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Julia Extra Band 0211

Julia Extra Band 0211

Titel: Julia Extra Band 0211
Autoren: Laurey Bright Catherine George Helen Brooks Carol Grace
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verschiedenen Gemüsesorten, und begegnete Raouls fragendem Blick. Es war ihr Lieblingsessen. Colette – oder Raoul – schienen es in den fünf Jahren ihrer Abwesenheit nicht zu vergessen haben.
    “Oh, ja! Es schmeckt köstlich”, sagte sie leise. Neidisch registrierte sie, dass ihre vorausgegangene Auseinandersetzung seinen Appetit offenbar nicht im Geringsten beeinträchtigt hatte. Ganz in Gegensatz zu ihrem!
    “Und, warum isst du dann nicht? Hast du keinen Hunger?” Leigh errötete unter seinem forschenden Blick. “Colette hat sich so viel Mühe gegeben, deine Lieblingsspeisen zuzubereiten. Sie wäre schrecklich enttäuscht, wenn du das nicht honorieren würdest.”
    “Ja, es ist nur …” Sie brach ab und räusperte sich. “Der Tag war ein bisschen anstrengend für mich”, sagte sie schließlich. “Die lange Reise und so …”
    “Ah, ja! Und so …” Raoul verzog spöttisch den Mund. “Du meinst sicher die ungewohnte Anstrengung unseres Schwimmwettkampfes, nicht? Aber normalerweise wirkt so etwas doch eher appetitanregend.”
    “Normalerweise!”
    “Vielleicht einen Schluck Wein? Der rutscht auf jeden Fall leichter.” Er hielt ihr ein Glas
Côtes de Provence
hin – ihren Lieblingswein. Das ist unfair, dachte sie mit klopfendem Herzen. Er weiß genau, wie er mich schwach machen kann, und spielt mit mir wie eine Katze mit der Maus. Wie soll ich das noch zwölf Wochen lang aushalten? Das Ganze ist völlig verrückt! Sie seufzte frustriert auf und strich sich die dicken, kastanienbraunen Locken aus dem erhitzten Gesicht. Zum Glück hatte sie auf ihren eigenen Räumen bestanden, dahin konnte sie im Notfall wenigstens flüchten.
    “Wie bist du darauf gekommen, deine Haare wachsen zu lassen?”, fragte Raoul neugierig, nachdem Colette das Geschirr vom Hauptgang abgeräumt hatte. Anscheinend völlig entspannt, widmete er sich genüsslich einer Komposition aus Erdbeeren und Kirschen in Armagnac, die mit einer Vanillesahnecreme gekrönt waren. “Es steht dir jedenfalls ausgezeichnet.”
    “Ich wollte einfach eine Veränderung”, gab sie kurz zurück.
    “Eine Veränderung – soso …” Er warf ihr einen undefinierbaren Blick zu. “Und ich dachte immer, du hasst lange Haare.”
    “Ich habe meine Meinung in vielerlei Hinsicht geändert, seit ich weg bin. Außerdem hatte ich schon lange vorher das Bedürfnis, mich äußerlich und innerlich zu verändern. Aber meine Frisur hat keine spezielle Bedeutung. Jeff gefiel sie – wahrscheinlich habe ich meine Haare deshalb noch nicht abschneiden lassen.”
    “Wie bedacht von dir.” Seine Augen glitzerten wie kalter Stahl, und Leigh fühlte ein Kribbeln in ihrem Magen. Endlich hatte sie es geschafft, ihn aus seiner entnervenden Gelassenheit aufzurütteln. Mit seinem Zynismus konnte sie viel besser umgehen als mit seiner Freundlichkeit. Dagegen hatte sie keine Waffe. “Seltsamerweise hatte ich nie das Gefühl, dass du den Wunsch haben könntest, dich nach
meinen
Vorlieben zu richten.”
    “Nicht?” Endlich befand sie sich wieder auf vertrautem Terrain. Leigh zog ihre geschwungenen Augenbrauen bis zum Stirnansatz hoch. “Seltsam! Nun, ich denke, wir haben einfach unterschiedliche Erinnerungen an unsere Vergangenheit. Es ist ja auch schon so lange her. Ich glaube, du solltest endlich akzeptieren, dass wir uns inzwischen auseinandergelebt haben.”
    “Nicht ganz, möchte ich behaupten”, sagte er zynisch. “Offensichtlich gibt es etwas, was uns immer noch verbindet und immer verbinden wird.” Er ließ seinen Blick beziehungsvoll auf dem Ansatz ihrer Brüste ruhen. Leigh senkte rasch den Kopf und rang um Fassung.
    “Was ist das?”, fragte Raoul plötzlich scharf und riss mit einem Ruck die schwere Leinendecke hoch, um unter den Tisch schauen zu können. “Oscar! Leigh! Du weißt genau, dass ich keine Tiere im Raum dulde, solange wir bei Tisch sitzen!”
    “Ach, Raoul. Es ist mein erster Abend hier. Er freut sich doch nur, mich wiederzusehen.”
    Raoul stieß ein raues Lachen aus. “Das hat er in den vergangenen fünf Jahren nicht ein einziges Mal gewagt. Was für Aussichten für die nächsten drei Monate!” Einen Moment lang schien er mit sich zu ringen, dann zuckte er verärgert mit den Schultern. Für Leigh glich sein Verhalten einer kleinen Kapitulation.
    “Ist das denn wirklich so schlimm?”
    “Ja, das ist es.” Er nahm einen tiefen Schluck aus seinem Weinglas. “Du wirst ihn wieder verlassen, und er wird es noch weniger verstehen als
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