine Sache haben wir gestern Abend vergessen zu klären.
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