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Julia Extra Band 0211

Julia Extra Band 0211

Titel: Julia Extra Band 0211 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurey Bright Catherine George Helen Brooks Carol Grace
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gewohnten Spottlust suchte, aber er verzog keine Miene. “Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dir das abnehme?”
    “Ehrlich, Leigh, langsam ist es mir egal, was du denkst oder glaubst”, sagte er müde. “Ich jedenfalls habe bisher immer noch gehofft, dass du irgendwann erwachsen genug sein wirst, die Dinge auch mal aus einer anderen Perspektive als nur aus deinem kindlich verdrehtem Bewusstsein zu sehen. Aber du hast deine verletzte Seele hermetisch verschlossen und abgeriegelt und gibst niemandem auch nur die geringste Chance, zu dir durchzudringen.” Er schwieg einen Moment gedankenvoll, und Leigh hielt zitternd die Luft an.
    “Was glaubst du, wie ich mich gefühlt habe, als wir uns kennengelernt haben”, fuhr er dann in abwesendem Ton fort. “Da war sie, die Frau, auf die ich mein Leben lang gewartet hatte – blutjung und beängstigend unerfahren. Ich wollte dir die Welt zu Füßen legen, dir alles zeigen und beibringen, was du nie gehabt und erfahren hast. Vielleicht hätte ich mich dir nicht so ausschließlich widmen sollen. Vielleicht habe ich dich damit überfordert …” Sein Gesicht verhärtete sich. “Doch ich habe inzwischen einen sehr hohen Preis für meinen Fehler bezahlt!”
    “Raoul!” Sie hatten beide längst aufgehört zu tanzen. Als er sich der neugierigen Blicke um sich herum bewusst wurde, führte Raoul seine Tanzpartnerin zu einem freien Stuhl am Rande der Tanzfläche und zog einen zweiten für sich heran. “Raoul, ich verstehe nicht, was …”
    “Halt endlich den Mund, Leigh!” Das kam mit solcher Härte, dass sie tatsächlich den Mund schloss und wie erschlagen auf den Stuhl sank. Auch er setzte sich jetzt hin, streckte seine langen Beine von sich und musterte seine Frau grimmig unter zusammengezogenen Brauen. “Damals dachte ich, dass du wissen müsstest, wie viel mir an dir lag, aber nach diesem dummen Zwischenfall mit Marion …” Er fing ihre Hand auf halbem Weg zu seinem Gesicht ein und legte sie mit einem groben Griff in ihren Schoß zurück. Seine Augen glühten vor Wut. “Jetzt hör mir mal zu, du kleines Biest!”, zischte er leise. “Ich habe mir von dir in den letzten Wochen so einiges bieten lassen, aber damit ist jetzt Schluss! Ich glaube, ich habe dich schon viel zu lange in Watte gepackt! Aber es reicht mir endgültig!” Als sie versuchte, seinem Blick auszuweichen, legte er einen Finger an ihr trotziges Kinn und zwang sie, ihm wieder ins Gesicht zu schauen.
    “Ist dir jemals der leiseste Zweifel an deiner Version dieser verdammten Geschichte gekommen? Hast du nie versucht nachzudenken …”
    “Und ob ich versucht habe nachzudenken!”, unterbrach sie ihn hitzig. “Wochenlang habe ich nichts anderes getan und geglaubt, ich würde darüber noch wahnsinnig werden! Ich wollte nicht glauben, dass du mich so demütigen könntest, dass du unsere Ehe, unser Heim zerstören könntest …” Ihre Stimme versagte.
    “Warum hast du mir dann nie Gelegenheit gegeben, mich zu rechtfertigen, dir die Situation zu erklären?”, fragte er heiser.
    “Weil es daran nichts zu erklären gab”, erwiderte sie mit schwankender Stimme. “Du denkst vielleicht, wenn ich dich wirklich lieben würde, müsste ich dir diese Affäre verzeihen können, aber das kann ich nicht.” Sie starrte ihm wild ins erstarrte Gesicht. “Ich kann es einfach nicht, Raoul!”
    “Nein, das verstehe ich”, sagte er tonlos. “Solltest du jemals mit einem anderen Mann schlafen, würde ich ihn umbringen.”
    “Aber wie kannst du so etwas sagen, wenn …”
    “Wenn was?”, unterbrach er sie barsch. “Ich habe nichts getan, dessen ich mich schämen müsste. Nicht in den achtzehn Monaten unserer Ehe, und auch nicht in der Zeit danach.”
    “Du …” Ihr fehlten die Worte. “Ich … ich höre mir das nicht länger an”, sagte sie kalt und sprang auf. Sie ignorierte seinen gezischten Protest und verschwand in einer Woge von lavendelfarbener Seide im Haus. Leigh holte erst wieder Luft, nachdem sie die Tür zur improvisierten Damengarderobe hinter sich geschlossen hatte. Zum Glück war sie leer. Dort sank sie auf einen kleinen gepolsterten Stuhl und lehnte ihre Stirn gegen das kühle Spiegelglas. Wie lange sie dort saß, konnte sie nicht sagen, aber als sie den Kopf hob und in den Spiegel schaute, wusste sie, dass es ein Fehler gewesen war, so Hals über Kopf davonzustürzen. Sie hätte bleiben müssen, um endlich alle Fakten zu erfahren. Es war der einzige Weg, um in ein normales Leben

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