Julia Extra Band 0213
noch ganz hübsch, aber die Schnitzereien waren doch recht grob. Eins war sicher: Cooper hatte recht gehabt mit seiner Behauptung, dass niemand sonst so viel dafür bezahlen würde wie er.
Du hättest die fünfhundert nehmen und damit verschwinden sollen, dachte Hannah ironisch.
Was würde Cooper als Nächstes versuchen? Überredung? Drohungen? Regelrechten Diebstahl? Sie beschloss, einige Maßnahmen zum Selbstschutz zu ergreifen.
Sobald sie die Hochzeitsschatulle in einem Versteck deponiert hatte, von dem sie hoffte, dass es vor Cooper sicher war, war sie eins ihrer Probleme los. Das nächste war Brenton Bannister. Brenton und seine Einladung zu einem ganz besonderen Abend.
Das flaue Gefühl im Magen, das sie gehabt hatte, als er die Einladung aussprach, meldete sich schon allein beim Gedanken daran wieder zurück.
Hannah saß über Jacob Jones’ Dokumente gebeugt, als Brenton eintrat. “Was machst du denn noch? Ich warte schon auf dich.”
Sie hörte auf, halb zerrissene Belege wieder zusammenzukleben. “Du sagtest, dass du den ganzen Nachmittag Mandanten hast. Ich habe deiner Sekretärin gesagt, dass ich hier bin, wenn du mich brauchst.”
“Sehr diskret von dir, es so zu formulieren.” Er lachte leise in sich hinein. “Ich wusste immer, dass du Verstand hast, Hannah. Sie sagte, dass du mit leuchtenden Augen hereinkamst und so aussahst, als ob du eine große Überraschung erlebt hast.”
“So kann man das auch ausdrücken.”
“Erzähl mir die guten Neuigkeiten, Wie bist du mit Ken Stephens klargekommen? Und wann wird Isobels Nachlass endgültig geregelt sein?”
“Oh, es ist eigentlich schon alles erledigt”, erwiderte Hannah trocken.
“Ich hatte recht, nicht wahr?” Brenton schob einen Stapel Papiere beiseite und setzte sich auf den Schreibtisch. “Sie hat dir alles vermacht, was sie besaß.”
“Könnte man sagen.”
“Na, was habe ich dir gesagt?” Seine Stimme triefte vor Zufriedenheit. “Du kannst mir alle Einzelheiten bei einem schönen langen Abendessen erzählen.”
Hannah stand auf und erklärte beiläufig: “Du hattest völlig recht, Brenton. Das einzige Problem in deinem Szenario ist nur, dass Isobel ihr ganzes Geld ausgegeben hat und ohne einen Pfennig gestorben ist. Deshalb hatte ich auch recht – sie hat mir nämlich überhaupt nichts hinterlassen.”
Sie war schon fast an der Tür, als sie bemerkte, dass Brenton sich nicht gerührt hatte. Nur sein Mund stand weit offen.
Das war ja in etwa auch ihre Reaktion gewesen. Es hatte sie nicht überrascht, nichts zu erben – aber die Tatsache, dass es überhaupt nichts zu erben gab, war schon eine Überraschung.
“Nichts?” Brentons Stimme war nur noch ein Krächzen. “Aber sie war eine wohlhabende Frau!”
“Sie schien eine wohlhabende Frau zu sein”, berichtigte Hannah ihn. “Sie war eine richtige Expertin darin, den Eindruck zu vermitteln, dass sie vermögend war.”
“Nichts”, wiederholte Brenton. “Sie hat dir absolut gar nichts vermacht.”
Hannahs Augen verengten sich: “Warum ist das eigentlich so wichtig?”
“Oh, ich habe nur …” Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. “Ich war mir nur so sicher. Jedenfalls schien sie immer anzudeuten, dass du alles bekommen würdest.”
Hannah stützte die Hände auf den Tisch. “Du hast ernsthaft angenommen, dass ich steinreich werden würde, nicht wahr?”
Er antwortete nicht, sondern wandte voller Unbehagen seinen Blick ab.
Und du hattest wohl geplant, dir einen ordentliche Batzen meines vermeintlichen Reichtums unter den Nagel zu reißen!
Deshalb hatte er sie nach Monaten der unverbindlichen Freundschaft also heute Abend eingeladen. Deshalb hatte er davon gesprochen, sie besser kennenlernen zu wollen und den Rest in der Schwebe gelassen. Und genau wie er es geplant hatte, hatte Hannah sich ihren Teil dazu gedacht.
Jetzt wurde ihr auch klar, wie sehr er darauf bedacht gewesen war, nichts zu sagen, worauf man ihn festlegen konnte. Sogar die Einladung zum Abendessen war sehr vorsichtig formuliert …
Hannah versuchte mit ruhiger Stimme zu sprechen: “Gehen wir immer noch zusammen aus heute Abend, Brenton?”
Sie war sich nicht sicher, was sie tun würde, falls er Ja sagte. Eher würde sie mit einer Klapperschlange essen gehen. Sie vermutete allerdings, dass Brenton so erpicht darauf war, sich aus der Situation herauszuwinden, dass er gar nicht auf die Idee kam, sie könnte bluffen.
“Also eigentlich …”, krächzte er, “ich bin sicher,
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